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Leichtathletik-Titelkämpfe Disqualifikationen in Delmenhorst: Kreis-Chef schreibt "Brandbrief"

Bei der Landesmeisterschaft in Delmenhorst sorgten mehrere Disqualifikationen wegen verbotener Laufschuhe für Ärger. Ausrichter Wolfgang Budde fürchtet nun um den Ruf des Leichtathletik-Standortes.
03.09.2025, 18:00 Uhr
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Disqualifikationen in Delmenhorst: Kreis-Chef schreibt
Von Christoph Bähr

Auch nach mehr als 50 Jahren ehrenamtlichen Engagements in der Leichtathletik erlebt man manchmal noch etwas Neues. Das musste Wolfgang Budde am vergangenen Sonntag erfahren. Der Leichtathletik-Kreis Delme-Hunte mit Budde an der Spitze richtete die Landesmeisterschaften im Fünfkampf und im 10.000-Meter-Lauf im Delmenhorster Stadion aus. Für Budde und seine Mitstreiter ist das eigentlich Routine, sie machen so etwas regelmäßig. "Aber so etwas hatte ich auch noch nicht erlebt", sagt der 70-Jährige und meint die vielen Disqualifikationen nach dem 10.000-Meter-Lauf in den verschiedenen Altersklasse der Frauen. Budde hat darauf nun reagiert und dem Niedersächsischen Leichtathletik-Verband (NLV) einen "Brandbrief" zu dem Thema geschrieben, wie er sagt.

Der Grund für die Disqualifikationen war immer gleich: Die Aktiven trugen Laufschuhe, die zwar für die Straße, nicht aber für die Bahn zugelassen sind. Das hat der Leichtathletik-Weltverband "World Athletics" entsprechend festgelegt, um für Chancengleichheit zu sorgen. Es gibt nämlich inzwischen Schuhe mit innovativen Technologien wie einer federnden Zwischensohle, die bei entsprechender Lauftechnik für schnellere Zeiten sorgen können. Die Disqualifikationen an sich kann Budde auch nachvollziehen. "Die Schuhe sind nicht zugelassen, das steht außer Frage. Da muss man die Athletinnen in die Pflicht nehmen", betonte er.

Kamen die Disqualifikationen zu spät?

Was den Kreis-Chef dagegen ärgert, ist der Ablauf der Disqualifikationen. "Da fehlte das Fingerspitzengefühl. Wenn Läuferinnen erst nach ihrem Wettkampf wegen des Schuhwerks disqualifiziert werden, ist das unfair. Sie haben ihre Leistung gebracht, aber die wird nachträglich nicht gewertet", verdeutlicht Budde. Laut Reglement sind Disqualifikationen vor und nach dem Wettkampf erlaubt, aber er hätte es besser gefunden, wenn schon vor den Läufen eingegriffen worden wäre. Ganz so einfach sei das allerdings nicht, sagt Ulrich Michel auf Nachfrage. Der NLV-Referent für Wettkampforganisation, Vereinsservice und Öffentlichkeitsarbeit erklärt: "Es dauert eine Zeit, bis die Schuhe identifiziert sind. Die Aktiven müssten dann schon lange vor dem Wettkampf da sein und ihre Schuhe vorzeigen. Anschließend müsste man die Schuhe markieren, was sicherlich auch nicht jedem gefallen würde."

Die entsprechenden Vorschriften des Weltverbandes zu den Laufschuhen gebe es schon länger, betont Michel. "Es ist auch eine Liste mit den Schuhmodellen abrufbar, die nicht getragen werden dürfen. In der Ausschreibung der Landesmeisterschaften stand, dass Schuhkontrollen durchgeführt werden." Wolfgang Budde hätte sich dennoch eine bessere Informationspolitik und Verlässlichkeit gewünscht: "Der jeweilige Wettkampfleiter und der Schiedsrichter Lauf werden bei Landesmeisterschaften vom NLV eingesetzt. Sie können entscheiden, ob sie die falsche Schuhwahl ahnden oder nicht. Der Landesverband sollte sich jetzt bewegen und einheitliche Regeln schaffen."

"Ins offene Messer gelaufen"

Er wisse von einer anderen Leichtathletik-Veranstaltung, bei der gar nicht kontrolliert worden sei, sagt Budde. Bei einem weiteren Event sei immerhin mit Handzetteln auf die Schuhproblematik hingewiesen worden. "Wieso gab es solche Zettel nicht auch in Delmenhorst? Wir wurden ins offene Messer laufen gelassen", beklagt der Kreis-Chef. Er selbst habe als Ausrichter dann auch nicht mehr eingreifen können, die Entscheidungsgewalt hätten der Schiedsrichter Lauf und der Wettkampfleiter gehabt. "Die Regeln sind nun einmal gegeben und müssen durchgesetzt werden. Das gilt nicht nur für Welt- und Europameisterschaften, sondern auch für Landestitelkämpfe", hatte Wettkampfleiter Sven Uentzelmann vor Ort erklärt und erläutert: "Mit den neuen Schuhen sind bei richtiger Lauftechnik bis zu drei Prozent bessere Leistungen gegenüber herkömmlichen Sportschuhen möglich."

Der Unmut bei einigen disqualifizierten Athletinnen war trotz dieser Begründung groß. "Solch einen Ärger möchte ich nicht haben, das wirft ein schlechtes Bild auf uns als Veranstalter", sagt Budde. Zwar habe der Kreis Delme-Hunte als Ausrichter nichts mit den Disqualifikationen zu tun gehabt, doch das sei vielleicht nicht jedem klar. "Jetzt spricht sich erst einmal nur herum, dass es in Delmenhorst sehr viele Disqualifikationen gab. Das kann für uns Einbußen bedeuten, wenn bei den nächsten Veranstaltungen weniger Aktive kommen sollten", sagt Budde. Er wartet nun auf eine Antwort vom Verband auf seinen "Brandbrief". Zuspruch von mehreren Läufern aus der Region habe er immerhin schon erhalten, erzählt Budde. "Sie haben gesagt, dass wir nichts dafür konnten und dass sie auch beim nächsten Mal wieder dabei sind."

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