Mal ein Schulterklopfer, mal ein Klaps auf den Hinterkopf - als Justin Dähnenkamp nach dem 3:0-Heimsieg über Arminia Hannover im Stadiongebäude stand, ging kein Mitspieler einfach so an ihm vorbei. Die Teamkollegen wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten, denn Dähnenkamp hatte mit zwei Treffern eindeutig die Rolle des Matchwinners innegehabt. Dass der Angreifer für den Fußball-Oberligisten SV Atlas Delmenhorst traf, war dabei alles andere ungewöhnlich. Ungewöhnlich war aber, dass er gegen Hannover in der Startelf stand. Es war sein erster Einsatz von Beginn seit dem 1:0 gegen den STK Eilvese am 16. März.
Mit zehn Ligatoren und einem Pokaltor ist Dähnenkamp der beste Schütze der Blau-Gelben. In 34 von 36 Pflichtspielen kam er zum Einsatz. Diese Werte lesen sich ganz normal, doch bei genauerem Hinsehen fällt etwas auf: Bei den 36 Einsätzen stand Dähnenkamp nur 13-mal in der Startelf. Durchgespielt hat er lediglich fünfmal. Normalerweise ist der beste Torjäger eines Teams gesetzt, bei Atlas ist das in dieser Saison anders. "Klar ist es nicht schön, auf der Bank zu sitzen", sagte Dähnenkamp zu seiner ungewöhnlichen Rolle.
Was den 27-Jährigen aber auszeichnet: Er beklagt sich nicht öffentlich darüber, sondern nimmt die Situation an. "Ich probiere immer weiter, mich im Training zu verbessern, Leistung zu zeigen und mich für die Startelf zu empfehlen", betonte Dähnenkamp. Genau diese Einstellung schätzt Trainer Dominik Schmidt, er hob schon mehrfach hervor, wie gut der Angreifer im Training arbeite.
"Jetzt kommen die Kracher"
Zunächst brauchte Dähnenkamp etwas Eingewöhnungszeit, nachdem er vor der Saison von Blau-Weiß Bornreihe nach Delmenhorst gewechselt war. Die Moorteufel hatte er zuvor mit 26 Treffern zum Oberliga-Aufstieg geschossen. "Bei Atlas sind das Niveau und die Belastung höher, daran musste ich mich gewöhnen", sagte Dähnenkamp. Inzwischen ist die Umstellungsphase aber längst abgeschlossen, und möglicherweise befindet sich Justin Dähnenkamp, der noch bis 2025 an den SVA gebunden ist, genau zum richtigen Zeitpunkt in Topform. Schließlich fallen jetzt die Entscheidungen. Schafft es Atlas in die Relegation um den Regionalliga-Aufstieg? Gewinnt Atlas den Niedersachsenpokal? "Jetzt kommen die Kracher", betonte Dähnenkamp und fügte hinzu: "Natürlich will ich in diesen Spielen dabei sein, am liebsten in der Startelf."
Gegen Arminia Hannover hat er Argumente für weitere Einsätze gesammelt. Zweimal zeigte er seine große Stärke vor dem Tor und schloss eiskalt ab. Trotz aller Schulterklopfer seiner Mitspieler wollte sich Dähnenkamp dafür aber nicht feiern lassen. "Mit dem Ergebnis und meinen zwei Toren bin ich zufrieden, mit meiner Leistung aber nicht. Es waren noch zu viele Ballverluste dabei, und ich habe einige Klatsch-Situationen nicht zu Ende gespielt", merkte er selbstkritisch an. Im Training gelte es nun, daran weiter zu arbeiten.
Auf der Suche nach dem richtigen Platz
Dass Dähnenkamp oft auf der Bank saß, lag auch an der Grundordnung. Im 4-2-3-1-System, das der SV Atlas zumeist spielte, gab es keinen richtigen Platz für ihn. Mal spielte Dähnenkamp auf dem linken Flügel, doch er ist kein echter Außenstürmer. Die flinken Shamsu Mansaray und Ousman Touray haben auf den Außenbahnen Vorteile. Mal spielte Dähnenkamp als alleiniger Mittelstürmer, doch auch das ist nicht seine Idealposition. Die wuchtigen Phil Gysbers und Steffen Rohwedder sind als Zentrumsspieler besser geeignet. Dähnenkamp fühlt sich am wohlsten als hängende Spitze. In dieser Rolle kann er sich fallen lassen und seine Spielstärke ausspielen, kann aber auch Tiefenläufe starten, um seine Abschlussstärke zur Geltung zu bringen.
Gegen Arminia Hannover setzte Coach Schmidt auf ein 3-4-1-2, und dieses System mit zwei Stürmern kam Dähnenkamp zugute. Als zweite Spitze neben Rohwedder setzte er sich oft in Szene und harmonierte gut mit seinem Sturmpartner. Wenn es am Freitag (19.30 Uhr) im vorletzten Ligaspiel zu Germania Egestorf-Langreder geht, könnte Schmidt gegen diesen starken Gegner wieder auf die bewährte Grundordnung setzen. Ob Dähnenkamp dann zurück auf die Bank muss, bleibt abzuwarten. Der Stürmer selbst will sich damit nicht groß beschäftigen, sondern blickt lieber auf das große Ganze: "Wir müssen jetzt die beiden letzten Ligaspiele gewinnen. Nur mit zwei Siegen können wir noch auf den zweiten Platz klettern, weniger wird nicht reichen."