Der TuS Heidkrug hat einen Punkt aus 17 Partien geholt und steht mit einem Torverhältnis von 16:95 abgeschlagen auf dem letzten Platz der Fußball-Bezirksliga Weser-Ems. In der Rückrunde versucht es das Team vom Bürgerkampweg nun mit einem neuen Trainer. Hakan Cengiz hat zum 1. Januar bis zum 30. Juni 2025 unterschrieben. Damit einher geht die Entlassung des bisherigen Coaches Christian Goritz. Auch dessen Co-Trainer Reiner Sternberg und Andre Weiland müssen gehen. Grund ist, dass sich die Spieler nach einer internen Besprechung gegen die bisherigen Übungsleiter gestellt haben. So informierte der Fußballverantwortliche des TuS, Sven Herrmann, Goritz zwei Tage nach Weihnachten darüber, dass die Mannschaft nicht mehr hinter den Trainern stehe. "Ich hätte gerne weitergemacht, die anderen beiden auch. Wir haben für die ganze Saison zugesagt und hätten die Flinte nicht ins Korn geworfen", sagt Goritz. Sein Nachfolger trifft sich an diesem Sonnabend erstmals mit seiner neuen Mannschaft, um diese kennenzulernen. "Der Fokus geht auf die Bezirksliga, aber wir planen natürlich zweigleisig. So lange es rechnerisch noch möglich ist, kämpfen wir um den Klassenerhalt", kündigte der ehemalige Profifußballer an.
Der Zeitpunkt der Entlassung kam laut Goritz überraschend. Die Mannschaft habe sich ohne die Trainer am 5. Dezember getroffen, im Anschluss habe es aber keinerlei Feedback gegeben. Auch bei der gemeinsamen Weihnachtsfeier am 16. Dezember habe es kein Zeichen gegeben, dass die Zusammenarbeit enden solle. "Daher ist es menschlich schon irgendwo enttäuschend, dass das jetzt so gelaufen ist", meint Goritz. Natürlich sei ihm klar, dass ein Punkt aus 17 Spielen zu wenig ist. "Da müssen wir uns nichts vormachen. Es ist auch klar, dass die Trainer das schwächste Glied sind. Aber es hatte sich zuletzt nicht so angefühlt, dass der Verein Konsequenzen ziehen will. Ganz im Gegenteil. Es hieß immer: Macht weiter, zieht das durch", berichtet Goritz. Zudem habe er eher wenig Verständnis für den Zusatz, dass die Freistellung erfolgt sei, "um euch zu schützen". Das klinge komisch, fügt der Ex-Trainer hinzu. "Man macht sich natürlich auch Gedanken, wer aus der Mannschaft nicht mehr hinter den Trainern steht. Ich habe da keine Antwort, die mir einleuchtet."
Nicht wettbewerbsfähig
Sportlich sei er mit der Punktausbeute nicht zufrieden, allerdings sei diese mit den Umständen zu erklären. Zur Erinnerung: Der TuS war in der vergangenen Spielzeit sportlich abgestiegen, blieb nur in der Bezirksliga, weil Eintracht Oldenburg zurückzog. Doch viele Spieler des Kaders verließen die Mannschaft, die fortan zu großen Teilen aus der ehemaligen Zweiten gebildet wurde, die zuvor in der 1. Kreisklasse aufgelaufen war. Zudem verletzten sich in der Vorbereitung und in den ersten Spielen gleich mehrere der wenigen bezirksligaerfahrenen Akteure. "Man kann sich die Aufstellungen anschauen. Da waren nie mehr als drei Mann aus dem letztjährigen Kader dabei. Wechseloptionen hatten wir kaum welche. Beim Training waren wir, gerade zuletzt, immer nur zehn, elf, zwölf Leute", erzählt Goritz. Er könne schwer nachvollziehen, wenn jemand viel mehr erwartet habe, als letztlich zu Buche stand. "Dass man nur einen Punkt hat und sich regelmäßig hat abschießen lassen, ist wieder eine andere Sache. Da brauchen wir auch nicht drüber zu reden", ordnet Goritz ein. Nun müsse er die Entlassung erst einmal sacken lassen und Abstand gewinnen.

Beim TuS Heidkrug lief in der Hinrunde nicht viel zusammen. Nur einen Punkt holten die Kicker vom Bürgerkampweg.
Sein Co-Trainer sah die Entlassung kommen. "Ich habe damit gerechnet. Entweder jetzt oder eben im Sommer. Wenn die Mannschaft unzufrieden mit dem Trainer ist, wird der entlassen. Man kann die Mannschaft nicht entlassen. Aber ich mache ihr keinen Vorwurf. Ich finde es toll, dass sie den Sprung aus der Kreisklasse gewagt hat und immer gekämpft hat", sagt Sternberg. Er drücke dem Team weiter die Daumen und werde sich auch weiter die Spiele anschauen. "Ich hatte eine sehr schöne Zeit und bin niemandem böse. Aber natürlich ist es ärgerlich, ich hätte es gerne durchgezogen", meint er. Er trainierte die Mannschaft bereits in der 1. Kreisklasse und wollte mit ihr mittelfristig in die Kreisliga aufsteigen – über Umwege spielt sie dort aller Wahrscheinlichkeit nach kommende Saison.
Cengiz übernimmt sofort
Oder doch nicht? Schafft Cengiz noch die Wende, holt mit dem TuS in 15 Partien 17 Punkte auf und überholt vier Mannschaften? "Natürlich wird das hammerhart. Der Tabellenstand ist ernüchternd. Aber wir werden alles dafür tun, um drinzubleiben", betont er. Sollte der Abstieg rechnerisch sicher sein, kümmere er sich darum, für die Kreisliga eine gute Truppe zusammenzustellen, die dort dann oben mitspielt. "Jeder muss am Ende erhobenen Hauptes vom Platz gehen und sagen können, dass er alles gegeben hat", fordert Cengiz. Es gehe nun darum, eine Mannschaft zu bilden und wieder Spaß am Fußball zu haben. "Wir werden schauen, ob aus der Zweiten oder der A-Jugend Spieler dazukommen, die helfen können", blickt er voraus.
Der Kontakt zu den Heidkrugern kam über deren Sportlichen Leiter, Ismail Ismailoglu, zustande. "Er hat mich letzte Woche angerufen und gefragt, ob ich Zeit und Lust habe, als Trainer in Heidkrug zu arbeiten", berichtet Cengiz. Es folgte ein Gespräch mit Sven Herrmann. "Da haben wir ein Konzept gebaut, wie wir künftig zusammenarbeiten wollen und wie wir die Zukunft planen", fügt Cengiz hinzu – unabhängig davon, ob diese in der Bezirks- oder Kreisliga liegen wird. Zuletzt trainierte Cengiz, der einst für den SV Atlas Delmenhorst in der Regionalliga Torschützenkönig wurde und später zu Eintracht Frankfurt wechselte, den TuS Jaderberg in der Kreisliga. In der Saison 2021/22 coachte er den SV Baris Delmenhorst, ehe er dort entlassen wurde.