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Fußball-Oberliga Vor dem Saisonstart: Der SV Atlas Delmenhorst im Kader-Check

Mit 16 Zugängen geht der SV Atlas Delmenhorst in die neue Saison. Auf den meisten Positionen zeichnet sich bereits ab, wer zur Stammelf gehören könnte.
02.08.2023, 18:00 Uhr
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Vor dem Saisonstart: Der SV Atlas Delmenhorst im Kader-Check
Von Christoph Bähr

Der Chef kommt zur Arbeit, geht durch die Werkshalle, begrüßt alle freundlich und sieht, wie seine Schützlinge bereits fleißig am Schaffen sind. Mit diesem kurzen Video stimmt der SV Atlas Delmenhorst auf die neue Saison ein. Es spielt im historischen Turbinenhaus der Nordwolle. Trainer Dominik Schmidt ist der Chef, seine in Trikots gekleideten Spieler sind die fleißigen Arbeiter. Die Umgebung und Handlung dürften die Verantwortlichen mit einem konkreten Hintergedanken konzipiert haben. In der Arbeiterstadt Delmenhorst will der SV Atlas für ehrliche Arbeit und lokale Verbundenheit stehen. Der Abstieg aus der Fußball-Regionalliga Nord hat die Anhänger enttäuscht. Richtig verärgert hat sie aber, dass sich viele Spieler im Misserfolg schnell verabschiedeten – teilweise sogar, bevor der Abstieg feststand. Sportchef Bastian Fuhrken hat das natürlich auch wahrgenommen und betont vor der neuen Saison in der Oberliga Niedersachsen: "Wir brauchen Mentalität auf dem Platz und die volle Identifikation mit Verein."

Ehrliche Arbeiter mit Lokalkolorit sind also gern gesehen. Dass es weiterhin Spieler gibt, für die der SV Atlas nur eine Durchgangsstation ist, wird sich zwar nicht verhindern lassen, doch Fuhrken achtete bei den Neuverpflichtungen darauf, dass einige Identifikationsfiguren für die Fans im Kader stehen. Mit Marlo Siech und Joel Schallschmidt kamen etwa zwei echte Delmenhorster zum SV Atlas. Mit Kerem Sari kehrte ein kampfstarker Abwehrspieler zurück, der bei den Anhängern beliebt ist. Zudem dürfen sich Luca Liske und Thade Hein, zwei Delmenhorster aus dem zweiten Team, jetzt im Oberliga-Kader beweisen. Die Kapitänsbinde trägt mit Mustafa Azadzoy ebenfalls ein Delmenhorster Junge.

Dass die Fans Spieler finden, mit denen sie sich identifizieren können, ist wichtig, denn einmal mehr ist der Kader vor einer neuen Saison fast komplett umgekrempelt worden. 16 Abgängen stehen 16 Zugänge gegenüber. In seiner ersten kompletten Spielzeit als Trainer muss Dominik Schmidt aus dem zusammengewürfelten Haufen eine Einheit formen. Das sei in der Vorbereitung bereits gut gelungen, sagt der Ex-Profi. Auch wenn er nach dem abschließenden Testspiel gegen den Brinkumer SV (5:0) den "Schlafwagenfußball" seiner Mannschaft kritisierte, zeigt sich Schmidt insgesamt zufrieden mit dem Leistungsstand: "Die Einstellung, die Stimmung, die Trainingsintensität – das stimmt alles." Der Teamgedanke sei jetzt bereits ausgeprägter als in der vergangenen Saison.

Zeit, um sich erst einmal zu finden, hat die neu formierte Mannschaft nicht. Beim Ligaauftakt geht es am Sonnabend (15 Uhr) gegen den starken Mitabsteiger VfV Hildesheim. Eine Woche später folgt schon ein Saisonhöhepunkt: das DFB-Pokal-Spiel gegen den Zweitligisten FC St. Pauli im ausverkauften Delmenhorster Stadion (12. August, 15.30 Uhr). Den direkten Wiederaufstieg hat der SV Atlas nicht zum Ziel ausgerufen, innerhalb von zwei Jahren soll die Rückkehr in die Viertklassigkeit gelingen. Klar ist aber auch: Die Fans erwarten, dass das Team in der Oberliga oben mitspielt. Mit welchem Stammpersonal Atlas dies erreichen will, zeichnete sich in der Vorbereitung bereits ab. Ein Blick auf die einzelnen Mannschaftsteile.

Tor

Einen richtigen Konkurrenzkampf um den Platz zwischen den Pfosten gab es zuletzt nicht mehr, weil Dario Reuter wegen Rückenproblemen ausfällt. Die Nummer eins ist somit erst einmal Damian Schobert, der beim Bremer SV bereits Regionalliga-Erfahrung sammelte. "Wir haben aber drei gute Torhüter", betont Schmidt. Auch Youngster Joel Kletta sammelte in der Vorbereitung Pluspunkte.

Abwehr

Wie schon in der vergangenen Saison, ist die Abwehr die größte Baustelle. Die Zugänge Marlo Siech und Yuri Backhaus fallen wegen Knieverletzungen mindestens vier Monate lang aus. "Wir halten die Augen nach Zugängen für die Abwehr offen, sind aber auch jetzt schon gut besetzt", sagt Schmidt. Der Atlas-Coach probierte es in der Vorbereitung auch mal mit einer Dreierkette plus zwei Schienenspielern, doch die Viererkette funktionierte besser. Rückkehrer Kerem Sari ist in Abwesenheit von Siech der neue Abwehrchef. Neben ihm könnte Raoul Cissé spielen, der wieder einmal von den Ausfällen profitiert. Philipp Eggert, in der Regionalliga zumeist Ergänzungsspieler, hat sich den Platz auf der linken Abwehrseite gesichert. Auf der rechten Seite hinterließ Zugang Nicolas Fenski einen guten Eindruck. Als Alternative für die Linksverteidigerposition und die Innenverteidigung steht Eugen Uschpol bereit.

Mittelfeld

Philipp Eggersglüß wird möglicherweise auch mal in der Abwehr gebraucht, kam in den Testspielen aber wegen seiner Erfahrung und spielerischen Qualität vor allem im defensiven Mittelfeld zum Einsatz. Er könnte zusammen mit Florian Stütz die Doppel-Sechs bilden, dann wären die beiden Vize-Kapitäne in zentraler Rolle vereint. Eine Alternative für das Mittelfeldzentrum ist Joel Schallschmidt, der in der Vorbereitung sein Potenzial aufblitzen ließ. Bourdanne Ngongfor könnte der lange vermisste Abräumer werden, wurde aber gerade erst verpflichtet und benötigt Zeit zur Eingewöhnung. Emre Karagöz und Thade Hein hat Schmidt noch in der Hinterhand. Auf der Spielmacherposition dürfte Mustafa Azadzoy erste Wahl sein, doch auch Tom Trebin lauert auf seine Chance.

Angriff

Dass Ousman Touray geblieben ist, sorgt für Freude beim SV Atlas. Der Außenstürmer spielte in der Vorbereitung stark auf. "Er ist in richtig guter Form", unterstreicht Schmidt. Zusammen mit Shamsu Mansaray könnte Touray die Flügelzange bilden. "Beide haben ein brutales Tempo", schwärmt Schmidt. Im Sturmzentrum dagegen drängte sich kein Spieler nachhaltig auf. Phil Gysbers, der in der Vorsaison nur selten zum Einsatz kam, machte durch einige Tore auf sich aufmerksam, offenbarte im Zusammenspiel jedoch Schwierigkeiten. Leonit Basha hatte ebenfalls starke Szenen, kommt allerdings gerade aus der A-Jugend und muss sich an den Herrenbereich gewöhnen. Justin Dähnenkamp wechselte mit der Empfehlung von 26 Landesliga-Treffern für Bornreihe nach Delmenhorst, sucht im Atlas-System aber noch nach seinem Platz. Luca Liske und Keanu Rogmann sind verletzt.

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Info

Der Kader des SV Atlas

Zugänge: Damian Schobert, Nicolas Fenski (beide Bremer SV), Kerem Sari (Holstein Kiel U23), Eugen Uschpol (TuS Sulingen), Yuri Backhaus (1. FC Düren), Marlo Siech, Joel Schallschmidt (beide Rotenburger SV), Tom Trebin (FC Oberneuland), Bourdanne Ngongfor (St. Mary‘s College/USA), Shamsu Mansaray (BSV Rehden), Justin Dähnenkamp (SV Blau-Weiß Bornreihe), Keanu Rogmann (JFV Nordwest U19), Leonit Basha (VfL Osnabrück U19), Dario Reuter (SF Wüsting-Altmoorhausen), Thade Hein, Luca Liske (beide eigene Reserve)

Abgänge: Marco Stefandl (SpVgg Bayreuth), Dominic Volkmer (TuS Koblenz), Leo Weichert (FC Gütersloh), Efkan Erdogan, Julian Stöhr, Tobias Steffen (alle Kickers Emden), Kristian Taag (verletzungsbedingtes Karriereende), Oliver Rauh (BV Garrel), Lamin Touray (SSVg Velbert), Dimitrios Ferfelis (Heeslinger SC), Steffen Rohwedder (SC Wiedenbrück), Mattia Trianni (SSV Reutlingen), Pascal Wiewrodt (FC Cosmos Koblenz), Eike Bansen (Fußballpause), Willem Hoffrogge, Olivér Schindler (beide Ziel unbekannt)

Restkader: Joel Kletta - Philipp Eggert, Raoul Cissé, Philipp Eggersglüß, Emre Karagöz, Mustafa Azadzoy, Florian Stütz, Phil Gysbers, Ousman Touray

Trainer: Dominik Schmidt

Co-Trainer: Florian Urbainski

Torwart-Trainer: Tobias Duffner

Lauftrainer: Christoph Bisewski

Sportlicher Leiter: Bastian Fuhrken

Teammanager: Benno Urbainski

Mannschaftsarzt: Philip Heitmann

Physiotherapeutin: Yvonne Jakob-Engelbart

Spielanalyse: Florian Kroeger

Betreuer: René Raffke, Saume Alp, Olaf Schikorra

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