Seit der Gründung im Jahr 2013 habe sich die Oberschule Süd prächtig entwickelt, sagt Schulleiter Claus Schroeder im Gespräch mit unserer Redaktion. Damals war die Realschule an der Königsberger Straße mit der Hauptschule am Brendelweg fusioniert worden. Bereits zwei Jahre zuvor, nämlich 2011, hatte der niedersächsische Landtag beschlossen, dass Oberschulen künftig das bis dahin dreigliedrige Schulsystem aus Haupt- und Realschulen und den Gymnasien ergänzen solle. Denn besonders die Hauptschulen waren landesweit mit sinkenden Schülerzahlen konfrontiert gewesen, nachdem die zwingende Schullaufbahnempfehlung nach Klasse sechs dem freien Elternwillen gewichen war.

Schulleiter Claus Schroeder.
Doch erst sechs Jahre später sollte im Delmenhorster Stadtsüden auch die räumliche Fusion umgesetzt werden. Zum Schuljahr 2019/20 hatte das Gymnasium an der Willmsstraße den einstigen Realschulstandort an der Königsberger Straße übernommen, um den wachsenden Schülerzahlen Herr zu werden. So war die Oberschule Süd am Brendelweg entstanden. Doch nur vier Jahre später wird erneut diskutiert, denn die Schülerzahlen steigen und im Rathaus fragt man sich, ob jede der weiterführenden Schulen auch genügend Plätze hat. Denn für jede Nachfrage muss ein Angebot bereitstehen, die Schulen dürfen keine Bewerber ablehnen. Eine Idee sieht vor, die Oberschulen zugunsten von Haupt- und Realschulen in Delmenhorst wieder zu schließen.
Schulleiter Schroeder sieht seine Schulform allerdings auf dem zeitgemäßeren Weg: "Die Landesregierung fordert mehr Oberschulen, setzt mehr auf Harmonisierung denn auf harte Brüche." Während am Brendelweg die Klassen fünf und sechs noch gemeinsam auf Realschulniveau unterrichtet werden würden, würde ab Klasse sieben dann zwischen Haupt- und Realschulniveau unterschieden und in entsprechende Klassen aufgeteilt, so Schroeder. Doch den Vorwurf, dass damit weiterhin differenziert werde und eben nicht die gemeinsame Beschulung im Vordergrund stehe, weist er von sich: "Unser Erfolgsrezept ist die enge Bindung an die Klassenlehrer und die Stärkung der Klassengemeinschaft." Denn die Alternative wäre, die Grundlagenfächer Deutsch, Mathematik und Englisch in Grundkurse und jene mit höherem Niveau aufzuteilen, der Klassenverband würde täglich für mehrere Schulstunden auseinandergebracht. Zudem läge der Vorteil der Oberschulen in der schulinternen Differenzierung: "Wer von einer Realschule auf die Hauptschule abgeht, der kommt an eine neue Schule, muss sich umgewöhnen, das geht bei uns wesentlich sanfter", sagt Schroeder. Auch sei Durchlässigkeit, weder nach oben noch nach unten, keine Beliebigkeit, sondern ergibt sich aus dem Anspruch an ein dem Leistungsniveau der Schüler angemessenen Unterricht.
Doch auch wenn seine Schule in den vergangenen Jahren einiges an Konzeptarbeit geleistet hat und als Europa-Schule ausgezeichnet wurde und eine Kooperation mit dem Bremer Airbus-Werk unterhält: "Wir müssen in Delmenhorst gemeinsam ein Schulsystem entwickeln, dass die Bedürfnisse der Kinder in den Mittelpunkt rückt", sagt Schroeder und fügt an: "Ein Konkurrenzkampf unter den Delmenhorster Schulen würde diesem Wunsch nicht gerecht."