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Fußball-Oberliga Schoberts stolze Serie: Atlas-Torwart fast acht Stunden ohne Gegentor

90 Minuten ohne Gegentor fühlen sich für einen Torwart schon gut an. Bei Damian Schobert vom SV Atlas Delmenhorst steht die Null inzwischen bereits seit fabelhaften 472 Minuten. So kam die Serie zustande.
05.03.2025, 15:45 Uhr
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Schoberts stolze Serie: Atlas-Torwart fast acht Stunden ohne Gegentor
Von Christoph Bähr

Die Zahl kann er sofort benennen, ohne groß nachzurechnen. "Rund 470 Minuten", sagt Damian Schobert und fügt hinzu: "Natürlich habe ich das genau im Kopf." Ganz exakt sind es 472 Minuten, wenn man die Nachspielzeit nicht mitrechnet – so lange hat der Torwart des SV Atlas Delmenhorst in der Fußball-Oberliga kein Gegentor mehr kassiert. Wer sich verdeutlichen möchte, wie lange das wirklich ist: Es sind fast acht Stunden Spielzeit, in denen der 25-Jährige nun schon die Null gehalten hat. Ein fabelhafter Wert. Trainer Key Riebau hält fest: ",Schobes' Serie ohne Gegentor ist der Wahnsinn." Schobert betont: "Ich freue mich über die Serie, aber möchte natürlich auch, dass sie so lange wie möglich weitergeht."

An sein bislang letztes Gegentor erinnert sich der Keeper noch genau. "88. Minute – ein Schuss, der links von mir reingeht. Das war ärgerlich", sagt Schobert knapp. Es war der 1:1-Ausgleichstreffer von Arminia Hannover am 21. September 2024. Als Schobert diesen Treffer kassierte, war einer seiner Finger gebrochen. 25 Minuten lang spielte er trotz dieser Verletzung, nach dem Hannover-Spiel musste er mehr als einen Monat lang aussetzen. Die Gegentore, die Atlas während dieser Zeit kassierte, zählen also nicht zu Schoberts Statistik. Zudem sah er in der Partie beim BSV Rehden Mitte November die Rote Karte. Den entscheidenden Treffer zur 0:1-Niederlage kassierten die Delmenhorster dann ohne Schobert. Anschließend fehlte er zwei Spiele gesperrt.

Lob für die Vorderleute

In der letzten Begegnung vor der Winterpause gegen den SSV Vorsfelde (1:0) sowie in der ersten Partie des neuen Jahres gegen die U23 von Eintracht Braunschweig (3:0) stand Schobert jetzt wieder im Tor – und blieb ohne Gegentor, natürlich. Wichtig ist dem Keeper aber, dass er nicht alleine für seine Super-Serie verantwortlich zeichnet: "Wir lassen wenig zu. Ich muss ja oft nur zwei, drei Schüsse pro Spiel halten. Was unsere Abwehrspieler und unser Sechser wegverteidigen, ist überragend. In der Innenverteidigung gewinnen wir fast jedes Kopfballduell. Vorne laufen die Stürmer mit großer Intensität an. Wir funktionieren einfach als Team."

Seit Key Riebau Ende Oktober 2024 auf den Trainerstuhl zurückkehrte, sind Marlo Siech und Dylan Burke in der Atlas-Innenverteidigung gesetzt. Zwischen den beiden Routiniers und ihrem Torwart stimmt die Chemie. "Wir verhindern oft gefährliche Situationen durch Kommunikation. So lassen wir gegnerische Chancen gar nicht erst entstehen", schildert Schobert. Es sei etwa mit den Innenverteidigern abgesprochen, dass er etwas weiter vor seinem Tor stehe, um Steckpässe abzulaufen. Das klappt zumeist sehr gut. Nur einmal in Rehden gab es ein Missverständnis zwischen Schobert und Burke, das zum Platzverweis wegen Notbremse für den Keeper führte. "Leider ist es dort einmal schief gegangen, aber wir spielen trotzdem weiterhin so", betont Schobert.

Riskante Dribblings gehören dazu

Der gebürtige Brandenburger ist ohnehin ein Torwart, der das Risiko liebt. Nach Rückpässen geht er öfter mal ins Dribbling – und lässt bei den Fans den Atem stocken. "Das war schon immer meine Art. Bis zur D-Jugend war ich Zehner und Stürmer, das kommt manchmal noch durch", sagt Schobert und lacht. Als er für den BFC Dynamo in Berlin aktiv war, sei großer Wert darauf gelegt worden, dass der Torwart mitspiele. "Natürlich ist ein gewisses Risiko dabei, aber es ist bisher immer gut gegangen. Nur einmal gab es nach einem Dribbling von mir einen Lattenschuss gegen Rotenburg, ein Gegentor haben wir dadurch noch nie gefangen", unterstreicht Schobert, der sich an jedes einzelne seiner bislang 53 Pflichtspiele für Atlas genau erinnern kann.

Für ihn ist klar, dass die Vorteile eines mitspielenden Torwarts überwiegen. "Dadurch sind wir einer mehr im Spielaufbau. Ich habe auf diese Art schon zwei, drei Tore eingeleitet. Daher wird diese Spielweise weiterhin gefordert, und ich werde auch weiterhin so spielen", sagt Schobert. Nach fast acht Stunden ohne Gegentor dürften ihm solch mutige Aktionen aktuell ohnehin leichter fallen, schließlich ist das Selbstvertrauen bei allen Blau-Gelben groß. "Ich habe im Hinterkopf, dass ich lange kein Gegentor mehr gekriegt habe. Genauso haben wir auch im Kopf, dass wir acht der letzten neun Spiele gewonnen haben", unterstreicht Schobert.

Stammgast bei "Jan Harpstedt"

Nach dem Sieg im ersten Spiel des Jahres gegen Braunschweig ging der Torwart mit mehreren Mitspielern und Atlas-Verantwortlichen noch in die Gaststätte "Jan Harpstedt", den Treffpunkt der blau-gelben Fans. "Wir sind dort mit einigen Spielern nach fast jedem Heimspiel, das gehört sich so. Atlas ist ein familiärer Verein", sagt Schobert. Er nehme dabei auch konstruktive Kritik an und gebe sie ans Team weiter. Momentan gibt es allerdings eher wenig zu kritisieren. "Die Stimmung ist fast schon zu gut. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir vor knapp vier Monaten noch auf dem letzten Platz lagen", sagt der Atlas-Torwart. Natürlich freue er sich aber über die Euphorie im Umfeld. "Man merkt, dass alle Bock haben. Hoffentlich steigen die Zuschauerzahlen weiter an."

Im Spitzenspiel gegen den Heeslinger SC am kommenden Sonnabend, 8. März, im Delmenhorster Stadion (14 Uhr) hoffen alle bei Atlas auf gut gefüllte Ränge. Ein Sieg gegen den Tabellenfünften würde für die sechstplatzierten Blau-Gelben die Lage im Kampf um den Relegationsrang zwei weiter verbessern. "Wir wollen an Heeslingen vorbeiziehen und ein Zeichen setzen", betont Schobert. Natürlich gehe der Blick in der Tabelle nach oben, aber mit Vorsicht. "Man träumt immer vom Aufstieg, doch wir gucken von Spiel zu Spiel. Wenn wir kurz vor dem Saisonende oben stehen, kann man vielleicht darüber reden."

Damian Schobert kennt sich eine Liga höher aus, in der Regionalliga Nord spielte er eine Saison lang für den Bremer SV, der ihn 2022 vom Rostocker FC in den Norden geholt hatte. Ein komplizierter Trümmerbruch im linken Ringfinger bremste den Torwart während der Zeit in Bremen jedoch länger aus. Die Verletzung zog sich Schobert bei einer unglücklichen Aktion im Training zu. Teamkollege Mats Kaiser, mit dem er dann auch noch ein halbes Jahr lang bei Atlas zusammenspielen sollte, trat ihm unabsichtlich auf den Finger. "Die Beweglichkeit des linken Ringfingers ist immer noch eingeschränkt, aber ich habe mich daran gewöhnt. Wenn ich Torwarthandschuhe anhabe, merke ich das ohnehin nicht", sagt Schobert. 2023 wechselte der frühere Schüler der Eliteschule des Sports in Frankfurt/Oder vom Bremer SV zum SV Atlas. Dieser Schritt sei genau richtig gewesen. "Ich fühle mich sehr wohl", betont Schobert und fügt hinzu: "Die Gespräche mit Atlas laufen. Es kann gut sein, dass es über den Sommer hinaus weitergeht."

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