Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt zwingt Städte und Gemeinden zu neuen Lösungen. Auch die Stadtverwaltung in Delmenhorst denkt darüber nach, künftig nicht nur auf Neubau zu setzen, sondern zusätzlich auf das Prinzip des Wohnungstauschs. Damit könnten Menschen ihre zu große Wohnung gegen eine kleinere tauschen – oder umgekehrt.
Arbeitshilfe für Wohnraummobilisierung im Raum Bremen als Grundlage
"Zukünftig könnte neben dem Neubau von Wohnungen auch die Organisation von Wohnungstausch und gegebenenfalls -teilungen die Befriedigung des zielgruppenorientierten Wohnungsbedarfs ergänzen", heißt es aus der Stadtverwaltung. Noch seien allerdings organisatorische und finanzielle Voraussetzungen zu schaffen.
Basis der Überlegungen ist die "Arbeitshilfe Wohnraummobilisierung", die der Kommunalverbund Niedersachsen/Bremen im Jahr 2025 für die Region Bremen in Auftrag gegeben hat. Erarbeitet wurde diese von der Bremer Berateragentur BPW Stadtplanung.
Wohnungstauschbörse aus Freiburg als Vorbild?
Darin werden Beispiele vorgestellt, wie vorhandener Wohnraum besser genutzt werden kann. Als Vorbild dient unter anderem die Stadt Freiburg im Breisgau, die bereits eine eigene Wohnungstauschbörse im Internet betreibt. Wer in Freiburg mithilfe des Portals aus einer großen in eine kleinere Wohnung zieht, erhält von der Stadt eine Umzugsprämie von 2000 Euro. Übrigens nicht nur dort: Mehrere Kommunen im Südwesten setzen nach Angaben der Deutschen Presseagentur auf Prämien, um Bürger zum Umzug in eine kleinere Wohnung zu motivieren – und so Wohnraum effizienter zu verteilen.
Eine Wohnungstauschbörse ist ein Portal oder eine Plattform, über die Menschen ihre Wohnungen zum Tausch anbieten können. Ziel ist es, dass Personen, deren Wohnung zu groß oder zu klein geworden ist, unkompliziert mit anderen Eigentümern oder Mietern tauschen können. In der Regel werden Informationen zu Lage, Größe, Ausstattung und gewünschter Tauschwohnung angegeben, sodass passende Tauschpartner gefunden werden.
Tauschmodell soll in Wohnungsmarktstrategie einfließen
Die Delmenhorster Stadtverwaltung will prüfen, ob sich dieses Modell auf die eigene Situation übertragen lässt. In die Überarbeitung der städtischen Wohnungsmarktstrategie in den Jahren 2026 und 2027 soll die Idee einfließen. Eine konkrete Einschätzung zum möglichen Effekt auf den lokalen Markt gebe es noch nicht, so die Verwaltung, doch: "Diese Thematik wird hinsichtlich der demografischen Entwicklung voraussichtlich von zunehmender Bedeutung sein."
Dass neue Ansätze nötig sind, zeigen die Zahlen. Nach Berechnungen des Pestel-Instituts benötigt Delmenhorst bis 2028 jährlich rund 270 neue Wohnungen. Die aktuelle Wohnungsmarktstrategie der Stadt sieht für die kommenden zehn Jahre etwa 2000 zusätzliche Einheiten vor, darunter bis zu 700 barrierefreie Wohnungen. Doch bei der Umsetzung stockt es noch ein kleines bisschen: 2024 wurden lediglich 171 Wohnungen fertiggestellt, wie es Mitte Juni im Ausschuss für Planen, Bau und Verkehr durch die Stadtverwaltung kommuniziert wurde.
Prognosen sehen 85.000 Einwohner bis 2040
Seit 2017 legt die Stadt regelmäßig Strategien zur Entwicklung des Wohnungsmarktes vor, die alle zwei Jahre angepasst werden. In der aktuellen Wohnungsmarktstrategie wird mit einem Bevölkerungswachstum gerechnet: Bis 2040 könnte Delmenhorst rund 85.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählen.
In Delmenhorst wurden im zweiten Quartal dieses Jahres gebrauchte Eigentumswohnungen mit rund 80 Quadratmetern durchschnittlich für 167.000 Euro angeboten, der Quadratmeterpreis lag bei 2090 Euro. Gebrauchte Reihenhäuser kosteten im Schnitt 252.000 Euro, neue Eigentumswohnungen 298.000 Euro (Quadratmeterpreis 3730 Euro). Erschlossenes Bauland lag bei durchschnittlich 310 Euro pro Quadratmeter, ein Anstieg von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahlen stammen von der Landesbausparkasse Nord/West auf Basis der Empirica-Preisdatenbank.