Es war kalt. Es regnete. Es wehte. Das Wetter konnte einem den Spaß am Fußball durchaus vermiesen, zumal auf dem Kunstrasenplatz am Kirchweg kaum Schutz vor Regen und Wind zu finden ist. Dass von den anfangs rund 200 Zuschauern am Ende noch etwa 50 da waren, überraschte kaum. Bemerkenswert war dafür, mit welcher Spielfreude die Oberliga-Fußballer des SV Atlas Delmenhorst in ihrem ersten Testspiel der Wintervorbereitung auftraten. Der Ball lief phasenweise sehr gut, sodass der 7:0 (2:0)-Kantersieg beim Landesligisten VfL Stenum am Sonntagnachmittag absolut verdient war.
"Insbesondere mit der zweiten Halbzeit war ich zufrieden. Wir haben kompakt gestanden und uns die Tore schön herausgespielt", resümierte Atlas-Coach Dominik Schmidt. Er hatte in der ersten Hälfte ein Team auf den Rasen geschickt, das der ersten Elf momentan sehr nahekommen dürfte. Joel Kletta stand für Stammkeeper Damian Schobert zwischen den Pfosten, der nach einer Operation am Finger pausieren muss. Die Viererkette bildeten Philipp Eggersglüß, Raoul Cissé, Kerem Sari und Zugang Ibrahim Temin. Davor formierten sich Florian Stütz und Zugang Daniel Hefele zu einer Doppel-Sechs. Mustafa Azadzoy bekleidete die Zehner-Position. Im Sturmzentrum spielte mit Steffen Rohwedder ein weiterer Neuer. Shamsu Mansaray und Ousman Touray kamen über die Flügel.
Mansaray muss verletzt raus
Der favorisierte Oberligist ging durch ein Kopfballtor von Cissé mit 1:0 in Führung (5.). Nach einem schönen Stütz-Pass erhöhte Temin bei seinem Atlas-Debüt auf 2:0 (23.). Mansaray ließ noch eine Großchance aus und musste wenig später mit Leistenproblemen vom Feld. Das sei eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen, erklärte Schmidt. Für Mansaray kam Justin Dähnenkamp, der direkt mal den Pfosten traf (37.). "In der ersten Hälfte waren wir absolut im Soll", hielt Stenums Trainer Lars Möhlenbrock fest.
Dass anschließend der vermeintliche zweite Anzug der Delmenhorster im zweiten Durchgang deutlich mehr Druck machte, kam überraschend. Coach Schmidt freute es, hatte er doch aufgrund von Verletzungen in der bisherigen Saison stets wenig Optionen gehabt. "Konkurrenz belebt das Geschäft", betonte er. So gab etwa Innenverteidiger Marlo Siech sein Comeback nach langer Zwangspause und sagte nach der Partie: "Mein Knie ist wieder voll belastbar, ich spüre nichts mehr von der Verletzung." Kaan Er wirkte als Gastspieler mit. Nach langer Ausfallzeit soll der Mittelfeldspieler aus Delmenhorst die Wintervorbereitung komplett bei Atlas absolvieren. Dann werde über eine Verpflichtung entschieden, kündigte Schmidt an.
Gysbers trifft doppelt
Einen Moment brauchten die Blau-Gelben nach dem Seitenwechsel, um sich in ungewohnter Zusammenstellung zu finden, ehe sie den Ball gut laufen ließen und das Spiel immer wieder geschickt breit machten. Eine Hereingabe von Tom Trebin grätschte Phil Gysbers zum 3:0 über die Linie (61.). Der Mittelstürmer hat durch Rohwedder Konkurrenz bekommen, zeigte aber, dass er um seinen Platz kämpfen will. Nach einer schönen Einzelleistung sorgte Gysbers mit einem Schuss ins kurze Eck auch für das 4:0 (70.).
Das 5:0 für die Gäste resultierte aus einem unglücklichen Eigentor von Colin Lazar nach einer Dähnenkamp-Flanke (72.). Lazar hatte sich im Laufe der Hinrunde vom SV Atlas II verabschiedet und ist nun zum VfL Stenum gewechselt. Das 6:0 für Atlas erzielte Leonit Basha nach einer Ecke (79.). Und auch das 7:0 fiel nach einem Eckball, den Dähnenkamp ins Netz köpfte (90.+2). "Einige Spieler haben konditionell noch etwas aufzuholen. Das hat sich in der zweiten Halbzeit gezeigt", hielt Stenums Coach Möhlenbrock fest. Das deutliche Ergebnis sei für ihn aber nebensächlich. "Da war natürlich ein Qualitätsunterschied zu sehen, deshalb spielt Atlas eben in der Oberliga."
Beim SV Atlas sind sie dagegen mit der ersten Trainingswoche der Wintervorbereitung zufrieden. Um sich kennenzulernen, war die Mannschaft am Freitag zusammen bei den Bremer Sixdays. Am Sonntag folgte der Kantersieg in Stenum. "Nach vier Einheiten sah das schon gut aus", sagte Trainer Schmidt. Durch die drei Winterzugänge und die genesenen Spieler sei nun "deutlich mehr Zug im Training".