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Fußball-Regionalliga SV Atlas Delmenhorst und Werder Bremens U23 bieten Elf-Tore-Spektakel

Solche Spiele sieht man selten: Werder Bremens U23 gewann beim SV Atlas Delmenhorst mit 6:5. Beide Trainer konnten sich über das Offensivfeuerwerk jedoch nicht wirklich freuen.
12.02.2023, 18:19 Uhr
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SV Atlas Delmenhorst und Werder Bremens U23 bieten Elf-Tore-Spektakel
Von Christoph Bähr

Konrad Fünfstück dachte zuerst an die Fans. "Für die Zuschauer war es sehr spannend. Sie hatten hoffentlich ihren Spaß und haben es nicht bereut, sich in die Kälte gestellt zu haben", begann der Trainer von Werder Bremens U23 seine Ausführungen zu einem Fußballspiel, wie man es nicht allzu oft geboten bekommt. Elf Tore in einer Partie gibt es vielleicht mal in der Kreisliga zu sehen, wenn keine der beiden Mannschaften Lust aufs Verteidigen hat. Am Sonntag bot aber die viertklassige Regionalliga Nord solch ein Spektakel: Werders U23 gewann beim SV Atlas Delmenhorst mit 6:5 (3:2).

Die rund 1000 Zuschauer im Delmenhorster Stadion bekamen beste Unterhaltung geboten, Fußballtrainern dagegen gefallen derartige Ergebnisse in der Regel überhaupt nicht. Und so dachte Konrad Fünfstück zwar zuerst an die Fans, aber dann auch sofort an die Abwehrleistung seiner Mannschaft. Er hielt fest: "Defensiv war das vogelwild." Atlas-Coach Key Riebau konnte dem Torfestival noch weniger abgewinnen als sein Gegenüber und sagte: "Über das Spiel kann ich mich höchstens mal freuen, wenn ich mir irgendwann den Saisonrückblick ansehe und wir dann den Klassenerhalt geschafft haben. Aktuell gucke ich auf die Tabelle, und das tut weh."

Personalnot in der Atlas-Abwehr

Nach der Niederlage in ihrem ersten Pflichtspiel des Jahres sind die Delmenhorster auf den 14. Platz abgerutscht und liegen nur noch zwei Punkte vor den Abstiegsrängen. Die Wintervorbereitung hatte für den SV Atlas gleich mehrere Hiobsbotschaften gebracht. Der defensive Mittelfeldspieler Nico Matern wechselte zum Heeslinger SC, und Zugang Dominic Volkmer zog sich einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu. Neben Volkmer fehlten noch vier weitere Innenverteidiger verletzt. Im Abwehrzentrum musste gegen Werder somit Philipp Eggersglüß aushelfen, der sein Comeback nach einem Kreuzbandriss gab.

Dass die Atlas-Abwehr in Notbesetzung agierte, wurde schnell deutlich. In der zehnten Minute kombinierte sich Werder auf der rechten Seite sehenswert bis zum Strafraum durch, Jascha Brandt passte auf den freistehenden Dejan Galjen, und es stand 1:0. "Vorne hatten wir den klaren Plan, über die Außenpositionen für Gefahr zu sorgen. Das hat gut geklappt", sagte Fünfstück. In der Defensive funktionierte allerdings auch bei den Bremern nicht viel. Die Führung hielt daher nicht lange: Ein weiter Pass von Oliver Schindlér überraschte Werders Viererkette, Tobias Steffen pflückte den Ball sehenswert aus der Luft und schoss zum 1:1 ein (16.). "Da gab es Unstimmigkeiten in der Kette", analysierte Fünfstück. "Wir müssen immer wieder die Startelf umstellen, daher stimmen die Automatismen bei uns derzeit nicht."

Chiarodia und Salifou dabei

Gegen Atlas fiel Werder-Kapitän Philipp Bargfrede angeschlagen aus. Mit Fabio Chiarodia und Dikeni Salifou verstärkten die Defensive dafür zwei Spieler, die am Vortag noch im Bundesliga-Kader für das Dortmund-Spiel gestanden hatten. Salifou war es auch, der die Bremer U23 mit 2:1 in Führung brachte (29.). Nach einer Ecke fiel der Ball dem defensiven Mittelfeldspieler vor die Füße und er drückte ihn über die Linie. Kurz zuvor hatte Tom Berger nur den Innenpfosten getroffen (28.). Erneut führten die Bremer aber nicht lange. Werder-Torwart Louis Lord ließ einen Steffen-Freistoß nach vorne abklatschen, die Bremer Verteidiger schauten allesamt nur zu, und Dimitrios Ferfelis schob zum 2:2 ein (36.). Beide Teams hatten bei gegnerischen Standardsituationen ihre liebe Not. Auf der Gegenseite köpfte Galjen nur vier Minuten später nach einer Ecke das 3:2 für die Gäste (40.).

Nach dem Seitenwechsel drückte Werder auf die Vorentscheidung. Atlas-Torwart Eike Bansen rettete gegen Mika Eickhoff (59.) und Galjen (63.). Etwas überraschend fiel der nächste Treffer auf der Gegenseite, als Steffen einen Freistoß von der linken Strafraumkante zum 3:3 ins Netz zirkelte (68.). Dass auch die Bremer Freistöße schießen können, bewies Jannic Ehlers in der 74. Minute: Er platzierte den Ball aus 25 Metern genau neben dem Pfosten – 4:3. Das war ein Wirkungstreffer für die Delmenhorster, die fünf Minuten lang komplett ihre Ordnung verloren. Nach einer Freistoßflanke aus dem Halbfeld faustete Bansen den Ball gegen seinen Mitspieler Steffen Rohwedder, von dessen Bauch er zum 5:3 für Werder ins Tor prallte (77.). Dann stand der eingewechselte Min-woo Kim nach einer Hereingabe von Tim-Justin Dietrich sträflich frei und erhöhte auf 6:3 (79.).

Es spricht für die Delmenhorster, dass sie sich nicht in ihr Schicksal ergaben. Ein langer Ball erreichte Joker Ousman Touray, der zum 4:6 traf (80.). In der Nachspielzeit köpfte Rohwedder sogar das 5:6 (90.+3). Einen Eckball für den SV Atlas gab es danach noch, die gesamte Werder-Bank stand am Spielfeldrand und zitterte mit. Der Ball wurde geklärt, dann ertönte der Schlusspfiff und bei den Bremern brach Jubel aus. Der zweite Sieg in Folge hat Werders U23 vorerst auf Rang fünf katapultiert.

Info

SV Atlas Delmenhorst: Bansen – Stefandl, Cissé, Eggersglüß, Stöhr – Schindler, Hoffrogge – L. Touray (69. O. Touray), Azadzoy, Steffen (72. Rohwedder) – Ferfelis (83. Rauh)

SV Werder Bremen U23: Lord – Schulz (90.+4 Höck), Schröder, Chiarodia, Dietrich – Salifou (90.+1 Polat), Eickhoff (81. Asante) – Brandt (60. Kim), Berger, Ehlers – Galjen (72. Kühn)

Tore: 0:1 Galjen (10.), 1:1 Steffen (16.), 1:2 Salifou (29.), 2:2 Ferfelis (36.), 2:3 Galjen (40.), 3:3 Steffen (68.), 3:4 Ehlers (74.), 3:5 Rohwedder (77./Eigentor), 3:6 Kim (79.), 4:6 O. Touray (80.), 5:6 Rohwedder (90.+3)

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