Es war ungemütlich auf der Sportanlage an der Hemelinger Heerstraße am Dienstagabend: Es regnete durchgehend, zudem wehte ein teilweise ordentlicher Wind. Der Fußball-Oberligist SV Atlas Delmenhorst ließ sich davon jedoch nicht von einer insgesamt starken Leistung im Testspiel gegen den SV Hemelingen abhalten. Mit 14:0 (9:0) fertigten die Mannen von Coach Dominik Schmidt den Tabellendritten der Bremenliga ab. Zwar standen die Bremer ab und an knapp vor einem Ehrentreffer, doch die Delmestädter hätten auch noch locker ein knappes Dutzend Tore mehr erzielen können. Nimmt man alleine die Fehlschüsse auf das mehr oder weniger leere Tore hinzu, wären es 20 geworden, da die Hemelinger teils grotesk schlecht verteidigten. "Mit der ersten Halbzeit bin ich sehr zufrieden. Wir haben die Tore gut herausgespielt und sind effektiv gewesen", lobte Schmidt. In der zweiten Halbzeit sei es durch die Wechsel nicht mehr ganz so flüssig und intensiv gewesen, auch wenn die Mannschaft gegen Ende "nochmal eine Schippe draufgelegt hat". Das Ergebnis falle zu niedrig aus. "Ich habe aber auch einen stärkeren Gegner erwartet, gerade nach dem 7:2-Sieg von Hemelingen gegen Stenum", meinte der Atlas-Coach. Atlas hatte Stenum kurz nach Hemelingen ebenfalls klar besiegt.
Schmidt nahm trotz der geringen Gegenwehr der Bremer einige Erkenntnisse mit. So zeigten die Blau-Gelben von Beginn an eine hohe Intensität und eroberten viele Bälle im Angriffspressing. Vor allem Justin Dähnenkamp auf dem linken Flügel tat sich hier hervor. Sein Gegenpart Ousman Touray nutze derweil mehrere Kontersituationen und zeigte sich abschlussstark und mit guter Übersicht. Linksverteidiger Ibrahim Temin dürfte direkt eine große Verstärkung sein. Er bringt eine gute Dynamik und Technik mit und fungiert zudem als Lautsprecher und Taktgeber. "Die Mentalität haben wir gebraucht, daher hat sich das Trainerteam auch so stark dafür eingesetzt, dass wir ihn holen", sagte Schmidt. Temin gab 90 Minuten Gas, bejubelte auch sein 14:0 noch und ärgerte sich lautstark, wenn seine Mitspieler Chancen zu leichtfertig vergaben und herrschte den ein oder andere Akteur an, der einen Schritt weniger machte.
Schmidt sieht Verbesserungsbedarf
Allerdings diagnostizierte der Atlas-Coach auch noch Defizite, die gegen die schwachen Hemelinger jedoch kaum ins Gewicht fielen. "In der Defensive haben wir noch einiges zu tun. Wir müssen besser durchschieben. Gegen einen besseren Gegner bekommen wir sonst deutlich mehr Probleme", analysierte er.
Im Bremer Regen starteten die Delmenhorster fulminant und überrannten den SVH: Nach 90 Sekunden lupfte Touray von der Strafraumgrenze zum 1:0, Temin schob überlegt zum 2:0 ein, Daniel Hefele traf aus 16 Metern zum 3:0 (7./9.). Touray schnürte nach einem langen Ball und Sprint von der Mittellinie mit einem Flachschuss seinen Doppelpack (14.), eher Mittelstürmer Phil Gysbers seine dritte Großchance nach Vorlage von Hefele zu seinem ersten Treffer nutzte (17.). Touray bereitete kurz danach mit einem Querpass das nächste Tor ein, bei dem Dähnenkamp nur noch einschieben musste – 6:0 (18.).
Schockmoment nach 30 Minuten
Atlas nahm in der Folge etwas das Tempo heraus, sodass die nächste drei Tore erst kurz vor der Pause fielen. Tyron Leon Haake köpfte eine Dähnenkamp-Flanke ins eigene Netz (41.), Gybers traf nach einer Temin-Hereingabe (42.) und Trebin im Anschluss an eine Ecke (45.+2) zum 9:0. Zwischen den Toren gab es einen Schreckmoment, da Joel Schallschmidt und ein Bremer mit den Köpfen zusammenstießen und beide blutend vom Platz mussten. "Joel sieht jetzt aus wie Harry Potter, den Spitznamen hat er jetzt weg. Ich bin froh, dass es den beiden Jungs gut geht, beide wurden genäht", gab Schmidt später Entwarnung.
Im zweiten Durchgang hielt Hemelingen eine gute Viertelstunde mit und hatte mehrere Halbchancen. Nach rund 65 Minuten machten die Delmestädter jedoch wieder ernst. Nachdem die eingewechselten Leonit Basha und Mustafa Azadzoy Großchancen ausließen, besorgte Azadzoy das 10:0 nach kurzem Solo (70.). Steffen Rohwedder markierte nach einem Basha-Steilpass das 11:0 (71.). Rohwedder ließ danach noch mehrere Großchancen aus, auch Azadzoy zimmerte das Leder im Nachschuss unbedrängt über das leere Tor. Dafür nutzte er einen Elfmeter nach Foul an Rohwedder zum 12:0 (81.). Basha tanze wenig später den Schlussmann aus und Temin netzte nach Rohwedder-Flanke ein – 14:0 (84./90.). Die Bremer trafen in der Schlussphase mit einem Distanzschuss den Innenpfosten.
Härtetest am Sonnabend
Schmidt setzte alle fitten Spieler ein, unter anderem fehlten Shamsu Mansaray mit Adduktorenproblemen, Phillip Eggersglüß (krank) und Florian Stütz (Spätschicht). Alle drei sollen zeitnah wieder einsteigen. Auch Philipp Eggert und Yuri Backhaus sind nach längerer Verletzung wieder nah dran.
Am Sonnabend trifft Atlas auf einen Gegner von anderem Kaliber: Um 13 Uhr steht das Duell bei dem von Key Riebau trainierten Regionalligisten SSV Jeddeloh auf dem Programm. Das erste Oberligaspiel des Jahres gegen den FSV Schöningen ist für Sonnabend, 3. Februar, 14 Uhr, angesetzt.