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Kindertagesstätten in Delmenhorst Die Platz-Angst der Eltern

Die Zahlen sind erstaunlich hoch: Bei rund 400 Kindern wissen die Eltern noch nicht, ob sie einen Krippen- oder Kindergartenplatz erhalten und wenn ja, wo. Und in drei Wochen beginnt das neue Kindergartenjahr.
09.07.2019, 20:20 Uhr
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Die Platz-Angst der Eltern
Von Andreas D. Becker

Fast 500 Kinder haben aktuell noch keinen Platz in einer Krippe, in einem Kindergarten oder bei einer Tagespflegeperson gefunden. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Fachdienstes Kindertagesbetreuung hervor, die dem DELMENHORSTER KURIER vorliegen. Was aber nicht bedeutet, dass diese Kinder mit Beginn des neuen Kindergartenjahres unversorgt sein werden. Bei den meisten ist derzeit lediglich offen, wo sie unterkommen. Das bedeutet aber auch, dass zahlreiche Eltern für ihre Kinder am 1. August mit leeren Händen dastehen. „Aufgrund der hohen Nachfrage werden nicht alle Kinder, die für eine der Betreuungsmöglichkeiten angemeldet sind, versorgt werden können. Aber: Erfahrungsgemäß werden noch etliche Plätze im Nachrückverfahren vergeben werden können“, erklärt Stadtsprecher Timo Frers.

Wie sieht es bei den Kindergartenplätzen aus? „Auf der zentralen Warteliste stehen aktuell etwa 200 Kinder“, teilt die Stadtverwaltung mit. Naturgemäß ist die Konfusion in diesem Bereich immer am größten. Das liegt daran, dass die Vergabe von Kindergartenplätzen nicht von der Stadt zentral organisiert wird, sondern die Kindertagesstätten für die Platzvergabe selbst zuständig sind. Zudem spielen auch einige andere Faktoren wie Umzüge von Familien, nicht angenommene Plätze oder „Flexikinder“, die doch zur Schule gehen, eine Rolle. „Hinzu kommt, dass sich die meisten Eltern in mehreren Kindergärten angemeldet haben, sodass aktuell unversorgte Kinder auf mehreren Wartelisten stehen werden“, erklärt der Fachdienst Kindertagesbetreuung. Deshalb kann die Verwaltung derzeit nicht genau beziffern, wie viele Kinder zum 1. August tatsächlich noch keinen Kindergartenplatz haben.

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Eltern, die aber immer noch auf der Suche nach einem Platz sind, können sich an das Familien- und Kinderservicebüro wenden, denn dort wird die bereits erwähnte zentrale Warteliste für Kindergartenplätze geführt. „Voraussetzung für die Aufnahme auf der zentralen Warteliste ist, dass Eltern ihre Kinder in mindestens drei Kindergärten angemeldet haben.“ Wenn die Nachrückerplätze verteilt werden, sollen Kinder mit besonders großem Bedarf bevorzugt versorgt werden.

Wie ist die Lage bei den Krippenplätzen? „Auf der Warteliste für einen Krippenplatz zum 1. August 2019 stehen aktuell rund 240 Kinder“, erklärt die Stadtverwaltung. In diesem Fall ist die Zahl auch sehr verlässlich, denn anders als bei den Kindergartenplätzen werden die Krippenplätze zentral von der Stadt vergeben. „Eine Schwierigkeit bei der Vergabe der Krippenplätze stellt vor allem die gesetzlich festgeschriebene Altersstruktur der Krippengruppen dar“, erläutert Timo Frers. So dürfen in einer Krippengruppe, in der im Regelfall 15 Kinder betreut werden, maximal sieben Kinder jünger als zwei Jahre alt sein. Sollte ein achter Unter-Zweijähriger in eine Gruppe kommen, darf sie maximal noch zwölf Kinder aufnehmen. Doch kleinere Gruppen kann sich die Stadt nicht erlauben, weil dann noch mehr Krippenplätze als eh schon fehlen würden.

Und wie steht es um die Versorgung bei Tagespflegepersonen? Deutlich besser, aber auch nicht so gut, wie die Stadt es gern hätte. „Aktuell stehen circa 60 Kinder auf der Warteliste für eine Kindertagespflege im Kalenderjahr 2019“, teilt die Verwaltung mit. Dabei geht es aber nicht nur um Unter-Sechsjährige, sondern auch um Schulkinder.

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Was unternimmt die Stadt? Jedes Jahr will die Stadt eine neue Kindertagesstätte eröffnen. Das hat auch Oberbürgermeister Axel Jahnz immer wieder betont, zuletzt im Januar dieses Jahres, als die Kita Schafkoven der Arbeiterwohlfahrt eröffnet wurde. Das Soll für dieses Jahr ist also erfüllt. Die Planungen für die kommenden Jahre lauten: 2020 soll die Einrichtung am Moorkamp in Brendel folgen, 2021 wäre die Kita Schreberstraße in Annenheide dran, 2022 müsste die neue Kita im Wollepark folgen. Dieses ehrgeizige Ziel wird die Stadt kaum einhalten können.

Aktuell sieht es nicht so aus, als ob die neue Kindertagesstätte an der Moorkampstraße wirklich im kommenden Jahr fertig sein wird. Dabei war das Projekt für eine schnelle Umsetzung prädestiniert: Das Grundstück gehört der Stadt, es musste kein Bebauungsplan aufgestellt werden und zudem sollte nach den eigenen Bauplänen der Stadt seriell gebaut werden. Doch so einfach ging es dann nicht. Zuerst gab es Probleme mit dem Boden. Darin wurden Altlasten gefunden, also musste der Untergrund ausgetauscht werden. Doch wer am Dreieck Moorkamp- und Overbergstraße sowie Brendelweg vorbeifährt, sieht eine ruhende Brachfläche. Dort, wo eigentlich schon längst gebaut werden sollte, geschieht aktuell: nichts.

Was der für den Bau zuständige Fachbereichsleiter der Stadt, Andreas Tensfeldt, ein wenig relativiert: Der Baubeginn habe bereits stattgefunden, Baumfällarbeiten und Bodenaustausch seien abgeschlossen. Derzeit laufen die Arbeiten zur Herstellung der Fundamente und der Sohlplatte. Das Problem ist aber, wie mittlerweile häufiger bei städtischen Bauprojekten, ein anderes: Der längst geplante Baustart musste verschoben werden, weil die Ausschreibungen keine verwertbaren Ergebnisse lieferten. Die Aufträge für Holzrahmenbauarbeiten, Zimmererarbeiten, Dachdeckerarbeiten, Fenster und Türen mussten erneut ausgeschrieben werden. Tensfeldt: „Wir gehen von einem Beginn dieser Bauleistungen Anfang Dezember 2019 aus. Eine Eröffnung zum Kindergartenjahr 2020/2021 ist damit leider nicht mehr möglich.“

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