Nach dem Abpfiff dauerte es nur wenige Minuten, und rund um den Kunstrasenplatz in Sittensen war kaum noch ein Mensch zu sehen. Spieler und Zuschauer wollten der bitteren Kälte offenbar schnellstmöglich entfliehen. Auch wenn manchmal die Sonne schien, war es wahrlich kein angenehmes Fußballwetter am Sonnabendnachmittag, dennoch boten der SV Atlas Delmenhorst und die U23 von Holstein Kiel zumindest phasenweise ein ansehnliches Testspiel. Im Duell der beiden Regionalligisten setzten sich letztlich die Kieler mit 3:1 (1:1) durch. Trotz der Niederlage war Atlas-Trainer Key Riebau nicht komplett unzufrieden mit der Vorstellung seines Teams: "Rund 40 Minuten lang haben wir sehr gut verteidigt und für Entlastung gesorgt."
In der Liga haben Atlas und Holstein bereits zweimal gegeneinander gespielt. In der Hinrunde siegten die Delmenhorster mit 2:1, in der Rückrunde gewannen die Kieler mit 4:0. Beide Klubs hatten sich auf Sittensen als Austragungsort geeinigt, weil die Samtgemeinde im Landkreis Rotenburg verkehrsgünstig gelegen ist. Etwa 50 Zuschauer sahen, wie der SV Atlas einen perfekten Start in die Partie erwischte. Nach einem sehenswert vorgetragenen Angriff traf Dimitrios Ferfelis zum 1:0 (10.). "Das war ein sehr schönes Tor", unterstrich Riebau. Die Kieler taten sich anfangs schwer und waren im Glück, dass Marco Stefandl eine schöne Hereingabe von Mattia Trianni am zweiten Pfosten knapp verpasste (26.). Erst als der Holstein-Nachwuchs Mitte der ersten Hälfte mutiger presste, fand er besser ins Spiel. Atlas-Torwart Eike Bansen rettete stark gegen den Kieler Winterzugang Tim van de Schepop (29.) und Niklas Niehoff (38.). In der 42. Minute ließ sich der Delmenhorster Innenverteidiger Efkan Erdogan von Niehoff tunneln, dann stießen beide im Strafraum zusammen. Schiedsrichter Daniel Piotrowski gab einen etwas umstrittenen Elfmeter, den van de Schepop zum 1:1 verwandelte.
Azadzoy in neuer Rolle
Den zweiten Durchgang ging Atlas personell fast unverändert an. Nur zwischen den Pfosten wurde Bansen durch Pascal Wiewrodt ersetzt. Ansonsten blieb es beim 4-2-3-1-System, in dem der etatmäßige Offensivspieler Mustafa Azadzoy nach dem überraschenden Abgang von Nico Matern im defensiven Mittelfeld neben Willem Hoffrogge agierte. "Wir wollen einige Spieler an die längere Spielzeit heranführen", erklärte Riebau, warum er in der Pause keinen Feldspieler auswechselte. Hinzu kam, dass der Atlas-Kader eher klein war, weil mehrere angeschlagene Akteure wie Olivér Schindler oder Gastspieler Dominic Volkmer geschont wurden. Außerdem auffällig: Kapitän Dominik Schmidt, der schon seit dem ersten Saisonspiel mit Knieproblemen ausfällt, unterstützte Riebau an der Seitenlinie als eine Art zweiter Co-Trainer neben Malte Müller.
Auch wenn die Delmenhorster nach dem Seitenwechsel in gewohnter Formation agierten, konnten sie an die Leistung aus Durchgang eins nicht anknüpfen. "In der zweiten Halbzeit haben wir nur reagiert und zu wenig agiert", bemängelte Riebau. Es dauerte lediglich drei Minuten, bis der SVA in Rückstand geriet. Die Kieler kombinierten sich über die linke Seite schön nach vorne, dann legte Jan Wansiedler mustergültig ab für Diyar Saka, der zum 2:1 einschoss (48.). Der Zweitliga-Nachwuchs war nun überlegen und vergab in Person von Jason Ejesieme eine gute Kopfballchance (57.).
Erdogan verletzt sich
Auf der Gegenseite scheiterte Stefandl mit einem wuchtigen Schuss aufs kurze Eck an Holstein-Keeper Timon Weiner (78.). In der Schlussphase war den Delmenhorstern anzumerken, dass sie dieses Testspiel nicht verlieren wollten. Sie erhöhten den Druck und liefen die Kieler, die im Laufe der zweiten Hälfte den Ex-Delmenhorster Kerem Sari in die Partie brachten, früher an. In der 81. Minute fiel Efkan Erdogan nach einem Zweikampf unglücklich auf die Schulter. Der Abwehrspieler musste verletzt vom Feld. Da der SV Atlas bereits alle Reservisten eingewechselt hatte, musste er das Spiel zu zehnt zu Ende bringen. In der Defensive herrschte kurzzeitig Unordnung, und das nutzten die Kieler eiskalt aus: Nach einem Ballverlust von Azadzoy erzielte Colin Kleine-Bekel den 3:1-Endstand (82.).
Bis zum ersten Pflichtspiel des Jahres gegen die U23 von Werder Bremen am 12. Februar bleibt den Delmenhorstern nun noch etwas Zeit, um die Erkenntnisse aus der Partie gegen Kiel umzusetzen. Ein Testspiel gegen den Landesligisten Hansa Friesoythe steht am kommenden Sonnabend noch auf dem Programm (11 Uhr). Für den Holstein-Nachwuchs, der aktuell auf Rang 13 und damit einen Platz hinter Atlas liegt, geht es dagegen schon am kommenden Sonnabend gegen den BSV Rehden um Punkte.