Bianca Dabrowski liebt die Natur. Ihren etwa 350 Quadratmeter großen Reihenhausgarten an der Vegesacker Straße in Heidkrug gestaltet sie streng nach ökologischen Kriterien. Auf den Einsatz der chemischen Keule verzichtet sie komplett, Gifte kommen ihr nicht auf die Beete. Den sich auch auf ihrem Grundstück hartnäckig ausbreitenden Giersch beispielsweise, versucht sie allein mechanisch in den Griff zu bekommen. "Ich grabe das Wildkraut mitsamt seinen Wurzeln aus, und das versuche ich möglichst umfassend zu tun", beschreibt sie ihren Kampf gegen die sich unterirdisch weit verzweigenden Rhizome. Selbst kleinste, übersehene Wurzelstücke des Gierschs können neue Pflanzen aufwachsen lassen.
Das Gärtnern hat Dabrowski nicht als Ausbildungsberuf gelernt oder studiert, ihre Kenntnisse eignet sie sich selbstständig an, erzählt die 42-jährige Speditionskauffrau beim Gang durch ihr Refugium. Gerade hat sie an einem Seminar bei Arbeit & Ökologie an der Amersfoorter Straße in Bremen-Huchting teilgenommen. Dort wurde sie nochmals in ihrer Philosophie unterstützt, dass ein natürlicher Garten keine unbewachsenen Flächen aufweist. Eng an eng pflanzt Dabrowski Stauden nebeneinander. Oder sie lässt Pflanzen, die sich selbst angesiedelt haben, stehen, "wenigstens solange sie einen Nutzen für Insekten haben". Denn ihre zweite Devise lautet: "Ich kämpfe um jede Blüte."
Vom Anblick der Wildbienen entzückt
Dabrowski fühlt sich nämlich durch den Anblick von Wildbienen entzückt. Sie berichtet von den pelzig-behaarten Erd- und Ackerhummeln, die sich in ihrem Garten nachts auch in offenen Blüten einnisten. Am Tage kreisen Zitronenfalter und andere Schmetterlingsarten über Fingerhut, Brennnessel und Faulbaum. Das Vorkommen des letztgenannten Gehölzes sei zwingende Voraussetzung dafür, dass sich Zitronenfalter überhaupt ansiedeln können, weiß Dabrowski. Der Faulbaum sei ein Moorstrauch und erfreue sich wohl wegen seines Namens und auch der nur winzigen Blüten, die ausgebildet werden, keiner großen Beliebtheit.
Dabrowski hegt den in ihrem Garten gedeihenden Fenchel. Dessen Dolden sollen die Schmetterlingsart Schwalbenschwanz anlocken. Malven wechseln sich mit Natterkopf und der dornigen Hauhechel ab. Als Rosen wählt die Hobbygärtnerin offenblühende Sorten, damit diese auch bei den Bienen gut ankommen. Vom Frühjahr bis in den Herbst sollen die Hautflügler in ihrem Garten Nektar finden und sammeln können, jetzt blüht gerade der Mönchspfeffer.
Angesprochen auf ihre Arbeitszeit, die ihr der Garten beschert, überrascht Dabrowski. "Eine Stunde", antwortet sie und meint damit "pro Woche". Nach und nach schneidet sie Ranken ab oder befreit Pflanzen von verwelkten Blüten. Den Rasen mäht Dabrowski selten, das war für sie in diesem Sommer aber auch eine Folge der Trockenheit.

Alles soll blühen, Bianca Dabrowski führt durch ihren Reihenhausgarten.
Die Bienen danken es Dabrowski für ihre naturnahe Gartengestaltung auch durch Sameneinträge aus der Umgebung. So trugen sie neben ihrer Bestäubungsleistung das Ferkelkraut ein, das Dabrowski gerne zwischen Gehwegplatten wachsen lässt. Aus einer gepflasterten Fläche gedeihen Gerstenähren, "die sind über die Winterfütterung für die Vögel dorthin gekommen". Das mag wenig gepflegt aussehen, gibt die Gartenbesitzerin zu, aber Schönheit liegt nun einmal im Auge des Betrachters. Auch Schnittknoblauch vermehrt sich ohne Mühe, "die Blätter kann man abschneiden und sogar essen", sagt sie. Platz für Bäume gibt der Garten des Eckgrundstücks nicht her, trotzdem lässt Dabrowski eine Weide sprießen und hofft, dass sie im Frühjahr "Weidenkätzchen" ausbildet, danach kann das Gehölz noch immer ausgerissen werden. Einen Tea-Berry-Strauch gönnt sich Dabrowski und schätzt die ein wenig herb schmeckenden Früchte. Neben dem Haus unterhält sie, hinter Sträuchern, zwei Kompostbehälter, so wird Laub und organischer Unrat wieder als Dünger nützlich und im Kreislauf eingesetzt.
In diesem doch sehr trockenen Sommer hat Dabrowski nur ganz wenig gewässert. Ein paar Regenfässer nehmen das Wasser vom Dach auf. Mit dem Gießen kann sie auch deswegen sparsam sein, weil sie überwiegend standortgerechte Pflanzen im Garten wachsen lässt. Auf einen gesprengten Rasen kann sie ohnehin gerne verzichten.