Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Sportlicher Leiter des SV Atlas Fuhrken: "Delmenhorst kann Regionalliga"

Bastian Fuhrken, der Sportliche Leiter des SV Atlas Delmenhorst, spricht im Interview über die Regionalliga-Aufstiegsrunde, mögliche Zugänge und Drittliga-Träume.
13.12.2021, 19:05 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Fuhrken:
Von Christoph Bähr

Herr Fuhrken, nach dem Sieg gegen Werder Bremens U23 stand am Sonnabend die Weihnachtsfeier beim SV Atlas auf dem Programm. Dabei konnten dann auch das Erreichen der Regionalliga-Aufstiegsrunde und der vorzeitige Klassenerhalt gefeiert werden. Haben Sie sich inzwischen von der Party erholt?

Bastian Fuhrken: Ja, aber am Sonntag musste ich mich schon erst einmal ausruhen, nachdem ich so gegen 5 Uhr im Bett war. Die Feier hat Megaspaß gemacht. Ohne die Corona-Pandemie wäre sie bestimmt noch größer ausgefallen, das ist etwas schade. Am Sonntagnachmittag habe ich dann erst einmal die ganzen Glückwünsche auf meinem Handy gelesen und mich dafür bedankt.

Wer hat denn alles gratuliert?

Sehr viele Leute. Vom SV Meppen kam eine Nachricht, auch von vielen Trainern, die ich aus Oberliga-Zeiten kenne. Und viele ehemalige Atlas-Spieler haben gratuliert. Das ist immer ein schönes Gefühl, wenn man sieht, dass sie den Verein weiter begleiten.

Der SV Atlas hat seit der Neugründung im Jahr 2012 fünf Aufstiege gefeiert und den Sieg im Landespokal. Wie ist das jetzige Erreichen der Regionalliga-Aufstiegsrunde im Vergleich mit den anderen Erfolgen einzuordnen?

Das ist schwer zu vergleichen. Der Pokalsieg und der Oberliga-Aufstieg waren echte Meilensteine für den Verein. Jetzt war einfach wichtig, dass wir mal wieder auf dem Platz einen Erfolg feiern konnten und sportlich etwas geschafft haben. Wir sind ja durch die Saisonabbrüche erst in die Regionalliga aufgestiegen und dann drin geblieben, doch jetzt haben wir bewiesen, dass wir dorthin gehören. Delmenhorst kann Regionalliga!

Durch den vorzeitigen Klassenerhalt herrscht Planungssicherheit. Wie sehr erleichtert das Ihre Arbeit?

In der Abstiegsrunde hätten wir einen enormen Druck gehabt. Da hätte die Kaderplanung ganz anders ausgesehen. Jetzt können wir uns in Ruhe zusammensetzen und wissen zum Beispiel, dass wir nicht einen Hochkaräter holen müssen, der uns dann für ein halbes Jahr weiterhilft. Es geht eher darum, Spieler jetzt schon zu holen, die dann für längere Zeit bleiben. Und wir können im neuen Jahr schon Gespräche mit den Jungs führen, deren Verträge auslaufen. Die Regionalliga ist für Spieler natürlich deutlich interessanter als die Oberliga.

Lesen Sie auch

Auch wenn der Kader schon gut besetzt ist, sollen also in jedem Fall während der Winterpause noch neue Spieler dazukommen?

Ich will das nicht ausschließen. Es könnten schon zwei oder drei Neue im Winter kommen. Auf der Rechtsverteidigerposition hat sich etwa eine neue Situation ergeben, weil Philipp Eggersglüß mit seiner Verletzung bis zum Sommer ausfällt. Und wir wollen auf jeder Position doppelt besetzt sein.

Wird es in der Winterpause auch Abgänge geben?

Ich wurde bislang jedes Jahr überrascht, weil dann doch jemand den Verein verlassen wollte. Bislang ist aber keiner auf mich zugekommen.

Wer jetzt geht, verpasst schließlich auch die Teilnahme an der Aufstiegsrunde. Mit welchen Zielen geht der SV Atlas in die restliche Saison?

Es ist auf keinen Fall so, dass wir jetzt nur noch für die neue Saison planen und die Aufstiegsrunde einfach so mitnehmen. In den zehn Spielen wollen wir natürlich so viele Punkte wie möglich holen und den einen oder anderen Verein ärgern. Ich hoffe noch darauf, dass der VfB Lübeck sich für die Aufstiegsrunde qualifiziert. Ein Spiel an der Lohmühle wäre ein echter Höhepunkt.

Glauben Sie, dass die Aufstiegsrunde auch für die Atlas-Fans attraktiv ist?

Für die Zuschauer wäre die Abstiegsrunde sicherlich erst einmal interessanter gewesen, weil es dort in jedem Spiel um viel gegangen wäre. Aber es liegt jetzt in unseren Händen, die Aufstiegsrunde interessant zu gestalten. Wenn wir gut starten und uns oben festsetzen, gibt es vielleicht ein echtes Spitzenspiel in Delmenhorst. Und das ist dann sehr attraktiv.

Träumen Sie also ein wenig vom Aufstieg in die dritte Liga?

Nein, davon träume ich nicht. Aber natürlich guckt man immer auf die höhere Liga. Wer in der Kreisliga spielt, will in die Bezirksliga aufsteigen. Viele haben uns schon für verrückt erklärt, weil wir immer nach oben schauen, aber nur deshalb sind wir so oft aufgestiegen. Und aktuell ist die nächsthöhere Liga für uns nun einmal die dritte Liga.

Beim 1:0-Sieg gegen Werders U 23 hat die Mannschaft zumindest schon einmal eindrucksvoll bewiesen, dass Sie gegen Regionalliga-Topteams mithalten kann.

Mit der Leistung, die wir am Sonnabend gegen Werder geboten haben, hätten wir auch jede andere Mannschaft bezwingen können. Die Spielidee mit dem 3-6-1-System ist entstanden, wurde trainiert und von der Mannschaft super umgesetzt. Malte Müller (Co-Trainer, Anm. d. Red.) hat vor dem Spiel noch Setkarten des jeweiligen Gegenspielers an jeden unserer Spieler verschickt. Den musst du ausschalten. Zeig‘, dass du besser bist. Ich habe übrigens auch eine Setkarte bekommen – von Björn Schierenbeck (Direktor des Werder-Leistungszentrums, Anm. d. Red.).

Mal ganz ehrlich: Hatten Sie es im Vorfeld für möglich gehalten, dass ein Sieg gegen Werder gelingt?

Nein, das hatte ich nicht für möglich gehalten, aber die Hoffnung war immer da. Nach der Niederlage beim HSC Hannover war die Mannschaft eigentlich tot. Dazu kamen die ganzen Ausfälle. Dann waren auch noch Kristian Taag und Kerem Sari angeschlagen. Florian Stütz hatte Spätschicht und konnte nicht trainieren. Flodyn Baloki war länger verletzt und hat erst kurz wieder trainiert. All diese Dinge hatte ich im Kopf und habe gedacht, dass auch eine gute Leistung wahrscheinlich nicht zum Sieg reichen wird. Doch dann hat wirklich alles gepasst, und wir haben das Publikum sofort mitgenommen.

War das Werder-Spiel auch der endgültige Schulterschluss zwischen  Mannschaft und Fans? Viele Spieler sind noch nicht lange im Verein, es gibt nur noch wenige Delmenhorster im Team. Da braucht es neue Identifikationsfiguren.

Die Jungs haben alle gezeigt, dass sie richtig Bock haben und dass sie hier sind, weil sie Atlas geil finden. Wegen der Pandemie waren Treffen mit den Fans auch nicht in der Form möglich wie früher. Das war alles nicht so einfach. Aber jetzt gegen Werder haben alle beste Werbung für den Delmenhorster Fußball gemacht.

In der vergangenen Saison holte Atlas bis zum Abbruch nur zwei Punkte aus sieben Spielen. Warum ist die aktuelle Mannschaft so viel besser?

Die Erfahrung und die Qualität im Kader sind die entscheidenden Punkte. Wir kannten die Regionalliga als Verein nicht, und der Unterschied zur Oberliga ist enorm. Das war ein großer Lernprozess für alle. Man muss sehr konstant in den Leistungen sein und braucht die nötige Kaderbreite. Dafür haben wir gesorgt. Wir hatten in der bisherigen Saison viele Ausfälle durch Verletzungen und Sperren, aber man konnte jeden Spieler reinwerfen, denn jeder hat seine Qualität.

Welchen Anteil hat Cheftrainer Key Riebau am Erfolg?

Sein Anteil ist enorm. Der Cheftrainer ist die wichtigste Person im Verein und hat einen ganz hohen Stellenwert. Er sagt, was für Spieler er haben möchte. Dazu kommt bei uns ein sensationelles Trainer- und Betreuerteam. Benjamin Rabe ist als Scout ein ganz wichtiger Faktor. Hinter den Kulissen wird sehr viel gearbeitet, sodass Key seine Ideen optimal umsetzen kann.

Nach der Neugründung des SV Atlas Delmenhorst hieß das Ziel, möglichst schnell in die Landesliga zu kommen. Dann hat sich sogar der Traum von der Regionalliga erfüllt, wo der SVA nun den Klassenerhalt geschafft hat. Welchen Traum haben Sie für Ihren Verein noch?

Über unser zehnjähriges Jubiläum im kommenden Jahr habe ich noch gar nicht so viel nachgedacht. Dass wir das in der vierten Liga feiern können, ist eine sensationelle Leistung. Den Erfolg muss ich jetzt erst einmal sacken lassen, und wir müssen im Verein besprechen, was möglich ist. Klar ist aber: Ich bin niemand, der etwas verwaltet. Ich habe immer Ziele. Nur in der Regionalliga mitzuspielen reicht mir auf Dauer nicht, es muss auch in der Tabelle nach oben gehen.

Lesen Sie auch

Zur Person

Bastian Fuhrken (36)

hat den SV Atlas Delmenhorst im Jahr 2012 zusammen mit seinem Freund Tammo Renken neu gegründet. Er ist zweiter Vorsitzender des Vereins und Leiter Leistungssport. Der Delmenhorster ist zuständig für die erste und zweite Mannschaft, die Trainerstäbe, den Spielbetrieb und die Budgetplanung.

Zur Sache

Winterpause hat begonnen

Für die Regionalliga-Fußballer des SV Atlas Delmenhorst hat nach dem Spiel gegen Werder Bremens U 23 sofort die Winterpause begonnen. Trainiert wird vorerst nicht mehr. "Die Jungs sollen den Moment genießen und zur Ruhe kommen", sagte der Sportliche Leiter Bastian Fuhrken. Für Ende Januar ist der Trainingsauftakt geplant. Vorher sollen schon einige Online-Einheiten stattfinden. Am 6. Februar 2022 bestreitet Atlas voraussichtlich ein Testspiel bei der U 19 des JFV Nordwest in Oldenburg. Die Regionalliga-Aufstiegsrunde beginnt am 13. März 2022.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)