Die Sonne strahlte mit André Silva förmlich um die Wette. Als es für den neuen Angreifer des SV Werder Bremen am Montagnachmittag zur ersten Trainingseinheit in veränderter Umgebung ging, da war dem Portugiesen die Freude darüber deutlich anzusehen. Und nicht nur ihm. Mit seinem künftigen Sturmkollegen Marvin Ducksch tauschte er sich bereits auf dem Weg zum Platz intensiv aus, später scherzte er auch mit seinen weiteren Teamkollegen immer wieder. Und die Fans waren ähnlich angetan, knapp 400 Zuschauer ließen sich den Premierenauftritt der Leihgabe von RB Leipzig nicht entgehen. Silva zeigte sofort, welche Qualitäten er mitbringt – und warum die Werder-Verantwortlichen kurz vor dem Schließen des Winter-Transferfensters noch einmal zuschlugen.
„Wir haben immer die Augen offengehalten, und für uns ist es ein wirtschaftlich sowie sportlich gutes Paket. Wir haben jetzt mehr Elemente und eine gewisse Flexibilität im Kader, dem wir noch mehr Breite geben wollten“, erklärte Fußball-Chef Clemens Fritz am Nachmittag. „Ich bin davon überzeugt, dass André sich gut einbringen und ein Mehrwert für die gesamte Mannschaft sein wird.“ Für 14 Ligaspiele und mindestens einen Auftritt im DFB-Pokal ist Silva eingeplant, im kommenden Sommer werden sich die Wege dann wieder trennen.
Eine Kaufoption besitzt Werder nicht, bis dahin teilen sich beide Vereine das Gehalt des 53-fachen Nationalspielers, der auch über WM- und EM-Erfahrung verfügt. Wie zu hören ist, kommen auf den SVW Ausgaben in Höhe von 1,5 Millionen Euro zu. Eine Summe, die nicht klein, aber offenkundig zu verschmerzen ist. „Wichtig ist, dass es sich für uns wirtschaftlich in einem Rahmen bewegt, der für uns vertretbar ist“, sagte Fritz. „Ohne die Mithilfe der Leipziger wäre das nicht möglich gewesen.“
Nun hat solch ein Transfer auch eine gewisse Signalwirkung, könnte nur zu leicht als Bestätigung für die Ambition auf höhere Ziele verstanden werden. Clemens Fritz wiegelte jedoch ab: „Es ist nicht so, dass wir nach der Verpflichtung von André jetzt auch automatisch nach den Sternen greifen. Grundsätzlich ändert sich an unseren Zielen nichts.“ Deshalb skizzierte der 43-Jährige noch einmal: „Wir wollen uns weiterentwickeln, eine ruhigere Saison ohne Achterbahnfahrt wie im vergangenen Jahr spielen und so schnell wie möglich 40 Punkte holen – gerne danach auch mit Plus. Und dann wird man sehen, was am Ende dabei herausgekommen ist.“
Silva könnte bereits gegen Bayern auf dem Platz stehen
André Silva kann dazu ab sofort seinen Beitrag leisten, womöglich schon am kommenden Freitag, wenn das schwierige Auswärtsspiel beim FC Bayern München (20.30 Uhr) ansteht. Eine Startelf-Prognose mag und will Clemens Fritz aber noch nicht abgeben. Er sagte nur: „André macht einen sehr guten Eindruck. Er ist sehr offen, positiv und kommunikativ. Da war schon ein guter Zug im ersten Training drin.“ Doch der Ex-Profi betonte auch: „Ich werde die Erwartungshaltung nicht zu hoch hängen. Wir wissen um seine Qualitäten, aber auch, dass er zuletzt wenig Spielpraxis hatte.“
In Leipzig brachte es Silva in der laufenden Saison auf lediglich acht Ligaeinsätze, keinen davon absolvierte der 29-Jährige als Teil der Startelf. Dem Offensivmann gefiel diese Situation verständlicherweise nicht wirklich, weshalb ihm die Offerte von der Weser äußerst gelegen kam. „Der Trainer und der Verein haben mir viel Interesse gezeigt – das war für mich das Wichtigste“, sagte Silva auf der Internetseite der Grün-Weißen. Und der Mann, der künftig die Rückennummer 9 auf seinem Trikot tragen wird, schob hinterher: „Die Art und Weise, wie die Mannschaft spielt, passt sehr gut zu mir. Ich bin hier, um zu helfen und Spaß am Spiel zu haben. Ich werde jeden Tag mein Bestes geben, hart arbeiten und versuchen, Tore zu schießen.“
Nichts weniger als das dürften sie auch beim SV Werder vom Portugiesen erwarten – schließlich soll sich der Transfer am Ende für alle Parteien so richtig auszahlen. „Sicherlich gibt es nie eine Garantie. Aber wenn man betrachtet, wie er Fußball spielt und man dann unsere Spielidee sieht, kann das schon sehr gut passen“, erklärte Clemens Fritz. Cheftrainer Ole Werner sieht das ganz ähnlich: „Ich bin sehr froh, dass wir André verpflichten konnten. Er gibt uns in der Offensive weitere Möglichkeiten.“ Und der 36-Jährige führte aus: „Er ist sehr präsent in der Box, hat eine gute Abschlussstärke und bewegt sich gut in den Räumen.“ Allesamt Talente, die für Werder während des Rests der Saison noch sehr wertvoll sein können. „Wir sind davon überzeugt, dass er unseren Kader besser machen kann“, hob Fritz hervor. „Er sucht den Abschluss, kann sich gut in den Zwischenräumen bewegen und hat ein gutes Auge für seine Mitspieler.“ Für den Entscheider steht deshalb fest: „Wir sind davon überzeugt, dass wir André dahin bringen können, wo er mal war.“