Dass am Ende gleich drei Oberliga-Debütanten beim SV Atlas Delmenhorst auf dem Platz standen, verdeutlichte die angespannte Personallage eindrucksvoll. Mit dem letzten Aufgebot reisten die Blau-Gelben zum Rotenburger SV und verloren am Sonntagnachmittag mit 0:2 (0:1). In der Tabelle liegt Atlas zwar weiterhin auf Rang zwölf, hat jetzt aber nur noch drei Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone. "Unter diesen Voraussetzungen war nicht viel mehr drin. Natürlich kann man von außen sagen, dass wir zu schlecht dastehen, aber wie soll man unsere Arbeit aktuell bewerten? Als Trainer ist man hilflos", sagte Atlas-Coach Dominik Schmidt.
Elf Spieler aus dem Oberliga-Kader fehlten. Kurzfristig waren noch der erkrankte Florian Stütz sowie die verletzten Eugen Uschpol und Kerem Sari ausgefallen. Die Aufstellung war ein Puzzlespiel. Stürmer Luca Liske kam als Linksverteidiger zum Einsatz. Es passte ins Bild, dass er in der 41. Minute auch noch mit einer Muskelverletzung vom Feld musste. Liske konnte kaum auftreten und dürfte länger ausfallen. Vor ihm war bereits in der 13. Minute Ousman Touray angeschlagen ausgewechselt worden. Der Flügelstürmer hatte nach längerer Verletzungspause direkt von Anfang an gespielt. "Das war mit der medizinischen Abteilung abgesprochen. Er hatte die Woche über normal mittrainiert und sollte 45 bis 60 Minuten spielen, leider ging es dann doch nicht", sagte Schmidt.
Schallschmidt einen Moment unaufmerksam
Die Delmenhorster Rumpfelf spielte keinesfalls gut, doch die Rotenburger waren keinen Deut besser. Vor etwa 280 Zuschauern entwickelte sich ein Duell auf niedrigem Niveau. Da beiden Teams die Präzision im Passspiel fehlte, gab es kaum Torchancen zu sehen. Ein 0:0 zur Pause wäre angemessen gewesen, doch dann leisteten sich die Gäste einen Moment der Unaufmerksamkeit, und nach einer Freistoßflanke von Noel Dähne köpfte Kevin Klee das 1:0 für Rotenburg (45.+1). Joel Schallschmidt hatte Klee kurzzeitig aus den Augen verloren. Der Atlas-Mittelfeldspieler hatte die Woche über allerdings auch mit Fieber flach gelegen und daher nicht trainiert. Er stellte sich trotzdem in den Dienst der Mannschaft und lief gegen seinen Ex-Verein auf.
"In der zweiten Halbzeit haben wir es besser gemacht und die Räume, die uns der Gegner angeboten hat, auch mal bespielt", schilderte Schmidt. Für Liske war Marvin Grone aus dem Bezirksliga-Kader gekommen, der seine Sache als Rechtsverteidiger ordentlich machte. Zweimal hätten die Rotenburger für die Vorentscheidung sorgen müssen. In der 66. Minute traf Lamine Diop vor dem fast leeren Tor den Ball nicht richtig. In der 70. Minute verlor Atlas-Kapitän Philipp Eggersglüß als letzter Mann den Ball, konnte seinen Fehler mit einer Grätsche gegen Peter Bolm aber gerade noch ausbügeln.
Dähnenkamp verpasst Ausgleich
Ein Punktgewinn für Atlas war also noch möglich, und die eine große Gelegenheit zum Ausgleich bot sich in der 84. Minute: Phil Gysbers legte per Hacke für Justin Dähnenkamp ab, der knapp am Tor vorbeischoss. "Trotz allem hätten wir das Spiel nicht verlieren müssen", hielt Schmidt fest. Als die Gäste in der Nachspielzeit alles nach vorne warfen, liefen sie nach einer Ecke in einen Konter und kassierten noch das 0:2 durch Diop (90.+1). Kurz zuvor hatte Schmidt Wahe Zagaryan und Justin Hager aus dem zweiten Team eingewechselt, die ebenso wie Grone ihr Oberliga-Debüt gaben.
Tabellarisch befindet sich Atlas nun im Abstiegskampf. Schmidt betonte aber: "Wir brauchen aktuell nicht auf die Tabelle zu schauen. Bis zum Winter kommen wir aus diesem Hamsterrad nicht mehr raus. In der Rückrunde müssen wir dann unsere Hausaufgaben machen."
Angesichts der Personalprobleme hatte Atlas übrigens um eine Spielverlegung gebeten. Rotenburg stimmte nicht zu und verwies darauf, dass es mangels Flutlicht kaum möglich gewesen wäre, einen Nachholtermin zu finden. "Ihnen kam es sicherlich auch gelegen, dass wir so viele Ausfälle hatten", sagte Schmidt. "Im Normalfall hätten sie das Spiel wegen der Platzverhältnisse wahrscheinlich ohnehin abgesagt." In der Tat war der Rasen sehr tief und weich. Kurioserweise war der Platz auch zunächst nicht gekreidet. Das geschah erst auf Hinweis des Schiedsrichters, weswegen sich der Anpfiff um etwa zehn Minuten verzögerte.