Wenn am Sonnabend die Oberligasaison für die Fußballer des SV Atlas Delmenhorst mit dem Ziel Aufstieg beginnt, wird Ibrahim Temin als erster Spieler das Feld betreten. Er ist der neue Kapitän der Delmestädter. Das bestimmte Coach Dominik Schmidt. Im Vorjahr war der Kapitän noch von der Mannschaft gewählt worden. Zwischen den Zeilen ließ der Coach erkennen, dass ihm die Wahl nicht unbedingt zusagte und er deswegen in dieser Spielzeit neue Wege geht. „Für die neuen Spieler ist es immer schwierig, sich ein richtiges Bild zu machen. Meistens geht es dann nach Sympathie. Es gibt immer einen Fänger, der gut mit den Jungs umgehen kann und der ist dann der Kapitän. Wichtig ist aber, dass der Kapitän ein verlängerter Arm von uns Trainern ist und er unsere Philosophie vertritt“, erklärte der Atlas-Trainer zum Start der Vorbereitung vor ein paar Wochen.
Der bisherige Kapitän Mustafa Azadzoy steht ebenso wie sein Stellvertreter Florian Stütz nicht mehr im Kader. Beide wechselten zu Frisia Wilhelmshaven in die Bezirksliga. Der zweite Stellvertreter der vergangenen Saison, Philipp Eggersglüß, ist zwar noch bei den Blau-Gelben, hat fortan jedoch kein Amt mehr inne. Die Vorbereitung verpasste er verletzt. Temins Ersatzleute sind nun Marlo Siech und Damian Schobert.

Damian Schobert ist einer von zwei Stellvertretern des Mannschaftsführers.
Auch der Mannschaftsrat setzt sich nahezu komplett neu zusammen, lediglich Marlo Siech gehört diesem weiter an: Neben dem Mannschaftsführer und seinen Stellvertretern sind Josip Tomic und Raoul Cissé in diesem Fünferteam dabei. Eggersglüß ist damit also nicht mehr in diesem Gremium vertreten. Neuzugang Tomic führte den BSV Rehden in der vergangenen Saison als Kapitän aufs Feld und bewies dort seine Führungsstärke, Cissé gehört zu den dienstältesten Atlas-Spielern. Den Spielerrat komplettierte vergangene Saison Philipp Eggert, der zum FC Verden gewechselt ist.
Neue Aufgabe für den Kapitän
Temin ist ein sehr erfahrener Spieler, der für den VfB Oldenburg und den SSV Jeddeloh in 204 Regionalligapartien auf dem Rasen stand und in diesen 27 Tore erzielte und 23 weitere vorbereitete. Hauptsächlich läuft er als Linksverteidiger auf, kann jedoch auch eine Position weiter vorne spielen. Bei den Blau-Gelben gab es vergangene Rückrunde auch ohne Kapitänsbinde viele Kommandos auf dem Feld und ging mit großen Einsatz voran. In den Testspielen war auffällig, dass er in den Schlussphasen auf weitere Treffer drängte und den ein oder anderen Mitspieler lautstark aufforderte, bis zum Abpfiff alles zu geben.
Temin drängte sich damit auf, das hatte Schmidt als Voraussetzung genannt. Wichtig sei ihm, dass die Spieler, die im vergangenen Jahr bereits dabei waren, gelernt haben, was dieses Jahr nicht wieder so wie letztes Jahr laufen soll. Jeder habe die Möglichkeit, sich einzubringen und zu zeigen, dass er das verstanden habe. Schmidt hatte gegen Ende der abgelaufenen Saison bemängelt, dass der Fokus nicht bei allen Spielern zu 100 Prozent auf dem nächsten Spiel und dem SV Atlas gelegen habe, sondern auf möglichen Transfers zu anderen Vereinen.
Der Kapitän hat ab sofort eine besondere Aufgabe: Er ist der einzige Spieler, der mit dem Schiedsrichter auf dem Feld diskutieren darf. Moniert ein Akteur ohne Binde am Arm eine Entscheidung des Unparteiischen, gibt es direkt die Gelbe Karte. Diese Regel fand bereits bei der kürzlich zu Ende gegangenen Europameisterschaft Anwendung und funktionierte dort so gut, dass sie auch in allen Amateurligen übernommen wird. Ein Beispiel, wie diese Regel wirkt, gab es im Bezirkspokalspiel des VfL Stenum gegen den VfL Oldenburg II vergangenes Wochenende. Ein Oldenburger kritisierte eine Entscheidung und sah dafür Gelb. Das kommentierte er erneut und flog mit Gelb-Rot vom Platz.