Fünf Monate sind im Fußball eine halbe Ewigkeit. Da kann sich vieles ändern. Ende Oktober stand der SV Atlas Delmenhorst auf dem letzten Platz der Fußball-Oberliga Niedersachsen, während der SV Arminia Hannover an der Tabellenspitze thronte. Wenn es an diesem Sonnabend ab 15 Uhr im Delmenhorster Stadion zum Duell der beiden Teams kommt, stehen die Vorzeichen komplett anders. Mit 28 Punkten aus den zurückliegenden elf Spielen ist Atlas seit der Rückkehr von Key Riebau auf den Trainerstuhl die Mannschaft der Stunde, während die Hannoveraner in dieser Zeit lediglich acht Zähler sammelten und auf Rang zehn abgerutscht sind.
Die Ausgangslage ist also klar: Atlas braucht im Aufstiegskampf dringend drei Punkte. Das jüngste 0:0-Unentschieden bei der hoch gehandelten FSV Schöningen war zwar aller Ehren wert, hat aber in der Tabelle nicht viel gebracht. Atlas liegt aktuell auf dem fünften Rang mit drei Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz zwei. Gegen Arminia Hannover setzen die Verantwortlichen nicht nur auf das momentan immense Selbstvertrauen, sondern auch auf den Faktor Stadion. Beim bislang letzten Heimspiel gegen den Heeslinger SC (2:0) kamen stolze 945 Zuschauer, das nächste Ziel ist die 1000. Angesichts guter Wetterprognosen und eines spielfreien Wochenendes in der Bundesliga könnte das klappen. "Ich hoffe, dass unsere Leistung Widerhall findet. Kommt alle ins Stadion, die Jungs haben es verdient", betont Riebau.
Siech fehlt gesperrt
Der Atlas-Coach muss in der Defensive und Offensive seines 4-4-2-Systems mit Raute neue personelle Lösungen finden. Die blau-gelbe Wand, die seit 524 Minuten kein Gegentor zugelassen hat, muss an einer Stelle ausgebessert werden. Marlo Siech sah in Schöningen während der Nachspielzeit die Gelb-Rote Karte und fehlt gesperrt. Daher gibt aller Voraussicht nach Tom Berling sein Pflichtspieldebüt für Atlas in der Innenverteidigung. Der 21-Jährige wechselte in der Winterpause vom SV Wilhelmshaven nach Delmenhorst. "Marlo wird uns natürlich fehlen mit seiner Präsenz, aber es ist doch schön, dass Tom seine Chance bekommt. Er hat unser volles Vertrauen für 90 Minuten", sagt Riebau.
Berling dürfte davon profitieren, dass er in eine perfekt funktionierende Abwehrreihe kommt. Mit Kapitän Ibrahim Temin, der gerade seinen Vertrag um zwei Jahre verlängert hat (wir berichteten), und Innenverteidiger Dylan Burke stehen ihm zwei erfahrene Recken zur Seite. Torwart Damian Schobert kann inzwischen auf eine persönliche Bilanz von fast elf Stunden (652 Minuten) ohne Gegentor zurückblicken. Das letzte Mal überwunden wurde er in der 88. Minute des Hinspiels bei Armina Hannover, als Kamil Jermakowicz zum 1:1-Endstand traf. Zu dem Zeitpunkt spielte der Atlas-Keeper bereits mit einem gebrochenen Finger.
Fagerström und Diop fallen aus
Im blau-gelben Angriff sorgten zuletzt Steffen Rohwedder, Tobias Fagerström und Lamine Diop für reichlich Wirbel, doch aus dem Trio steht gegen Hannover lediglich Rohwedder zur Verfügung. Fagerström zog sich in Schöningen einen leichten Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zu und fällt für ein paar Wochen aus. "Das ist sehr schade, er war wirklich gut drauf", betont Riebau. Diop muss derweil den Pflichten seines Lehrerberufs nachkommen und weilt auf Klassenfahrt.
Gesucht werden also Rohwedders Sturmpartner und ein Zehner. "Wir überlegen noch, im Training haben sich mehrere angeboten", sagt Riebau. Mit Tom Trebin, Marcel Marquardt, Justin Dähnenkamp, Leonit Basha und Sinan Brüning brennen gleich fünf Offensivkräfte auf einen Einsatz, die zuletzt eher in der zweiten Reihe standen.
Auf den Atlas-Angriff kommt durchaus eine anspruchsvolle Aufgabe zu, denn Arminia Hannover hat mit 25 Gegentreffern die beste Abwehrbilanz der Oberliga aufzuweisen – zusammen mit den Delmenhorstern natürlich, die ebenfalls 25 Tore kassierten und schon ein Spiel mehr absolviert haben. Nach der Winterpause ließ Arminia in drei Partien jedoch bereits fünf gegnerische Treffer zu. Gegen den VfV 06 Hildesheim und die U23 von Eintracht Braunschweig setzte es Niederlagen, beim SV Wilhelmshaven gelang ein 2:1-Erfolg. Der Mannschaft von Trainer Henrik Larsen fehlen ebenfalls einige Akteure, etwa der verletzte Offensivspieler David Lucic. Dennoch betont Riebau: "Arminia ist hinten stark, hat eine gute Grundordnung und ist giftig in den Zweikämpfen. Wir brauchen vorne gute Lösungen."