Gute fünf Stunden pro Tag hat Marek Janssen in den vergangenen Wochen an seinem Smartphone verbracht. Aber keine Sorge, der Stürmer des Fußball-Regionalligisten SV Atlas Delmenhorst ist nicht der Onlinesucht verfallen, sondern hatte eine Aufgabe zu erledigen. Sein Kumpel Mark Bruns war Kandidat bei der RTL-Zwei-Flirtshow "Love Island", und Janssen übernahm in der Zeit für ihn die Öffentlichkeitsarbeit. "Ich habe sein Instagram-Profil gepflegt und die Anfragen bearbeitet", erzählt der 24-Jährige. Klingt simpel, wurde aber sehr zeitaufwendig. "Jeden Tag kamen 300, 400, 500 Nachrichten rein, und ich habe die meisten auch beantwortet. Seine Followerzahl bei Instagram ist von ungefähr 1000 auf 28.000 gestiegen", sagt Janssen.
Mark Buns und Marek Janssen stammen beide aus dem ostfriesischen Jemgum, waren früher Nachbarn. "Wir kennen uns schon sehr lange, und er ist mein bester Freund. Für ihn habe ich das sehr gerne gemacht. Es passte auch gut, dass ich gerade Semesterferien habe", betont der Student. Dabei ist Janssen eigentlich gar kein Fan von derartigen TV-Formaten, die gemeinhin als "Trash-TV" bezeichnet werden. "Normalerweise gucke ich so etwas nicht, aber jetzt habe ich mir natürlich jede Folge von ,Love Island' angesehen. Das hat auch Spaß gemacht, weil Mark dabei war", erzählt er.
Auf Platz drei gewählt
Isoliert von der Außenwelt verbrachten die Kandidaten, die in der Sendung "Islander" genannt werden, die Zeit auf Teneriffa – mit dem Ziel, einen Partner zu finden. "Ein Couple werden" heißt das in der Show. Das Siegerpaar wurde vom Publikum gewählt und erhielt 50.000 Euro. Am Montagabend lief die letzte Folge der aktuellen "Love Island"-Staffel im Fernsehen. Mark Bruns und Cindy Nischik schafften es als Paar immerhin auf den dritten Platz. "Die beiden hatten nicht so viel gemeinsame Zeit, deshalb war es abzusehen, dass es wohl nicht zum Sieg reicht", sagt Janssen. "Mark war das Preisgeld aber ohnehin nicht so wichtig. Er sagt, dass er eine super Zeit hatte."

Mark Bruns, der beste Freund von Marek Janssen, und Cindy Nischik kamen bei "Love Island" auf den dritten Platz.
Bei den Zuschauern kam Bruns sehr gut an. Sie wählten ihn bei einer Abstimmung zum beliebtesten "Islander". "Er ist einfach ein sympathischer Typ. In der Show hat er sich so gegeben, wie er ist", findet Janssen. Die Popularität seines Kumpels sorgte dafür, dass der Atlas-Stürmer viel Arbeit hatte. Immer mehr Anfragen mussten beantwortet werden, doch was möchten die Leute eigentlich vom Kandidaten einer Flirtshow? "Viele haben ihm einfach gratuliert. Oft ging es auch um mögliche Kooperationen", berichtet Marek Janssen und fügt grinsend hinzu: "Natürlich kamen auch viele Anfragen von Frauen, die ihr Interesse an ihm bekundet haben, falls es mit Cindy nicht klappen sollte. Von seinen Instagram-Followern sind 83 Prozent weiblich."
Willkommensparty in Bonn
Was sich in den vergangenen Wochen abseits der "Love Island" abspielte, bekam Mark Bruns nicht mit. Wie die anderen Kandidaten musste er sein Smartphone abgeben. Es gibt nun also einiges zu besprechen. Marek Janssen ist am Dienstag nach Bonn gefahren, wo sein Freund inzwischen wohnt. Dort sollte es am Abend eine kleine Willkommensparty geben. Am Mittwoch geht es für ihn dann aber schnell wieder zurück in den Norden. Das Abschlusstraining in Delmenhorst steht an, denn der SV Atlas tritt am Donnerstagabend zum Nachholspiel bei Weiche Flensburg an (19.30 Uhr).
"Love Island" war auch in der Kabine des Regionalligisten ein Thema. "Das war jetzt kein großes Ding, aber ein paar Teamkollegen wussten Bescheid. Wir haben öfter mal darüber geredet, insbesondere unter den Oldenburgern", schildert Marek Janssen, der in Oldenburg Wirtschaft und Sport auf Lehramt studiert. Die Mitspieler Tobias Steffen, Oliver Rauh, Nick Köster, Olivér Schindler und Niklas Göretzlehner wohnen ebenfalls in Oldenburg. Die Gruppe fährt oft gemeinsam zum Training.
Hoffen auf den ersten Sieg
Häufiger als über Flirtshows im Fernsehen wird aber natürlich über die laufende Meisterrunde der Regionalliga Nord geredet. "Wir haben uns dort bislang gut präsentiert, aber ärgern uns, dass uns noch kein Sieg gelungen ist", sagt Janssen. Die jüngste 0:1-Niederlage bei der U21 des Hamburger SV sei bitter gewesen. "Wir nutzen unsere Chancen einfach nicht", hält Janssen fest. Der 24-Jährige kam zwar auch schon im defensiven Mittelfeld zum Einsatz, doch in erster Linie ist er Offensivspieler und somit zuständig für das Toreschießen. Zwei Treffer in 17 Ligaspielen erzielte Janssen in der laufenden Saison.
In der Meisterrunde hat er wie fast alle Mitspieler noch nicht getroffen. Nur ein Tor gelang dem SV Atlas in vier Partien. Woran das liegt, sei schwer zu sagen, meint Janssen. "Es muss jetzt einfach mal einer reingehen, dann läuft es bestimmt besser. So ist es ja oft im Fußball." Dass Atlas mit den Gegnern in der Meisterrunde gut mithalten könne, habe die Mannschaft bewiesen. "Jetzt wollen wir unbedingt den ersten Sieg landen, am besten schon in Flensburg", betont Janssen. Für ihn wäre es ein perfektes Geburtstagsgeschenk, denn am Freitag wird er 25.
Ein Traum hat sich für den groß gewachsenen Angreifer beim SVA ohnehin schon erfüllt. "Ich wollte in der Regionalliga spielen, das war mein Ziel. Es ist toll, dass das geklappt hat", sagt Janssen, der 2019 vom Landesligisten Blau-Weiß Papenburg nach Delmenhorst wechselte. Ein neues Ziel hat er sich noch nicht gesteckt. Er wolle die Einsätze in der vierthöchsten Spielklasse nun erst einmal genießen und möglichst viel Spielzeit bekommen.