Das ist neu und natürlich für die Werder-Frauen recht angenehm: Thomas Horsch und seine Fußballerinnen stehen im März vor einem Bundesligaspiel, aber von dem in den vergangenen Jahren üblichen Zugzwang kann keine Rede sein. „Der Klassenerhalt ist nahezu perfekt“, sagt der Trainer vor der Partie beim 1. FC Köln am Sonntag (14 Uhr). Es ist ein sogenanntes „Highlight-Spiel“, wird es doch im großen Stadion ausgetragen.
Rund 20000 Tickets wurden bereits verkauft. Das ist etwas weniger als erhofft. Schließlich hatte der „EffZeh“ mit 38.365 Besuchern gegen Eintracht Frankfurt im vergangenen Jahr eine bis heute gültige Bestmarke aufgestellt. Aber für eine stattliche Kulisse wird auch diesmal gesorgt. Der Gegner der Bremerinnen geht allerdings mit einer ganz anderen Ausgangslage in das Duell. „Es ist ein absolutes Druckspiel für den 1. FC Köln“, betont Thomas Horsch.
Sein Team hatte beim 0:3 gegen den SC Freiburg vor rund drei Wochen zwar die erste Niederlage des Jahres kassiert. Als Tabellenfünfter und mit 20 Punkten auf dem Konto zählt Werder aber längst zum gesicherten Mittelfeld der Liga – deshalb tritt das Team die Reise ins Rheinland vergleichsweise entspannt an. Für den Gegner stellt sich die Situation anders dar: Nach einem ordentlichen Start mit neun Punkten aus den ersten sechs Partien wartet der Gastgeber nun seit acht Spielen auf einen dreifachen Punktgewinn.
Gewissermaßen als Highlight der Negativserie waren die Kölnerinnen in ihrem letzten Spiel nicht über ein torloses Unentschieden beim Schlusslicht in Duisburg hinaus gekommen. Angesichts der anhaltenden Erfolglosigkeit wird der 1. FC Köln (11 Zähler) gerade noch durch drei Punkte getrennt vom 1. FC Nürnberg – und mit dem Tabellennachbarn beginnt auch schon die Abstiegszone. In dieser Situation muss die zu erwartende Kulisse nicht unbedingt ein Vorteil für die Kölnerinnen sein. „Sie kann sich positiv auswirken“, nutzt Thomas Horsch ganz bewusst den Konjunktiv. Der Werder-Trainer ist sich dagegen sicher, dass die zu erwartende Zuschauerzahl dem eigenen Team nichts anhaben wird: „Wir freuen uns auf dieses Spiel.“
Die Bremerinnen treten nicht nur mit der nahezu doppelten Punkteausbeute in Köln an. Die Werder-Frauen wissen nach ihrem letzten „großen“ Spiel auch recht gut, wie mit einer entsprechenden Kulisse umzugehen ist. Denn das Hinspiel gegen die Kölnerinnen im Oktober – ausgetragen vor rund 21.500 Zuschauern im Weserstadion – endete mit einem glatten 3:0-Erfolg. „Wir gehen nicht explizit auf die Zuschauer ein: Es ist ein Spiel wie jedes andere“, sagt Thomas Horsch.
Ganz so gewöhnlich ist es allerdings doch nicht: In Köln wird Werder nämlich erstmals ohne Lina Hausicke zu einem Punktspiel antreten. Gegen Freiburg hatte sich die zentrale Mittelfeldspielerin das Kreuzband gerissen. „Wir haben Erfahrungen mit personellen Rückschlägen“, verweist Thomas Horsch angesichts des Ausfalls auf so manche verletzungsbedingte Pause in dieser Saison. Es werde dem Team also auch diesmal gelingen, die Lücke zu schließen.
Wie schwer es tatsächlich wird, die Spielführerin zu ersetzen, zeigt sich in den kommenden Wochen. In Köln könnte es bereits einen ersten Hinweis geben. Dort hat man übrigens auf den vergleichsweise mauen Vorverkauf reagiert und in der Kölner Popband Cat Ballou einen Musik-Act verpflichtet. Das ist ebenso ungewöhnlich wie die mediale Begleitung des gesamten Spieltags: Anlässlich des Weltfrauentags werden alle Spiele live und kostenlos von den entsprechenden Sendern und Portalen übertragen.