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Fußball-Regionalliga Wie der SV Atlas Delmenhorst auf den Abgang von Nico Matern reagiert

Wenig erfreut zeigte sich Bastian Fuhrken über den unerwarteten Abgang von Nico Matern. Der Sportchef des SV Atlas Delmenhorst äußerte sich zudem dazu, ob kurzfristig noch ein Matern-Ersatz verpflichtet wird.
30.01.2023, 18:45 Uhr
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Wie der SV Atlas Delmenhorst auf den Abgang von Nico Matern reagiert
Von Christoph Bähr

Das "Kreativ Bastelparadies" in Buxtehude bietet nach eigenen Angaben auf 500 Quadratmetern mehr als 35.000 Artikel für Bastler und Künstler an. Was das mit dem SV Atlas Delmenhorst zu tun hat? Seit Kurzem sehr viel. Den Laden betreibt nämlich Jasmin Matern zusammen mit ihrem Mann Nico, der den Fußball-Regionalligisten gerade überraschend verlassen hat. Matern wechselt zum Oberligisten Heeslinger SC, um mehr Zeit für seine Frau und seinen neun Monate alten Sohn sowie für seine Arbeit im "Kreativ Bastelparadies" zu haben, wie der 30-Jährige im Gespräch mit dem DELMENHORSTER KURIER erklärte. "Der Aufwand ist mir zu groß geworden", sagte der defensive Mittelfeldspieler.

Von Buxtehude nach Delmenhorst sind es etwa 110 Kilometer. Matern: "Pro Strecke habe ich mehr als eine Stunde gebraucht." Das wusste er natürlich auch schon, als er im Januar 2022 vom Ligarivalen Teutonia Ottensen zum SV Atlas wechselte. Damals war einer seiner Beweggründe sogar, dass die Fahrten nach Hamburg und teilweise zwei Trainingseinheiten pro Tag zu viel Zeit gefressen hatten. Beim SVA trainierte Matern vier- bis fünfmal pro Woche und in der Regel nur einmal am Tag, verbrachte aber natürlich weiterhin viel Zeit im Auto. Das habe ihn zunehmend gestört, sagte er, zumal er vor neun Monaten Vater wurde. "In der Winterpause hatte ich Zeit zum Nachdenken und bin zu dem Schluss gekommen, dass es mir zu viel geworden ist, auch wenn ich mich bei Atlas sehr wohl und wertgeschätzt gefühlt habe."

Deutlich kürzere Anfahrt

Das Angebot des Oberligisten Heeslinger SC sei ihm gerade recht gekommen, sagte Matern. Von Buxtehude nach Heeslingen sind es nur gute 30 Kilometer. "Das erleichtert für mich vieles. Auch in der Regionalliga ist es schließlich immer noch Amateurfußball", betonte Matern. Seine Frau und er verbringen viel Zeit in ihrem Laden, und der kleine Sohn ist stets dabei. "Dass ich so oft weg war, war für meine Frau nicht einfach. Sie musste sich um die Kunden und um unseren Sohn kümmern", schilderte Matern. "Natürlich passt die Oma auch gerne mal auf ihn auf, aber im Endeffekt ist er unser Kind und wir wollen möglichst viel Zeit mit ihm verbringen."

Kontakt zum Heeslinger SC hatte Matern nach eigenen Angaben schon vor der Winterpause, doch da wollte er beim SV Atlas bleiben. Am Montag, 23. Januar, habe ihm der Oberligist dann ein Angebot gemacht, das seinen Vorstellungen entsprochen habe. Also traf sich der frühere Spieler von Hansa Rostock am folgenden Dienstag mit Atlas-Sportchef Bastian Fuhrken und bat darum, wechseln zu dürfen. "Ich weiß, dass der Zeitpunkt so kurz vor dem Ablauf der Transferphase Ende Januar unglücklich ist", räumte Matern ein. Das sieht Fuhrken genauso. Böse sei er Matern nicht, sagte der Atlas-Sportchef, fügte aber hinzu: "Ein kleines Stück weit enttäuscht bin ich schon, weil wir erst so spät davon erfahren haben. Die Art und Weise war nicht in Ordnung."

Gerüchte gab es schon länger

Gerüchte über Kontakte zwischen Matern und dem Heeslinger SC habe es schon länger gegeben, sagte Fuhrken. "Unter Vereinen ist es eigentlich gang und gäbe, dass man den Klub, bei dem der Spieler einen Vertrag besitzt, informiert, wenn Gespräche über einen Wechsel geführt werden. Das ist in diesem Fall leider nicht passiert." Matern und der Heeslinger SC hätten sich zuerst geeinigt, danach habe der Mittelfeldspieler den SVA informiert und darum gebeten, wechseln zu dürfen, schilderte Fuhrken. "Die Bitte kam sehr kurzfristig. Hätten wir eher Bescheid gewusst, hätten wir besser planen können."

In den vergangenen Wochen wurde dem SV Atlas laut Fuhrken immer mal wieder ein Mittelfeldspieler angeboten. "Wir haben abgelehnt, weil wir ja keinen brauchten. Die entsprechenden Spieler sind inzwischen natürlich woanders untergekommen", sagte der Sportchef. Nun wird die Zeit knapp. An diesem Dienstag, 31. Januar, endet die Wintertransferphase. Dass Innenverteidiger Dominic Volkmer, der zuletzt als Gastspieler dabei war, fest zu Atlas wechselt, ist wahrscheinlich. Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass auch noch ein Matern-Ersatz kommt. "Ich habe mir den Dienstag freigehalten, falls noch etwas passiert, aber Stand jetzt liegt nichts auf dem Tisch", sagte Fuhrken am Montag.

Kader bietet Optionen

Zwingend notwendig sei es auch nicht, einen neuen Mann für die Sechser-Position zu holen. "Wir haben genug Qualität im Kader und vertrauen unseren Spielern", unterstrich Fuhrken. Willem Hoffrogge, Florian Stütz und Olivér Schindler sind defensive Mittelfeldspieler. Bei der 1:3-Testspielniederlage gegen die U23 von Holstein Kiel setzte Atlas-Coach Key Riebau auf eine Variante mit dem eigentlich offensiver ausgerichteten Mustafa Azadzoy als zweitem Sechser neben Hoffrogge. Philipp Eggersglüß, der nach seinem Kreuzbandriss kurz vor dem Comeback steht, kann ebenfalls im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden. "Wenn Nico Matern nicht von Anfang an gespielt hat, konnten wir das zumeist gut auffangen", sagte Fuhrken.

20 Pflichtspiele bestritt Matern für Atlas in der laufenden Saison. Er fungierte zusammen mit Stütz zudem als stellvertretender Kapitän. Trotz der Bedeutung für das Team löste der SVA Materns bis 2024 laufenden Vertrag auf, nachdem eine Einigung mit Heeslingen erzielt worden war. "Nicos fußballerische Qualitäten sind unumstritten, aber wir können keinen Spieler zwingen, im Verein zu bleiben", sagte Fuhrken. "Wir wollen Spieler, die richtig Bock haben, für Atlas zu spielen. Wer das nicht hat, der kann lieber gehen."

Am Rande des Testspiels gegen Kiel in Sittensen verabschiedete sich Matern von der Atlas-Mannschaft in freundschaftlicher Atmosphäre. "Die Jungs können verstehen, dass mir der Aufwand zu groß wurde", sagte der 30-Jährige, für den Heeslingen im Herrenbereich bereits der elfte Verein ist. Sein künftiger Klub steht momentan auf dem dritten Platz der Oberliga Niedersachsen. "Mein Ziel ist ganz klar der Aufstieg in die Regionalliga", unterstrich Matern. "Ich habe weiterhin Ambitionen, will so hoch wie möglich spielen und nicht irgendwo rumdümpeln." Wenn Matern sein Ziel mit den Heeslingern erreichen sollte, könnte es in der neuen Saison also ein Wiedersehen mit dem SV Atlas geben.

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Eggersglüß steht vor Comeback

Rund 14 Monate ist es her, dass Philipp Eggersglüß sein bislang letztes Spiel für den SV Atlas Delmenhorst bestritt. Seitdem setzt den 27-jährigen Defensivspieler ein Kreuzbandriss außer Gefecht. Die lange Leidenszeit ist nun vorbei: Seit Kurzem befinde sich Eggersglüß wieder voll im Mannschaftstraining, berichtete Atlas-Sportchef Bastian Fuhrken. Am Sonnabend bestreitet der SVA das letzte Testspiel der Wintervorbereitung gegen den Landesligisten Hansa Friesoythe (11 Uhr). "Da wird er Spielzeit kriegen", kündigte Fuhrken an. Vor seiner Verletzung war Eggersglüß, der 61 Drittliga-Spiele für Werder Bremens U23 absolvierte, unumstrittener Stammspieler. Durch seine Rückkehr bieten sich dem SV Atlas wieder mehr Möglichkeiten in der Defensive. Eggersglüß kann als Außenverteidiger eingesetzt werden und auch im defensiven Mittelfeld, wo durch den Abgang von Nico Matern gerade eine Lücke entstanden ist.

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