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SV Atlas Delmenhorst Wie Marvin Grone von der Aushilfe zum umjubelten Torschützen wurde

Eigentlich sollte Marvin Grone die ersten Schritte im Herrenbereich in der Reserve des SV Atlas machen. Der Personalnot im ersten Team führte nun dazu, dass er zum umjubelten Torschützen in der Oberliga wurde.
21.11.2023, 18:15 Uhr
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Wie Marvin Grone von der Aushilfe zum umjubelten Torschützen wurde
Von Christoph Bähr

Im entscheidenden Moment galt Marvin Grones größte Sorge dem etwas ramponierten Rasen im Delmenhorster Stadion. Aus rund 40 Metern hatte er geschossen, und nun kullerte der Ball in Richtung des verwaisten gegnerischen Tores. "Ich hatte Angst, dass er noch liegen bleibt, denn der Platz hatte schon einige Unebenheiten", erinnert sich Grone an die bangen Sekunden, bis das Spielgerät über die Linie rollte. Dann verschwand der junge Abwehrspieler sofort in einer Jubeltraube seiner Mitspieler. Grones Tor in der achten Minute der Nachspielzeit zum 3:1-Endstand gegen Germania Egestorf-Langreder brachte die Gewissheit, dass der SV Atlas Delmenhorst drei weitere wichtige Punkte in der Fußball-Oberliga Niedersachsen einfahren würde. Der Treffer wurde aber nicht nur deswegen ausgiebig bejubelt, er steht auch sinnbildlich dafür, dass die Blau-Gelben momentan das Beste aus ihrer Personalmisere machen.

Dass Marvin Grone in der Oberliga spielt, war zu Saisonbeginn nämlich nicht geplant gewesen. Der 19-Jährige kam aus der U19 des JFV Bremen nach Delmenhorst und sollte in der Atlas-Reserve in der Bezirksliga seine ersten Erfahrungen im Herrenbereich sammeln. Die vielen Ausfälle im Oberliga-Team waren nun Grones Chance. Er kann Rechtsverteidiger spielen, und speziell auf den Außenbahnen wurden die Spieler knapp. In der Partie beim Rotenburger SV (0:2) stand er also plötzlich im Kader und nach der Verletzung von Luca Liske dann auch ab der 41. Minute auf dem Platz. "Richtig nervös war ich nicht, ich bin generell eher ein ruhiger Typ", sagt Grone. "Außerdem kam mir zugute, dass ich in Rotenburg keinen direkten Gegenspieler hatte." Chefcoach Dominik Schmidt bescheinigte dem Youngster nach dem Abpfiff eine ordentliche Leistung.

Freude beim Chefcoach

Also kam Grone gegen Egestorf-Langreder zu seinem zweiten Oberliga-Einsatz. In der 93. Minute wurde er eingewechselt, kurz darauf bekam der Gegner noch einen Freistoß, und Torwart Ole Schöttelndreier rannte nach vorne. "Ich stand in der Mauer. Als ich das leere Tor gesehen habe, habe ich ein bisschen darauf gehofft, dass der Ball noch einmal nach vorne kommt", schildert Grone. Genauso kam es. Ein langer Schlag landete bei ihm, und er schob den Ball aus großer Entfernung ins Gehäuse. "Es ist das Bonbon, dass ein junger Spieler aus der Zweiten das Tor macht. Ich habe mich sehr für ihn gefreut", betonte Schmidt.

Und Grone selbst? Der 19-Jährige ist kein Typ, der sofort in Euphorie verfällt. Er sagt nur so viel: "Ich habe auch nach dem Spiel noch die ganze Zeit gegrinst. Für mich sind Tore ohnehin etwas Besonderes. Als Abwehrspieler treffe ich nicht so oft." Es war einfach ein denkwürdiger Nachmittag für ihn: der zweite Oberliga-Einsatz, das erste Tor, der erste Sieg mit dem ersten Atlas-Team und als kuriose Randnotiz noch seine Einwechslung. Grone kam ausgerechnet für Tom Trebin in die Partie, der in der C-Jugend noch sein Trainer beim TuS Komet Arsten war.

In Bremen spielte er in der Jugend neben Arsten auch für Tura, Vatan Sport, die SG Findorff, den Bremer SV und den JFV Bremen. Der Wechsel zum SV Atlas II im Sommer sei eine spontane Entscheidung gewesen, berichtet Grone. Er ging gemeinsam mit Kumpel Colin Lazar nach Delmenhorst, der inzwischen aber nicht mehr für Atlas aufläuft. "Ich wollte etwas Neues ausprobieren und erstmals außerhalb Bremens spielen. Mir war wichtig, dass ich in meinem ersten Herrenjahr regelmäßig zum Einsatz komme", sagt der Bremer und fügt hinzu; "An die erste Atlas-Mannschaft habe ich gar nicht gedacht. Jedes Spiel, in dem ich dort dabei sein darf, ist ein Bonus."

Erfolge als Schachspieler

Erst einmal bis zur Winterpause darf Grone nun regelmäßig mit dem Oberliga-Team trainieren. "Das Tempo und die Qualität im Training sind sehr hoch. Dort lerne ich sehr viel, das ist gut für meine Entwicklung", betont er. Grone kann auch in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld spielen, ist bei Atlas aktuell aber als Rechtsverteidiger eingeplant. Dass er sich hinten anstellen müsse, wenn die Verletzten zurückkommen, sei ihm bewusst, betont er.

Früher war Grone auch ein hoffnungsvolles Schachtalent und nahm sogar an deutschen Jugend-Meisterschaften teil. Irgendwann habe er sich entscheiden müssen und den Fußball dem Schach vorgezogen. Bei dem Denksport habe ihm das Improvisieren immer mehr Spaß gemacht, als Spielzüge auswendig zu lernen, erzählt Marvin Grone. Also: Gucken, was passiert, und dann das Beste aus der Situation machen. Genau das hat er nun auch beim SV Atlas getan, und so soll es weitergehen. Grone betont: "Ich gebe jetzt mein Bestes, vielleicht kann ich mir eine Perspektive erarbeiten."

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