Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Hochwasserschutz Delmenhorst Deich entlang der Delme soll ertüchtigt werden: So ist der Zeitplan

Der Deich an der Delme ist sanierungsbedürftig. Die Stadt Delmenhorst hat in ihrem Haushalt dafür bereits Mittel eingestellt. Warum sich dennoch bislang nichts tut, erklärt Matthias Stöver vom Ochtumverband.
28.04.2024, 17:05 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Deich entlang der Delme soll ertüchtigt werden: So ist der Zeitplan
Von Kerstin Bendix-Karsten

Auf einer Länge von gut 1,5 Kilometer erstreckt sich links und rechts der Delme von der Talsperre in Schlutter bis in die Graftanlagen der Deich. Er soll die angrenzenden Flächen vor Hochwasser schützen. Doch der Deich, der im rechlichen Sinne eigentlich "nur" Verwallungen ist, ist in keinem guten Zustand. Deshalb soll er saniert werden. Wann genau die Arbeiten starten werden, lässt sich noch nicht absehen. In diesem Jahr wird es jedenfalls nichts, davon geht Matthias Stöver, Geschäftsführer des Ochtumverbands, der die Trägerschaft für den Bau übernommen hat, aus.

Wie ist der aktuelle Stand der Planungen?

Der wasserrechtliche Planfeststellungsbeschluss liegt vor. "Die Baugenehmigung ist also erteilt", erläutert Matthias Stöver. Was nun noch fehlt, ist die finale Finanzierung. Nach Schätzungen des Ochtumverbandes werden die voraussichtlichen Kosten bei sechs Millionen Euro liegen. 70 Prozent davon sollen über Fördermittel des Landes und der EU aus dem Topf "Hochwasserschutz-Binnenland" finanziert werden. "Der Antrag ist gestellt, aber noch nicht beschieden", so Stöver. Die restlichen 30 Prozent der Kosten übernimmt die Stadt Delmenhorst. Wie die Stadtverwaltung erklärt, sind in den Haushaltsjahren 2024 und Folgende Mittel dafür bereitgestellt.

Wieso muss der Delme-Deich überhaupt saniert werden?

Die Höhe der Deiche ist in Ordnung, wie der Geschäftsführer des Ochtumverbandes erklärt. Das Problem sei der Aufbau selbst. "Das Bodenmaterial ist historsch", sagt Stöver. Es handele sich um aufgeschütteten Mischboden, der jedoch keine dichtende Eigenschaften hat. Auch Wühltiere, wie Maulwürfe, Mäuse, Bisamratten und Nutrias, sorgen für Probleme.

Inwiefern sind Bäume am Deichfuß ein Problem?

Entlang der Delme befinden sich am Deichfuß zahlreiche Bäumen. "Aus heutiger Sicht ist es unglücklich, dass man einst diese Anpflanzungen vorgenommen hat", sagt Matthias Stöver. Wenn es einen Sturm gibt und die Bäume umstürzen, könne dies zu Schäden am Deich führen. Insbesondere im Bereich um die ehemalige Militärbadeanstalt (Mili) und auch auf Höhe des Sportplatzes gibt es einen Bewuchs, der sich bis zur Deichkrone entwickelt habe.

Was ist im Rahmen der Sanierung konkret geplant?

Die Sanierung der insgesamt drei Kilometer Deichlinie erfolgt laut Matthias Stöver "sehr heterogen". In einigen Bereichen ist ein Teilneubau geplant. Das heißt, parallel zum bestehenden Deich soll eine neue Dammtrasse gebaut werden. Zwischen dem alten und neuen Deich entstehe dann Raum, in dem sich die Natur zu einer ökologisch wertvollen Auenlandschaft entwickeln kann. "Das gilt zugleich als Ausgleich- und Ersatzfläche", so Stöver. In den Bereichen, wo alte Bäume stehen oder nicht genug Platz ist, wird der Delme-Deich mit Stahlspundwänden ertüchtigt. Auf diese Weise werde der Deich "standsicher". Wie Stöver erklärt, ist diese Maßnahme eine aufwendige.

Wie lange werden die Arbeiten dauern?

Der Zeitplan für die Deichsanierung hängt von den Fördermitteln ab. Innerhalb von zwei Jahren würden sich nach Einschätzung von Matthias Stöver die kompletten Maßnahmen umsetzen lassen. Allerdings geht der Geschäftsführer nicht davon aus, dass die Arbeiten in einem Rutsch vorgenommen werden, sondern "Schritt für Schritt".

Dürfen Spaziergänger den Delme-Deich nach der Sanierung betreten?

Der neu errichtete Deichverteidigungsweg bleibt der Öffentlichkeit weiterhin zugängig und kann als Wander- und Radweg genutzt werden, erklärt die Stadtverwaltung auf Nachfrage. Auf dem Deichverteidigungsweg werden allerdings keine Bänke errichtet, um keine Hindernisse und Gefahrenstellen zu bekommen.

Wann wird die Sanierung starten?

Das lässt sich noch nicht genau sagen. Sobald die Fördermittelzusage beim Ochtumverband eingeht, stehen die Ausführungsplanung und Auschreibung an. "Das muss europaweit passieren", erklärt Matthias Stöver. Bis es soweit ist, werde das Jahr bereits rum sein, so die Erwartung des Geschäftsführers.

Ist das ein Problem für Delmenhorst?

"Wir leben schon lange mit dieser Problematik", sagt Matthias Stöver. Sorgen müssen sich die Delmenhorster deshalb aber nicht machen, selbst wenn es zu einem Schadensfall am Deich kommt. Denn dank der Delmetalsperre hat der Ochtumverband jederzeit die Möglichkeit, nachzuregulieren, sprich: das Wasser der Delme einzustauen. Deshalb war aus Sicht des Geschäftsführers auch ein logischer Schritt , zuerst das Hochwasser-Rückhaltebecken und die Talsperre zu bauen und mit der Deichsanierung solange abzuwarten.

Hat die Delmetalsperre die Bewährung beim jüngsten Hochwasser im Dezember bestanden?

Das kann Matthias Stöver, Geschäftsführer des Ochtumverbandes, eindeutig bejahen: "Ohne das Rückhaltebecken wäre die Stadt voll gelaufen." Im Dezember war das Becken, das eine Fläche von 90 Hektar umfasst, laut Angaben von Stöver mit 1,2 Millionen Kubikmeter Wasser zu zwei Ditteln befüllt: "Wir hatten noch Luft nach oben." Die Anlage sei auf 1,8 Millionen Kubikmeter ausgelegt. Dann wäre sie voll befüllt.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)