Der Herbst kommt, und die ersten Fußballspiele in Delmenhorst wurden am vergangenen Wochenende nach starken Regenfällen bereits wegen unbespielbarer Plätze abgesagt. Klar, dass viele Fußballer darauf brennen, möglichst bald auf dem neuen Kunstrasenplatz in Stickgras zu trainieren und zu spielen. Wie die Stadtverwaltung auf Nachfrage mitteilte, ist der Allwetterplatz nach derzeitigem Stand ab der dritten Oktoberwoche nutzbar. Das Umkleidegebäude ist dann allerdings noch nicht fertig, dort haben vergangene Woche die Rohbauarbeiten begonnen. "Die voraussichtliche Fertigstellung ist für Mai 2023 geplant. Das hängt auch von den Entwicklungen der Wirtschaft und vorhandener Ressourcen und Baumaterialien ab", sagt Felix Frank, stellvertretender Pressesprecher der Stadt Delmenhorst.
Immerhin: Fußball gespielt werden kann auf dem Kunstrasen schon bald. Die schwierige Frage, wer zu welcher Zeit auf den Platz darf, wird gerade geklärt. Die Stadt hat ein Nutzungskonzept erstellt, das dem DELMENHORSTER KURIER vorliegt. Montags bis freitags steht das Feld den Vereinen demnach ab 16 Uhr zur Verfügung, vorher ist es für die Schulen reserviert. Am Wochenende können die Vereine den Kunstrasen den ganzen Tag nutzen. Um die Nutzung zu organisieren, gibt es verschiedene Zeitfenster. Im Trainingsbetrieb unter der Woche kann der Platz von 16 bis 18 Uhr, von 18 bis 20 Uhr oder von 20 bis 22 Uhr genutzt werden.
Die Vereine konnten per E-Mail Zeiten beim Fachdienst Schule und Sport der Stadt beantragen. Nicht alle Wünsche dürften jedoch erfüllt werden können, schließlich soll der Kunstrasen allen Delmenhorster Fußballern zur Verfügung stehen. Für den Fall von Überschneidungen sieht das Nutzungskonzept eine Quotientenberechnung vor. Dabei werden für den Frühslot lediglich die Mannschaften von der E- bis zur D-Jugend eines Klubs berücksichtigt. Für den mittleren Slot zählen die Teams von der A- bis zur C-Jugend und für den späten die Herren- und Damenmannschaften. Je mehr Teams es in einem Verein gibt, desto mehr Zeiten erhält er.
Leistungsmannschaften werden bevorzugt
Einen zusätzlichen Slot erhalten Klubs, die über Teams verfügen, die mindestens in der Bezirksliga spielen. "Um leistungsbezogenen Mannschaften die Gelegenheit zu geben, auch entsprechende professionelle Trainingsbedingungen aufzusuchen, besteht die Möglichkeit für die Vereine, einen gesetzten Slot zu erhalten", heißt es im Nutzungskonzept. Die Zeitfenster fürs Training werden immer für eine Saison vergeben, also vom 1. September bis 31. August. Die Slots für Spiele an den Wochenenden können flexibel beim Fachdienst Schule und Sport gebucht werden, frühestens zwei Monate im Voraus. Der Belegungsplan soll digital zur Verfügung gestellt werden. Wer zuerst eine Zeit beantragt hat, erhält den Vorrang.
Erste Rückmeldungen zum Nutzungskonzept hat die Stadtverwaltung bereits erhalten, etwa von Marco Castiglione. Der Fußball-Abteilungsleiter des TV Jahn Delmenhorst hatte sich sehr für einen Kunstrasenplatz in der Stadt eingesetzt und schon einmal die Idee in den Raum gestellt, dass es einen Platzmanager geben sollte, der die Nutzung der Anlage regelt und kurzfristig auf Änderungen reagieren kann. Den gibt es erst einmal nicht, alles läuft über die Verwaltung. "Ich habe die Befürchtung, dass der Kunstrasen ohne die nötige Flexibilität nicht optimal genutzt wird. Dass alles gleich für ein Jahr festgelegt wird, geht auch am Bedarf vorbei", sagt Castiglione. "Natürlich wirft jetzt jeder Verein erst einmal seinen Hut in den Ring, um Zeiten zu bekommen."
Castiglione wünscht sich mehr Flexibilität
Im Konzept heißt es: "Ein Tausch oder unterjähriger Wechsel der Slots zwischen verschiedenen Vereinen ist nach Rücksprache mit beiden Vereinen auf Antrag und nach Genehmigung durch den Fachdienst Schule und Sport möglich." Castiglione wünscht sich mehr Möglichkeiten, flexibel reagieren zu können: "Das ganze System ist etwas starr, das gilt auch für die Slots. Da hätten 90 Minuten pro Slot meiner Ansicht nach ausgereicht." Zudem sei es im Erwachsenenbereich unüblich, von 20 bis 22 Uhr zu trainieren. Beginn der Einheiten sei eher um 19 Uhr. Wichtig ist dem Obmann des TV Jahn, dass der Kunstrasen nicht als reine Ausweichfläche gesehen wird. "Man könnte Mannschaften bevorzugen, die ganzjährig dort sind", schlägt Castiglione vor und betont: "Erst einmal ein Dank an die Stadt für das Nutzungskonzept und dafür, dass sie gesprächsbereit ist. Das Konzept ist der erste Wurf. Im kommenden Sommer werden wir das Ganze sicher noch einmal analysieren."
Für Bastian Fuhrken vom SV Atlas ist jetzt schon klar, dass der eine Kunstrasenplatz nicht ausreichen wird. "Allein schon für unsere erste und zweite Herren sowie die ganzen Mannschaften des JFV Delmenhorst, die alle im Leistungsbereich spielen, wäre ein eigener Platz notwendig", sagt der 2. Vorsitzende. Das Regionalliga-Team trainiere vier- oder fünfmal pro Woche. Der SV Atlas setzt sich schon länger für einen Kunstrasen auf dem Stadiongelände ein, denn im Winter hat er stets große Probleme, geeignete Trainingsplätze zu finden. Auf dem neuen Kunstrasen in Stickgras sollen zwar auch die Viertliga-Kicker des SVA trainieren, aber er wird nicht ausreichen, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen.
Wie Castiglione wünscht sich auch Fuhrken, dass der Allwetterplatz bestmöglich genutzt wird und die Zeiten gegebenenfalls flexibel vergeben werden. "Ein Online-Portal, zu dem die Vereine Zugang haben, wäre gut, damit frei werdende Zeiten direkt von anderen gebucht werden können", sagt Fuhrken, betont aber: "Man darf nicht vergessen, dass es gerade erst losgeht. Das muss sich alles einspielen."