Ismail Ismailoglu hat eine sehr interessante Vita. Seit rund 17 Jahren ist er im (semi)professionellen Fußball als Betreuer aktiv, kennt die Strukturen vieler Vereine. Nun tritt er etwas kürzer – zumindest was die Ligazugehörigkeit betrifft. Seit Juni ist er der Sportliche Leiter des TuS Heidkrug und auch für das Sponsoring zuständig. Kürzlich traf er zusammen mit Abteilungsleiter Sven Herrmann die Entscheidung, Christian Goritz und dessen Co-Trainer zu entlassen und durch Hakan Cengiz zu ersetzen. Ismailoglu selbst fungiert künftig als Co-Trainer der Bezirksligamannschaft.
Der Inhaber einer Uefa-A-Lizenz hat viel vor am Bürgerkampweg. "Der TuS Heidkrug ist der zweitgrößte Verein in Delmenhorst und das wollen wir zeigen. Wir wollen uns breiter aufstellen und professioneller werden", kündigt er an. Unter anderem steht im Sommer ein großes U13- und U15-Turnier an, an dem nach seiner Aussage diverse Bundesligisten teilnehmen werden, die er aber noch nicht nennen will. "Das sollen Überraschungen werden. Was ich schon sagen kann, ist, dass Hertha BSC zu beiden Turnieren Teams schickt. Schirmherr wird ein ehemaliger Profi von Werder Bremen sein", sagt Ismailoglu.
Highlight Europameisterschaft
Im vergangenen halben Jahr habe er vor allem an einem Jugendkonzept für den TuS gearbeitet. "Zur kommenden Saison kommen acht A-Jugendliche hoch. Die wollen wir in die erste Mannschaft integrieren, die sollen näher dran sein künftig", blickt er voraus. Zudem habe er 25 Sponsoren gewonnen, darunter einige größere. "Nur mit denen zusammen ist es möglich, hier etwas Größeres aufzubauen", sagt er.
Ismailoglu ist in Vechta geboren und in Bremen aufgewachsen, mittlerweile bezeichnet er sich als Wahl-Delmenhorster. In Bremen coachte er A- und B-Jugendteams in der Verbands- und Regionalliga, ehe er beim FC Oberneuland unter Mike Barten und danach Wolfgang Sidka als Betreuer arbeitete. Es folgten Stationen beim SV Rödinghausen, Viktoria Köln und Westfalia Herne in der Regionalliga West beziehungsweise der 3. Liga. Zuletzt war er beim TB Uphusen tätig. Sein sportliches Highlight erlebte er im Sommer 2016: Er gehörte zum Betreuerstab der türkischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Frankreich unter Trainerlegende Fatih Terim.
Heidkrug trotz vieler Angebote
Warum hat er sich nun für Heidkrug entschieden? "Ich hatte auch Angebote vom MSV Duisburg, dem VfB Oldenburg und auch von Atlas. Aber ich habe zu Hause vier wundervolle Töchter und eine Frau und möchte für meine Familie mehr Zeit haben. Daher ziehe ich mich erst einmal aus dem Profifußballbereich zurück", erklärt er. Das sei eine gute Entscheidung gewesen, die Verantwortlichen des TuS seien "Top-Leute". Neben Sven Herrmann hebt er die Rolle von Lars Rolwes, der unter anderem 2. Vorsitzender des Gesamtvereins ist und bei den Fußballern mehrere Posten innehat, als auch die von Liliana Alves-Schmidt – Ehefrau des Atlas-Coaches Dominik – als Sprecherin hervor. "Wir wollen insgesamt neue Wege gehen", kündigt er an.
Ein Teil des neuen Teams wird Trainer Hakan Cengiz sein. Ein Torwarttrainer soll noch dazustoßen, eine Pilates-Trainerin wurde bereits installiert. "Sie soll beim Individual- und Athletiktraining helfen. Wir wollen da keine großen Waldläufe machen", sagt er. Es gehe auch darum, den Reset-Knopf zu drücken und nach der schwachen Hinserie neu anzufangen. "Erst einmal danke ich den bisherigen Trainern, dass sie in einer schwierigen Situation die Aufgabe übernommen hatten. Wir wollen die Liga halten und der neue Trainer soll die letzten Prozente aus der Mannschaft herausholen", erklärt Ismailoglu.
Auf Betreiben der Mannschaft
Er betont, dass die Freistellung von Goritz auf Betreiben der Mannschaft erfolgt sei. "Das Team hat gesagt, dass es mit dem Training nicht zufrieden war. Dass es zu eintönig war, dass die Taktik nicht passte et cetera", berichtet Ismailoglu. Vieles sei nicht gut gelaufen, die Ausbeute von nur einem Punkt sei definitiv enttäuschend. "Ich gebe da aber nicht dem Trainerteam alleine die Schuld. Christian hatte das Spielermaterial oft nicht zur Verfügung. Aber die Spieler können eine gewisse Professionalität erwarten und die haben sie nicht empfunden", sagt der Sportliche Leiter.
Nun gelte es, mit harter Arbeit das Beste aus dem Team herauszuholen. Ob der Klassenerhalt bei noch 15 Spielen und 17 Punkten Rückstand realistisch ist? "Realistisch ist erst einmal alles. Natürlich ist es eine brutale Aufgabe für alle. Wir sind nicht blind und planen auch für die Kreisliga. Aber ich sehe die Chance schon, dass wir am Ende sportlich drinbleiben. Und wenn wir absteigen, dann setzen wir alles daran, in der Kreisliga zu den Topteams zu gehören und wieder aufzusteigen", ordnet er ein.