Der ganze Trubel war ihm eher unangenehm. Am liebsten hätte Mohamed Darwish nach seinem überaus gelungenen Debüt für den SV Atlas Delmenhorst wohl gar kein Interview gegeben und wäre schnell in die Kabine gehuscht. "Sprecht doch lieber mit Dimi", verwies er auf Dimitrios Ferfelis, den Torschützen des Siegtreffers. Da der Neuzugang der Blau-Gelben aber auch nicht unhöflich sein wollte, sagte er dann doch ein paar Worte zum Spiel, das die Delmenhorster am Sonnabendnachmittag in der Fußball-Regionalliga mit 1:0 (0:0) gegen den SSV Jeddeloh gewonnen hatten. "Besser hätte mein Einstand nicht laufen können", brachte es Darwish auf den Punkt.
Auf dem Platz war der Offensivspieler keineswegs so zurückhaltend aufgetreten wie abseits des Feldes. Einwechslung in der 83. Minute, Fehler der Jeddeloher im Spielaufbau, erster Ballkontakt Darwish, Tor Ferfelis in der 84. Minute – so sah die spielentscheidende Szene aus. Der palästinensische Nationalspieler, den der SV Atlas erst am Tag vor der Partie als Neuzugang präsentiert hatte, schaltete schnell und passte zu Ferfelis in den Strafraum. Der Stürmer, der nach seinem Muskelfaserriss erstmals wieder in der Startelf stand, traf mit einem knallharten Schuss zum 1:0. Es war sein zweiter Saisontreffer. "Am Ende hat die etwas glücklichere Mannschaft gewonnen, die einen Fehler weniger gemacht hat", sagte Atlas-Trainer Key Riebau. "Wir haben den kapitalen Fehlpass der Jeddeloher ausgenutzt und das Tor gemacht."
Vier Änderungen in der Startelf
In der ersten Halbzeit hatte es nicht nach einem Delmenhorster Erfolg ausgesehen. Im Vergleich zur 1:2-Niederlage in Hildesheim musste Riebau seine Startelf auf vier Positionen umbauen. Für die gesperrten Rico Sygo, Flodyn Baloki, Mattia Trianni und Cerruti Siya rückten Florian Urbainski, Florian Stütz, Marek Janssen und Ferfelis ins Team. Atlas stellte auch die Grundordnung um und setzte auf ein 4-4-2 mit Mittelfeldraute. Dadurch waren die Delmenhorster zwar kompakt im Zentrum, ließen ihrem Gegner aber auf den Flügen zu viel Raum.
Die von Oliver Reck trainierten Gäste kamen vor 850 Zuschauern im Delmenhorster Stadion besser ins Spiel. Atlas-Torwart Urbainski musste schon in der zweiten Minute Kopf und Kragen riskieren, als er für ein Foul außerhalb des Strafraums die Gelbe Karte sah. Dann schoss Miguel Coimbra Fernandes nach einer Freistoßflanke knapp am Delmenhorster Tor vorbei (19.). Riebau veränderte nach etwa 30 Minuten die Grundordnung. "Wir hatten keine Sicherheit und haben die Außen offen gelassen", sagte der Coach nach der Partie. Er stellte auf das gewohnte 4-2-3-1-System um. Marco Stefandl und Tobias Steffen rückten auf die Außenbahnen. "Nach der Umstellung haben wir in der Breite besser verteidigt", sagte Riebau.
Erst einmal war Jeddeloh aber weiterhin überlegen. Zunächst schoss Janssen zwar einen indirekten Freistoß im gegnerischen Strafraum in die Mauer (35.), doch dann wurde es wieder auf der anderen Seite gefährlich. Fernandes zielte erneut haarscharf vorbei (40.). Kurz vor der Pause tauchte Julian Bennert frei vor Urbainski auf, traf das Tor aber ebenfalls nicht (45.).
Aufgrund der vielen Ausfälle habe die spielerische Sicherheit gefehlt, räumte Riebau ein. "Also haben wir in der Halbzeit gesagt, dass wir einfachen Fußball spielen müssen. Wir wollten lange Bälle auf unsere Stürmer spielen und die zweiten Bälle gewinnen." Somit entwickelte sich weiterhin kein Spiel für Fußballästheten, doch die Delmenhorster bekamen die Partie immer besser in den Griff. Innenverteidiger Kristian Taag köpfte erst am Tor vorbei (68.) und traf wenig später nach einer Flanke freistehend den Ball nicht richtig (70.).
In der 83. Minute wechselte Riebau gleich dreimal aus: Darwish, Oliver Rauh und Philipp Eggert kamen in die Partie. "Ich wollte noch einmal Tempo reinbringen", erklärte der Trainer den Dreifachwechsel. Dass Darwish dann gleich mit seinem ersten Ballkontakt das Tor des Tages vorbereitete, habe er natürlich nicht planen können, sagte Riebau. Es war der positive Schlusspunkt einer umkämpften und zerfahrenen Partie, die dem SV Atlas drei wichtige Punkte einbrachte. "Der Sieg war überlebenswichtig, wenn man da oben bleiben will", unterstrich Riebau. Die Delmenhorster sind vorerst sogar Tabellendritter und haben nun fünf Punkte mehr als Jeddeloh. Der Aufstiegsrunde sind sie wieder einen Schritt näher gekommen.
Mohamed Darwish hatte das Erreichen der Aufstiegsrunde gleich bei seiner Vorstellung als Ziel genannt. Erst einmal war er aber einfach nur froh über sein gelungenes Debüt. "Ich wurde sehr gut aufgenommen und fühle mich schon heimisch", sagte der 24-Jährige. "Es ist sicher gut, erst einmal über kürzere Einsätze reinzukommen. Mir fehlt natürlich noch die Spielpraxis, aber ich bin bereit."