Am Biener Busch ist einiges los dieser Tage. Am Wochenende war Michael Rummenigge dort zu Gast, um ein Fußballcamp für Kinder anzubieten. Auf den Ex-Nationalspieler folgt nun der SV Atlas Delmenhorst, der an diesem Dienstag, 24. September, ab 20 Uhr im Niedersachsenpokal-Viertelfinale beim SV Holthausen/Biene gastiert. Und der Besuch des Oberligisten dürfte in dem Ortsteil von Lingen tatsächlich noch für etwas mehr Aufruhr sorgen als Rummenigges Stippvisite. Das Duell mit Atlas ist für die Biener eine Art Spiel des Jahres. Schon seit Wochen kündigt der Landesligist die Partie immer wieder an, hat extra einen Food-Truck und einen Fotografen organisiert, um einen würdigen Rahmen für den Pokalfight unter Flutlicht zu schaffen.
Keine Frage, der SV Holthausen/Biene will unbedingt die Überraschung schaffen und wittert seine Chance. Der SV Atlas ist schließlich mit acht Punkten aus acht Ligaspielen enttäuschend in die Saison gestartet und liegt nur auf Rang zwölf. Die Biener um Coach Henning Schmidt sind dagegen in der Landesliga noch ungeschlagen und belegen den vierten Platz. Nur einen echten Rückschlag kassierten sie bisher: Im Bezirkspokal schied Holthausen/Biene unerwartet gegen den Bezirksligisten SV Eintracht Nordhorn aus (1:3). Im Niedersachsenpokal sind die Biener nun aber selbst der klare Außenseiter, der alle Kräfte mobilisiert. "Wir wissen, was uns dort erwartet. Es werden viele Zuschauer da sein, sodass richtiges Pokalfeeling aufkommt. Das sollte eine zusätzliche Motivation sein", sagt Stephan Ehlers.
DFB-Pokal ist das Ziel
Der Sportliche Leiter des SV Atlas spricht sogar vom "bis dato wichtigsten Spiel der Saison" und betont: "Wir wollen in den DFB-Pokal einziehen, das muss das Ziel sein." Ausgerechnet für das bedeutungsvolle Duell gegen Holthausen/Biene fällt nun jemand aus, der eigentlich nie fehlt: Stammtorwart Damian Schobert. Beim jüngsten 1:1 gegen den SV Arminia Hannover kämpfte er sich trotz eines Fingerbruchs durch die Partie, doch nun muss der Keeper aussetzen. Seit er im Sommer 2023 zu den Blau-Gelben wechselte, verpasste Schobert nur ein Pflichtspiel, und das auch nur, weil er geschont wurde. Ob der verletzte Finger operiert werden muss, ist laut Atlas-Trainer Dominik Schmidt noch unklar. Im schlimmsten Fall droht Schobert eine Zwangspause von bis zu vier Wochen.
Am Biener Busch feiert somit Luca Kemna sein Atlas-Pflichtspieldebüt zwischen den Pfosten. Er kam vor der Spielzeit vom SV Wilhelmshaven. "Luca genießt unser volles Vertrauen, im Training macht er einen hervorragenden Job", unterstreicht Ehlers. Neben Schobert fehlt mit Raoul Cissé noch ein weiterer Leistungsträger. Der gelernte Innenverteidiger spielte zuletzt in Hannover im defensiven Mittelfeld und zog sich eine starke Mittelfußprellung zu. Ein langer Ausfall drohe wohl nicht, aber für das Pokalspiel falle Cissé definitiv aus, sagt Schmidt.
Schwung holen für die Liga
Allzu viel rotieren will der Coach nicht, auch wenn gerade einmal drei Tage zwischen dem Spiel in Hannover und der Pokalpartie liegen. "Es kann Wechsel geben, aber es wird keine radikale Rotation geben. Wir kennen die Bedeutung des Pokals und wollen unbedingt gewinnen", betont Schmidt. Der Pokalwettbewerb genießt beim SV Atlas seit jeher einen sehr hohen Stellenwert. Drei Finalteilnahmen innerhalb von fünf Jahren sprechen für sich. Momentan ist der Pokal womöglich sogar noch ein bisschen wichtiger, denn nach dem Fehlstart in der Oberliga lechzen Mannschaft und Fans nach einem Erfolgserlebnis. "Dass wir jetzt direkt im Pokal gefordert sind, kann gut sein. Ein Sieg könnte uns Schwung für die Liga geben", sagt Schmidt.
Im Erfolgsfall stünden die Blau-Gelben im Halbfinale, das am Freitag, 27. September, ausgelost wird. Eine Blamage beim Landesligisten wiederum würde die ohnehin schlechte Stimmung rund ums Düsternorter Stadion noch weiter trüben. Seit vier Partien sind die Blau-Gelben sieglos, kassierten zuletzt späte Gegentreffer in Hannover und zuvor beim 2:3 gegen die FSV Schönigen. "Wir haben einige Schläge vor den Bug bekommen und strotzen nicht vor Selbstvertrauen. Der Tabellenplatz ist weit unter unseren Vorstellungen, das Hannover-Spiel war eine gefühlte Niederlage. Natürlich hinterlässt das Spuren bei den Jungs", schildert Schmidt.
Am Sonntag saßen Mannschaft und Trainerteam zusammen. Es sei auch darum gegangen, die Spieler aufzubauen, schildert Schmidt. "Wir wissen, was wir können, und wollen selbstbewusst ins Spiel gehen. Natürlich kann uns Holthausen/Biene gefährlich werden, wenn wir nicht das spielen, was wir wollen." Bei Standardsituationen ist der Landesligist stark einzuschätzen. Auf Ersatzkeeper Kemna kommt also eine wichtige Aufgabe zu. "Wir haben den Gegner genau studiert und wissen, was uns erwartet. Es wird keine Überraschungen geben", sagt Ehlers. Von Angst vor einer Pokalblamage ist beim Sportlichen Leiter nichts zu spüren: "Solche Spiele sind mir die liebsten Spiele. Es geht um alles oder nichts, das ist doch eine schöne Aufgabe."