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Fußball-Regionalliga So lief der Wechsel von Torwart Eike Bansen zum SV Atlas Delmenhorst

Mit dem ehemaligen Junioren-Nationalspieler Eike Bansen hat der SV Atlas Delmenhorst einen Top-Torwart für die neue Saison verpflichtet. Bei dem Transfer spielten auch private und berufliche Aspekte eine Rolle.
05.05.2022, 18:15 Uhr
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So lief der Wechsel von Torwart Eike Bansen zum SV Atlas Delmenhorst
Von Christoph Bähr

Mason Mount glänzte als dreifacher Torvorbereiter bei den Engländern. Reece James wurde eingewechselt. Ebenso wie der heutige A-Nationalspieler David Raum bei Deutschland. Ridle Baku, ebenfalls inzwischen A-Nationalspieler, saß auf der Bank. Als die deutsche U19-Nationalmannschaft im Juli 2017 durch eine 1:4-Niederlage gegen England in der Vorrunde der Europameisterschaft in Georgien ausschied, standen viele inzwischen große Namen auf dem Feld. Mount und James sind heute etwa Stars des Champions-League-Siegers FC Chelsea. Das deutsche Tor hütete damals Eike Bansen, und das allein verdeutlicht schon, dass es sich um einen außergewöhnlichen Torwart handeln muss, den der SV Atlas Delmenhorst für die neue Saison verpflichtet hat. Am Donnerstag präsentierte der Regionalligist Bansen als Neuzugang. Der 24-Jährige unterschrieb einen Zweijahresvertrag.

Damit ist eine der großen Fragen mit Blick auf die kommende Spielzeit beantwortet: Wer wird die neue Nummer eins? Schon im vergangenen Jahr hatte Stammtorwart Rico Sygo die Atlas-Verantwortlichen darüber informiert, dass er ab Sommer aus beruflichen Gründen aufhört. Seitdem lief die Suche nach einem Ersatz. Torwart-Trainer Tobias Duffner erhielt den Tipp, dass Bansen, der aktuell beim TSV Steinbach Haiger in der Regionalliga Südwest unter Vertrag steht, gerne in den Norden wechseln würde. Seine Freundin wohnt seit zwei Jahren in Oldenburg. "Als die Personalie Eike Bansen auf meinen Tisch kam, dachte ich, es sei unmöglich ihn nach Delmenhorst zu lotsen. Aber wir mussten gar nicht selbst aktiv werden, denn er tat es von sich aus. Eike hat diesen Schritt forciert, um sportlich, beruflich und privat seine Weichen für die Zukunft zu stellen", sagte der Sportliche Leiter Bastian Fuhrken.

Hilfe bei der Jobsuche

Die Chemie habe in den Gesprächen sofort gestimmt. "Er ist komplett bodenständig und passt menschlich perfekt zu uns", schwärmte Fuhrken. Auch finanziell sei man sich schnell einig geworden. „Neben dem Fußball und nach meinem Studium ist es mir wichtig, ein weiteres, berufliches Standbein aufzubauen, ohne dabei meine großen sportlichen Ziele außer Acht zu lassen. Der SV Atlas ist ein Verein mit einer Menge Charme und viel Potenzial, der mir eine ideale Perspektive für meine Pläne aufgezeigt hat", erklärte Bansen.

Der ehemalige Junioren-Nationalspieler will eine Ausbildung zum Zimmerer machen. Fuhrken half bei der Suche nach einer Arbeitsstelle. "Wir können Spielern keinen Arbeitsplatz versprechen, aber wir können bei der Vermittlung helfen", betonte der Atlas-Sportchef. Die Suche verlief erfolgreich, Bansen hatte aber schon vorher seinen Kontrakt bei Atlas unterschrieben. Wichtig für ihn war dabei auch, dass die Delmenhorster Fußballer abends trainieren, sodass die Einheiten sich nicht mit der Arbeitszeit überschneiden. Manch anderer Viertligist, der überwiegend Vollprofis im Kader hat, bittet schon früher am Tag auf den Trainingsplatz.

Elfmeterheld gegen die Bayern

Es passte also vieles zusammen, und somit bekommt der SV Atlas einen Torwart, der eine beeindruckende Vita vorzuweisen hat. Bansen, der 1,94 Meter misst, absolvierte für Steinbach Haiger bislang 20 Saisonspiele (27 Gegentore), kam aber zuletzt nicht mehr zum Einsatz. Mit Borussia Dortmund wurde er 2015 als Stammtorwart deutscher B-Jugend-Meister, im Finale gewannen die Schwarz-Gelben um Christian Pulisic mit 4:0 gegen den VfB Stuttgart. Bei der U17-Meisterschaft im Jahr zuvor hatte Bansen schon zum Kader gehört, aber nicht gespielt. Als der BVB im Jahr 2016 deutscher U19-Meister wurde, absolvierte er eine Partie. Ein Jahr später war er dann die Nummer eins beim erneuten Triumph. Im Endspiel gegen Bayern München mit dem heutigen Werder-Profi Marco Friedl gewann Dortmund 8:7 nach Elfmeterschießen, Bansen hielt den entscheidenden Schuss.

Nach seiner erfolgreichen Zeit im BVB-Nachwuchs spielte der Torwart, der sogar einmal zu den Profis ins Trainingslager nachreiste, nur kurz in der U23. Dann war er dreieinhalb Jahre lang für den belgischen Erstligisten SV Zulte Waregem aktiv und bestritt zwölf Erstliga-Einsätze. Bansen stand dreimal für das deutsche U19-Nationalteam im Tor und einmal für die U20-Auswahl. Zum U21-Kader gehörte er zudem mehrfach. "Er ist jung, trotzdem erfahren und dazu sehr sympathisch", sagte Atlas-Trainer Key Riebau über den Neuzugang. Dass Bansen als Nummer eins eingeplant ist, versteht sich aufgrund seiner Vita fast von selbst. Ein weiterer neuer Torwart, der als Nummer zwei den Konkurrenzkampf anheizen könnte, befindet sich bei Atlas gerade im Probetraining. Neben Sygo wird mit Niklas Göretzlehner (wechselt zum VfL Wildeshausen) noch ein Torwart den Verein verlassen.

Eike Bansen sieht sich laut Vereinsmitteilung als mitspielender Torhüter, der seine Stärken wie Athletik und Explosivität besonders in Eins-gegen-eins-Situationen ausspielen kann. Mit Atlas hat er sich viel vorgenommen: "Mein Ziel ist es, oben anzuklopfen und die großen Vereine, gerade mit den starken Fans im Rücken, mehr als nur zu ärgern. Dabei möchte ich dem Verein helfen weiter zu wachsen, um irgendwann etwas Großes zu hinterlassen. Atlas ist etwas für Fußballromantiker und verbindet auf sehr eine spezielle Weise moderne sowie beinahe fußballhistorische Elemente."

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