Eigentlich wollte der Nordwestdeutsche Volleyball-Verband (NWVV) am kommenden Wochenende nach einer mehrwöchigen Pause in den Spielbetrieb zurückkehren. Doch die steigenden Corona-Zahlen haben nun zu einem Umdenken geführt. Die Verantwortlichen verlängern die Saisonunterbrechung bis in den März. Eine Einschränkung gibt es jedoch: Wenn zwei Teams gegeneinander spielen wollen, können sie das auf freiwilliger Basis tun. Von dieser Möglichkeit wollen jedoch weder die VG Delmenhorst-Stenum noch der VfL Wildeshausen in der Herren-Oberliga Gebrauch machen. "Wenn man schaut, wie hoch die Inzidenzen sind, bei möglichen Gegnern wie Achim etwa 800 und Delmenhorst 1200, dann hat das keinen Sinn. Und die Zahlen steigen ja sogar noch weiter", meint Wildeshausens Spielertrainer Frank Gravel. Durch die verlängerte Pause kommt nur eine Halbserie in die Wertung.
Die jeweiligen Amateursportverbände müssen schwere Entscheidungen in Bezug auf den Spielbetrieb treffen. "Der NWVV sieht seine Hauptaufgabe weiterhin darin, den Liga- und Jugendspielbetrieb aufrechtzuerhalten", teilt der Verband auf seiner Homepage mit. Die Rückmeldungen der Vereine in den vergangenen Tagen und Wochen zeigten, so steht es in der Mitteilung weiter, dass die Einstellungen der Mannschaften sehr unterschiedlich seien: "Während einige spielen wollen und auf die aktuell gültigen Verordnungen verweisen, sehen andere die möglichen gesundheitlichen Risiken angesichts stark gestiegener Inzidenzen und Hospitalisierungsraten in einigen Regionen. Da das Infektions- und das Quarantänerisiko aktuell sehr hoch sind, können wir nachvollziehen, dass Mannschaften trotz der Hygienemaßnahmen, die in den Hallen vorherrschen, Kontakte vermeiden wollen, um sich selbst und ihre Familien zu schützen." Der NWVV-Krisenstab habe daher die Entscheidung getroffen, den regulären Spielbetrieb bis März auszusetzen.
Ungutes Gefühl bei Spielen
Susanne Schalk, Trainerin der Oberligaherren der VG Delmenhorst-Stenum, kann den Beschluss nachvollziehen. "Bei uns in der Mannschaft findet der Großteil die Unterbrechung gut. Die Zahlen steigen und steigen und dann soll man mit 45 Leuten in die Halle? Im Dezember wurde unterbrochen, da waren die Zahlen niedriger und jetzt soll man spielen? Da wäre ein ungutes Gefühl dabei", meint sie. Das Training laufe jedoch weiter. "Bei uns sind viele Spieler geboostert, dazu testen sich alle jedes Mal. Mit zehn Leuten in der Halle beim Training ist das überschaubar", sagt sie. Gravel sieht das ähnlich: "Die Pause ist sinnvoll, gerade einige jüngere Spieler haben bisher ja noch nicht einmal die Möglichkeit gehabt, geboostert zu werden. Im März wird jeder die Option gehabt haben. So kann man die Wahrscheinlichkeit auf einen schweren Verlauf bei Infektionen zumindest verkleinern", blickt Gravel voraus. Auch die Wildeshauser trainieren weiter.
Ziel ist es seitens des Verbandes und der Vereine, eine faire Wertung hinzubekommen – Schalk ist jedoch skeptisch, dass das gelingen wird. "Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, dass wir freiwillig Spiele machen. Und wer weiß schon, was im März sein wird. Das ist alles ein bisschen 'auf Teufel komm raus' gerade", fügt die Trainerin hinzu. Für die VG wird es, so denn im März gespielt werden kann, kompliziert: Die Spielgemeinschaft hat bislang erst eine Partie absolviert. Andere Teams der Liga stehen bereits bei sechs Pflichtspielen, Wildeshausen bei zwei.
"Ich weiß nicht, ob man es hinbekommt, aber wir versuchen natürlich, eine Halbserie zu spielen. Am fairsten wäre es, wenn man auch diese Saison ohne Auf- und Absteiger spielt und dann die ganze Sache durchdenkt. In der Regionalliga wurde die Staffel in zwei Gruppen geteilt. Es folgen eine Auf- und eine Abstiegsrunde. Das ist gut gelöst. Da sind dann immer nur zwei Mannschaften in der Halle. Das ist mit den Schiedsgerichten natürlich nicht so einfach, aber ich denke, dass man das hinbekommen könnte", meint Schalk. Gravel ist hier zwiegespalten: "Es gibt gute Gründe für beide Seiten. Ambitionierte Teams, die in der letzten regulären Saison schon kurz vor dem Aufstieg standen, haben so zwei Jahre keine Chance auf den Aufstieg. Das ist frustrierend. Durch nur eine Halbserie kann es jedoch auch schnell passieren, dass ein Team absteigt, das mit Hin- und Rückrunde den Klassenerhalt geschafft hätte. Egal wie man es macht, es wird Härtefälle geben."
Jugendmeisterschaften verlegt
Am 4. März soll es bei den Erwachsenen bis einschließlich Oberliga weitergehen. Ein neuer Spielplan wird derzeit von den Staffelleitern erarbeitet. "Wir hoffen alle, dass sich die Situation bis dahin stabilisiert hat. Sollten auch danach keine Spiele stattfinden können, kann die Saison leider erneut nicht gewertet werden", kündigt der NWVV an. Ob und wenn ja wie viele Teams Gebrauch von der Option machen, ab dem Wochenende 29./30. Januar freiwillig zu spielen, ist noch nicht klar. Klar sind hingegen die Regeln: Diese Spiele gehen dann in die Wertung ein, wenn diese Mannschaften noch nicht gegeneinander gespielt haben. Es gilt weiterhin, dass ausnahmslos alle Mannschaftsmitglieder am Spieltag negativ getestet sein müssen. Das gilt auch für die Geboosterten. "Uns ist bewusst, dass diese Entscheidung nicht für alle Beteiligten optimal ist. Wir hoffen dennoch, so eine Lösung gefunden zu haben, die der derzeitigen Lage angemessen ist, eine gewisse Planungssicherheit bietet und es gleichzeitig ermöglicht, einen sportlich fairen Wettbewerb zu haben", teilt der NWVV mit.
Der Jugendspielbetrieb ruht vorerst weiter: "Wir haben uns entschieden, erst einmal zu pausieren und die Jugendmeisterschaften in den Februar beziehungsweise März zu verschieben. Die genauen Termine werden in der nächsten Woche durch die Bezirksjugendwarte bekannt gegeben", schreibt der Verband auf seiner Homepage. Der Krisenstab tagt einmal in der Woche, Vereinsvertreter können sich mit Wünschen und Anmerkungen per E-Mail an krisenstab@nwvv.de wenden. Auf der nächsten Sitzung geht es um die Themen “Neue Spielpläne”, “Zuschauer”, “Abstiegsregelung bei Abmeldung vom Spielbetrieb” und “Testpflicht für Jugendliche”.