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Falschgeld "Geldscheine sind kleine Kunstwerke"

Geldabheben kann man nicht nur an Bankautomaten, sondern auch beim Einkauf im Supermarkt. Doch hier gilt es aufzupassen: Wie man Falschgeld erkennt, erklärte die Bundesbank beim Besuch in Delmenhorst.
29.06.2022, 13:02 Uhr
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Von Kerstin Bendix-Karsten und Wiktoria Kijak

Bereits seit Jahren dünnen Banken ihre Filialnetze aus. Mit der fortschreitenden Schließung verschwinden auch die Geldautomaten. Da bildet Delmenhorst keine Ausnahme. Ein Beispiel ist die OLB. Seit 2019 hat die Regionalbank die Standorte an der Bremer Straße, Hasporter Damm, Oldenburger Straße und Stedinger Straße geschlossen. Nur noch an der Bahnhofstraße bietet sie drei Geldein- und -auszahlautomaten an. "Bei diesen drei Automaten ist keine Reduzierung vorgesehen", versichert Pressereferent Timo Cyriacks und verweist zugleich auf die darüber hinaus bestehenden Möglichkeiten, um an Bargeld zu kommen. So könne mit der EC-Karte unabhängig vom Institut an allen Geldautomaten mit Mastercard-Symbol Bargeld abgehoben werden. In den meisten Fällen sei dies auch gebührenfrei. "Das Gleiche geht im Zuge des Einkaufens auch mit der Girocard gebührenfrei in diversen Supermärkten, Discountern, Baumärkten und Tankstellen", sagt Cyriacks.

Fühlen, sehen, kippen

Das Geldabheben im Supermarkt hat allerdings einen Haken. "Bei Banken kann man sich 100-prozentig sicher sein, dass das Geld echt ist. Bei Supermärkten nicht", erklärte Kerstin Holtkamp, Falschgeldexpertin der Bundesbank, die diese Woche im Rahmen einer deutschlandweiten Roadshow mit ihrem Ausstellungstruck auf dem Rathausplatz in Delmenhorst Halt gemacht hat. Fälschungen von echten Scheinen zu unterscheiden, sei jedoch nicht schwer, wenn man weiß, auf was man achten muss. Fühlen, sehen, kippen – so lautet der Rat der Bundesbank. "Geldscheine sind kleine Kunstwerke", erklärte Holtkamp, die in der Bundesbankfiliale in Oldenburg arbeitet. Auf jedem Geldschein seien mindestens sieben Sicherheitsmerkmale angebracht. "Wir versuchen, den Fälschern immer einen Schritt voraus zu sein", merkte Holtkamp an. Derzeit arbeite die Bundesbank an einer neuen Serie von Geldscheinen. 

Zwei einfache Tipps

Um zu prüfen, ob ein Schein echt ist, muss man nicht alle Sicherheitsmerkmale kontrollieren. Worauf es ankommt, erklärte die Falschgeldexpertin. Ihr erster Tipp scheint ganz simpel. Auf der Vorderseite eines jeden Geldscheins findet sich in der unteren linken Ecke die sogenannte Smaragdzahl. "Wenn man den Schein hin und her dreht, sieht man auf dieser Zahl einen Lichtbalken auf- und ablaufen", erklärte Holtkamp. Bei einem gefälschten Geldschein bewege sich der Balken nicht.

Ihr zweiter Tipp ist auch nicht kompliziert. "Bestimmt hat man schon einmal gesehen, wie die Kassiererin den Geldschein glatt streicht", sagte Holtkamp. In Wirklichkeit prüfe sie so, ob am rechten oder linken Rand des Geldscheins zarte Rillen zu spüren sind. "Dadurch, dass Geldscheine aus Baumwolle bestehen, konnte die Maschine an einigen Stellen mehr Farbe aufladen, was zur Bildung der Rillen führt", erklärte die Falschgeldexpertin. Wenn keine Rillen an der Seite zu fühlen sind, wisse man, dass es sich um einen gefälschten Geldschein handelt.

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42.000 Fälschungen

Täglich muss die Bundesbank zahlreiche Geldscheine auf deren Qualität prüfen und stößt dabei auch auf Fälschungen. "Allein im Jahr 2021 sind 42.000 Fälschungen aufgetaucht", berichtete Holtkamp. Zusammen mit den Fälschungen werde auch sogenanntes "schlechtes" Geld aussortiert. Das bezeichnet Geld, das beispielsweise schon angerissen oder bemalt wurde. "Das ganze Geld muss dann geschreddert werden", erzählt die Falschgeldexpertin.

In Delmenhorst ist Falschgeld derzeit offenbar kaum im Umlauf. "Wir haben kein nennenswertes Problem mit dem Falschgeldvorkommen", erklärt Katja von Elbwart, Sprecherin der Volksbank Delmenhorst, die insgesamt 13 Geldautomaten an elf Standorten betreibt. Fünf dieser Automaten sind sogenannte Recycler, die auch für Einzahlungen genutzt werden können. Diese Automaten erkennen laut von Elbwart Falschgeld sofort und behalten es ein: "Der Kunde bekommt in solch einem Fall einen Beleg über das Falschgeld gedruckt." 2021 hatte die Volksbank Delmenhorst elf Vorkommnisse mit Falschgeld, in diesem Jahr waren es bisher vier Fälle. "Das hält sich also in Grenzen. Meist handelt es ich um Movie Money oder einfache Kopien", sagt Katja von Elbwart.

Ähnliches berichtet auch die OLB über Falschgeld. "Sowohl 2021 als auch im bisherigen Verlauf 2022 haben sich weniger als eine Handvoll Fälle zugetragen, mit denen wir zu tun hatten", erklärt Timo Cyriacks. Sollte jemand versuchen, Falschgeld in einen Automaten zu geben, um den Betrag auf dem Konto gutschreiben zu lassen, würde dieser das Falschgeld erkennen und eine entsprechende Meldung absetzen. In einem solchen Fall "behalten wir den gefälschten Schein ein und übergeben diesen an die Polizei, die ihrerseits den Fall dann weiter bearbeitet", führt Cyriacks aus.

Ein Gespür für Falschgeld

Auch bei den Inkoop-Märkten in Delmenhorst ist Falschgeld kein großes Problem. "Das kommt nur wenig vor. Es ist vielleicht ein Schein im Jahr", berichtet Inkoop-Geschäftsführerin Petra Kosten. Ihre Mitarbeiter würden bei der Kassenschulung auch auf das Erkennen von Falschgeld geschult. "Wenn man immer an der Kasse sitzt, entwickelt man auch ein Gespür dafür", ist Kosten überzeugt. Ab 50 Euro werde zudem jeder Schein unter einem Prüfgerät noch einmal kontrolliert. "500 Euroscheine nehmen wir gar nicht an", erklärt Kosten.  

Info

Die Bundesbankfiliale in Oldenburg bietet kostenlose Schulungen ab 15 Personen zum Thema "Wie erkennt man Falschgeld?" an. Wer Interesse hat, muss sich nur bei der Bundesbankfiliale in Oldenburg melden.

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