Wenn der SV Atlas Delmenhorst auf Kickers Emden trifft, ist für Zündstoff ohnehin zur Genüge gesorgt. Die Fanlager der beiden Fußball-Regionalligisten sind sich schließlich in inniger Abneigung verbunden. Zusätzliche Brisanz braucht es daher eigentlich nicht, doch vor dem Gastspiel des SV Atlas im Ostfriesland-Stadion an diesem Freitag (18 Uhr) sorgen Wechselgerüchte für Ärger. Seitdem Henning Rießelmann als strategischer Partner bei Kickers Emden eingestiegen ist, vermeldet das bereits abgestiegene Regionalliga-Schlusslicht einen Neuzugang nach dem anderen, darunter etwa Kai Kaissis und Dennis Engel vom VfB Oldenburg. Auch Atlas-Akteure sollen auf Rießelmanns Liste stehen. "Schon vor sechs Wochen hat er Spieler von uns kontaktiert, während wir mitten im Abstiegskampf steckten. Wie hätten sie in Emden wohl reagiert, wenn das umgekehrt passiert wäre?", sagt Atlas-Trainer Dominik Schmidt.
Wie sie in Delmenhorst reagieren, wird im Gespräch mit Schmidt schnell klar: Sie sind verärgert. Kickers Emden um dem Ex-Atlas-Kapitän Nick Köster ist abgeschlagener Tabellenletzter und kann schon länger für die kommende Saison in der Oberliga planen. Bei Atlas wollten sie derweil noch alles tun, um den Klassenerhalt zu schaffen. Die Störgeräusche aus Emden hätten für Ablenkung gesorgt, sagt Schmidt. "So etwas gehört sich einfach nicht. Am Ende muss natürlich jeder Spieler selbst entscheiden, ob er nach Emden wechseln will oder nicht", meint der Atlas-Coach. Ein Akteur der Blau-Gelben hat diese Entscheidung bereits gefällt. "Ein Abgang nach Emden ist fix, den Namen nenne ich aber nicht", sagt Schmidt, der dafür kein Verständnis hat: "Wenn ich mit einem Verein voraussichtlich absteige, wechsele ich doch nicht zum Erzrivalen, der in der gleichen Liga spielt."
Mehrere Spieler angeschlagen
Schmidt hat darüber nachgedacht, ob er Spieler, die mit einem Abschied liebäugeln oder sogar schon als Abgang feststehen, gegen Emden draußen lassen soll. Er entschied sich dagegen: "Es ist eine Gratwanderung, aber ich werde die beste Elf aufstellen, die mir zur Verfügung steht. Ich vertraue den Jungs, dass sie bis zum letzten Tag ihres Vertrags alles für Atlas geben." Gegen Emden fehlt Oliver Rauh gelbgesperrt, Tobias Steffen ist verletzt. Fragezeichen stehen hinter den Einsätzen von Dominic Volkmer, Olivér Schindler, Phil Gysbers und Lamin Touray.
Auch wenn für den Tabellenvorletzten Atlas nur eine kleine Restchance auf den Klassenerhalt besteht und die Zukunftsplanungen auf die Oberliga fokussiert sind, gehe es sportlich noch um etwas, betont Schmidt, der den SVA ligaunabhängig auch in der neuen Saison trainieren wird. "Wir wollen die letzten drei Spiele gewinnen und möglichst einige Plätze gutmachen. Man weiß nie, was in der dritten Liga noch passiert."
Dazu sei es auch eine Frage des Prestiges. "Wir wissen, wie wichtig das Spiel für unsere Fans ist. Mit einem Sieg könnten wir etwas Kredit zurückgewinnen", sagt der Atlas-Coach, der ein kampfbetontes und hitziges Duell erwartet. Wie viele Delmenhorster Anhänger nach Ostfriesland reisen, wird sich zeigen. Die frühe Anstoßzeit von 18 Uhr macht es ihnen jedenfalls nicht leicht. "Wir hätten gerne um 20 Uhr angefangen, aber da es ein Risikospiel ist, soll aus Sicherheitsgründen alles bei Tageslicht über die Bühne gehen. Für unsere Fans finde ich das nicht gut", sagt Atlas-Sportchef Bastian Fuhrken. Im Jahr 2016 kam es in Emden zu einer Schlägerei zwischen Kickers- und Atlas-Fans. Für die Partie am Freitag gibt es laut Fuhrken aber keine Hinweise auf eine besondere Gefährdungslage.