Was für ein Tag für Jette Behrens: Morgens saß sie noch in Schule und konnte sich kaum konzentrieren, weil sie am Vorabend von Trainer Thomas Horsch erfahren hatte, dass sie im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt erstmals in der Frauen-Bundesliga dabei sein würde. „Ich war sehr aufgeregt, das hat sich im Spiel dann aber schnell gelegt“, erzählte die 16-Jährige nach ihrem Debüt. Und auch wenn Werders Spiel gegen Frankfurt mit 0:2 verloren ging, ordnete die junge Abwehrspielerin das Geschehen vernünftig ein: „Die spielen in der Champions League, deshalb muss man schon sagen, dass wir kämpferisch eine gute Leistung gezeigt haben.“
Sie selbst spielte über weite Strecken so, als hätte sie nie etwas anderes gemacht, dabei ist ihre eigentliche Heimat die U 17-Bundesliga. „Sie ist überhaupt nicht abgefallen“, lobte Horsch die Debütantin, „sie hat das bestätigt, was sie auch in einigen Vorbereitungsspielen gezeigt hat. Das war sehr ordentlich. Aber sie ist noch eine sehr junge Spielerin, wir müssen geduldig mit ihr sein.“
Sanders erstmals in der Startelf
Nicht nur wegen der Tabellensituation erlebten die 748 Zuschauer in diesem Nachholspiel ein ungleiches Duell. Nachdem die Partie am Sonnabend wegen des Winterwetters ausgefallen war, fielen nun bei den abstiegsgefährdeten Bremerinnen gleich drei Stammkräfte krankheitsbedingt aus: Chiara Hahn, Tuana Keles und Maja Sternad. Gegen den Tabellendritten Frankfurt war die gelb-rot-gesperrte Nina Lührßen ohnehin nicht dabei. Obendrein hatte sich Stürmerin Jasmin Sehan zuletzt bei der Heimniederlage gegen Bayern München am Oberschenkel verletzt und fehlt weiterhin. Michaela Brandenburg blieb leicht angeschlagen draußen.
In der Bremer Startelf gab es deshalb mehrere Überraschungen, nicht nur das erste Bundesligaspiel von Jette Behrens. Zu ihrem Startelf-Debüt kam zum Beispiel auch Winter-Neuzugang Stefanie Sanders. Und im Tor bekam die von einer Handverletzung genesene Anneke Borbe nun wieder den Vorzug gegenüber Lena Pauels, die auf die Bank musste. „Anneke ist unsere klare Nummer eins", begründete Horsch den erneuten Wechsel im Tor. Borbe, die im Sommer zu Meister VfL Wolfsburg wechselt, hatte sich im Dezember an der Hand verletzt und war seither ausgefallen.
Die beste Nachricht aus sportlicher Sicht war für Werder die Höhe der Niederlage gegen den starken Gegner. „Nur“ 0:2 verloren, wie zuletzt auch gegen Bayern, dazu im Herbst die knappe 2:3-Niederlage gegen Wolfsburg – es gab auch schon Zeiten, da wurde Werder von solchen Spitzenteams abgeschossen. Das passiert nun nicht mehr. „Um gegen qualitativ so starke Gegner auch selbst etwas mitzunehmen, braucht es dann aber einen Tick mehr“, weiß Horsch.
Unter den Augen der Werder-Geschäftsführer Frank Baumann und Klaus Filbry lag Werder früh zurück: In der neunten Minute schob Frankfurts Mittelfeldspielerin Geraldine Reuteler den Ball aus kurzer Distanz in die Maschen. Wenige Minuten später war Borbe im Tor präsenter und rechtfertigte wie auch im weiteren Spiel ihre Aufstellung, als sie bei einem Konter gleich zweimal stark gegen Lara Prasnikar parierte. Die Eintracht war sehr offensivstark, Werder hingegen brauchte fast eine halbe Stunde, um selbst mutiger zu werden. Ein harmloser Schuss von Sanders blieb zunächst aber die einzige Szene vor dem Eintracht-Tor.
Direkt zu Beginn der zweiten Hälfte parierte Borbe stark gegen Laura Freigang – eine Schlüsselszene, weil kurz darauf Werders Stürmerin Christin Meyer alleine auf Frankfurts Torhüterin Stina Johannes zulief. Sie bekam den Ball aber nicht an der Torfrau vorbei und vergab somit das mögliche 1:1. Auch Reena Wichmann verzog ihren Schuss wenig später bei einem Konter. „Da müssen wir das 1:1 machen“, haderte Horsch später mit diesen beiden Angriffen. Vielleicht wäre dann sogar ein wichtiger Punkt im Abstiegskampf möglich gewesen. Wie man es besser macht, demonstrierte die Eintracht im Stile einer Spitzenmannschaft: Reuteler schloss einen Gegenangriff über die linke Seite kaltschnäuzig ab und feierte ihren zweiten Treffer mit einer Siegerfaust (53.).
Am Sonntag tritt Werder nun im richtungweisenden Kellerduell beim MSV Duisburg an. Anstoß ist um 13 Uhr (live bei Magentasport). Mit einem Sieg würde Werder die Abstiegszone wieder verlassen.