Eines ist Jens Hafemann ganz wichtig, das betont er gleich am Anfang seiner Ausführungen. "Ich möchte gar nicht so sehr im Fokus stehen. Wir sind ein Team, in dem viele andere auch viel Arbeit verrichten", sagt der 52-Jährige. Einer muss aber nun einmal für alle sprechen und in der Außendarstellung als Gesicht der Mannschaft fungieren – diese Aufgabe hat Hafemann bei der HSG Delmenhorst übernommen, jetzt auch offiziell. Wie der Handball-Oberligist mitteilte, hat der verbliebene Vorstand den Unternehmer zum neuen Vorsitzenden berufen. "Mit der Berufung signalisiert der Vorstand der HSG, dass die Handlungsfähigkeit wieder hergestellt ist und die künftigen Herausforderungen gemeinsam angegangen werden", heißt es in der Mitteilung.
Hafemann gehört dem zehnköpfigen "Team Zukunft" an, das die Handball-Spielgemeinschaft nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen wieder in ruhigere Zeiten führen will. Er soll den Verein zunächst bis zur turnusmäßigen Hauptversammlung leiten, die voraussichtlich Mitte oder Ende April dieses Jahres abgehalten wird. Dann wählen die Mitglieder einen neuen Vorstand. Es ist beabsichtigt, dass die Klubführung künftig aus zwei Vorsitzenden, einer Frau und einem Mann, bestehen soll. Für die neue Doppelspitze stellen sich Beate Hildener, auch Mitglied des "Teams Zukunft", und Jens Hafemann zur Wahl.
Vermittler zwischen den Stammvereinen
Notwendig wird die Neuwahl, weil der langjährige HSG-Vorsitzende Jürgen Janßen im Zuge der Querelen mit den Stammvereinen VSK Bungerhof und TV Deichhorst sein Amt am 14. Dezember vergangenen Jahres niederlegte. Als es zwischen Bungerhof und Deichhorst Unstimmigkeiten über finanzielle Fragen gab, trat Jens Hafemann als Vermittler in Erscheinung. "Wir wollten die Spielgemeinschaft fortführen. Und ich denke, dass wir das gut moderiert bekommen haben", sagt der frühere Kreisläufer der HSG Delmenhorst.
Das Fortbestehen der Spielgemeinschaft ist somit gesichert, nun muss geklärt werden, wie die Zukunft genau aussehen soll. "Wir müssen jetzt gemeinsam etwas erarbeiten. Das ist nicht einfach und braucht Zeit", betont Hafemann. Ursprünglich wollte Janßen noch bis zur Versammlung im April Vorsitzender bleiben, erst dann wollten Hafemann und das "Team Zukunft" die Verantwortung übernehmen. Nun musste es doch schneller gehen. Immer montags trifft sich das "Team Zukunft" in Hafemanns Firma, einem Delmenhorster Logistikunternehmen. Die übergeordneten Ziele stehen schon einmal fest: "Wir wollen den Leistungshandball fortsetzen und den Fokus auf den Jugendhandball legen. Und eines ist auch wichtig: Wir wollen den Verein nicht komplett umkrempeln, sondern modernisieren", sagt Hafemann.
Probleme im Nachwuchsbereich
In der Pandemie ist die Mitgliederzahl gesunken. "Wir brauchen Nachwuchs", betont Hafemann. In mehreren Altersklassen stellt die HSG Delmenhorst aktuell keine Mannschaft, in der männlichen A-Jugend ist laut Hafemann noch nicht gesichert, dass es in der neuen Saison weitergeht. "Die Pandemie, der Mitgliederschwund im Handball insgesamt und das veränderte Freizeitverhalten – es gibt viele Gründe für die Probleme im Jugendbereich. Wir arbeiten an einem Konzept, um den Herausforderungen zu begegnen", sagt der HSG-Vorsitzende. "Wir brauchen wieder eine hohe Identifikation mit dem Verein und wollen unseren Mitgliedern in diesen schwierigen Zeiten eine Heimat anbieten."
Als Zugpferd auch für die Jugend soll weiterhin die erste Männermannschaft dienen. Während bei der HSG der Drittliga-Aufstieg in den vergangenen Jahren immer wieder als Ziel genannt wurde, sagt Hafemann: "Es geht momentan um den Leistungshandball in der Oberliga." Mit Jörg Rademacher, dem Trainer der ersten Mannschaft, gab es am Freitag ein Gespräch. "Wir haben unsere Vorstellungen ausgetauscht, ansonsten gibt es nichts Neues", sagt Hafemann. Rademachers Vertrag läuft am Saisonende aus, ob er in Delmenhorst bleibt, ist weiterhin ungewiss. Dass viele Spieler abwandern könnten, weil es momentan einige Ungewissheiten im Verein gibt, glaubt Hafemann nicht. "Dass der eine oder andere Anfragen bekommt, ist normal. Aber viele haben momentan doch ganz andere Sorgen, Handball zu spielen in der Pandemie ist ohnehin schwierig."