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Werder-Kolumne Warum Werder jetzt höllisch aufpassen muss

Die Schiedsrichterleistungen bei Werder-Spielen werfen Fragen auf. Doch die Bremer haben selbst dazu beigetragen, dass sie kein Saubermann-Image haben. Werder muss jetzt zur Ruhe finden, meint Jean-Julien Beer.
03.02.2025, 17:49 Uhr
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Warum Werder jetzt höllisch aufpassen muss
Von Jean-Julien Beer

Natürlich war es nicht nötig, dass Werder gegen Mainz drei Platzverweise kassierte: zwei Gelb-Rote Karten für Marco Friedl und Niklas Stark, dazu eine Rote Karte für Ole Werner, der bis zu dieser Saison nicht als Wüterich bekannt war. Ein souveräner Schiedsrichter hätte keine dieser Karten gezückt. Nehmen wir den Bremer Bundesliga-Schiedsrichter Sven Jablonski, einer der Spitzen-Schiris in Deutschland. Der darf als Bremer keine Pflichtspiele von Werder pfeifen, aber man kann sich nicht vorstellen, dass er in einem unauffälligen Bundesligaspiel plötzlich wie wild mit Karten um sich wirft.

Einer wie Jablonski regelt solche Spielphasen durch Gesten und Mimik, durch eine klare Ansage und eine souveräne, aber nie herablassende Körpersprache. So wie Deniz Aytekin, der beste Schiedsrichter, wenn es um ein angemessenes Auftreten auf dem Spielfeld geht. Es gibt aber halt auch die andere Sorte Schiris, und mit denen hatte Werder zuletzt Probleme. Dazu zählt schon immer in seiner Laufbahn Martin Petersen, der nun die drei Platzverweise aussprach. Und dazu zählt seit einiger Zeit Matthias Jöllenbeck, der es nicht schafft, seine oberlehrerhaft und zugleich introvertiert wirkende Art abzulegen und deshalb immer bemüht ist, sich durch übertriebene Gesten und Karten Respekt zu verschaffen.

Das war auch nach Jöllenbecks falschem Freistoßpfiff in Werders Heimspiel gegen Heidenheim so, als er seine sofort umstrittene Entscheidung beim Nicht-Foul von Jens Stage mit drei (!) Gelben Karten untermauern musste. Wer glaubt, sich so Respekt verschaffen zu können, der glaubt halt auch, dass das ein Foul war. Am Ende ist das eine Qualitätsfrage. Auch bei Petersen, der schon als junger vierter Offizieller am Spielfeldrand negativ auffiel. Und der schon mal als Videoschiedsrichter für ein Werder-Spiel kurzfristig abgezogen wurde, nachdemer zuvor in einem anderen Spiel einen falschen Strafstoßpfiff unkorrigiert gelassen hatte. Wie solche Leute innerhalb des Schiedsrichterwesens trotzdem Karriere machen und Spielausgänge beeinflussen können, ist erstaunlich und innerhalb der großen Profi-Schiedsrichter-Gruppe durchaus ein sensibles Thema.

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Für Werder ist das Dauer-Theater mir den Schiedsrichtern unbefriedigend. Aber: Die Grün-Weißen haben selbst dazu beigetragen, dass sie kein Saubermann-Image haben. Die Schiedsrichter bekommen vor den Spielen viele Informationen über die Mannschaften. Die souveränen Schiris überfliegen das nur und wollen unvoreingenommen an die Spiele herangehen. Aber es gibt auch die anderen, und die haben inzwischen eine Menge von Werder gesehen, gelesen und abgespeichert. Hier Hinfaller von Marvin Ducksch, dort eine dreiste Schwalbe von Justin Njinmah und anderen Bremern, immer wieder Gelb wegen Meckerns, mal verständliches, mal aber überzogenes Zeitspiel: Die Akte Werder ist dick.

40 Gelbe Karten, drei Gelb-Rote, eine Rote und dazu jetzt noch Rot für den Trainer. Nur die Dortmunder sahen noch mehr Karten, die 16 anderen Mannschaften der Liga haben eine dünnere Strafakte. Werder muss nun höllisch aufpassen, dass sich dieser Eindruck nicht verfestigt. Denn wenn der Ruf schlecht ist, können vor allem unsouveräne und übereifrige Schiedsrichter mit der Befürchtung in die Spiele gehen, die Bremer Mannschaft sei schwierig zu leiten und man müsse permanent mit Regelverstößen und Gemecker rechnen.

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Es spielt keine Rolle, ob das gerecht ist oder nicht. In das Thema muss dringend Ruhe rein, am besten mehrere Wochen lang, damit Werder durch Fußball auffällt und nicht mehr zu Wochenbeginn ein Schwerpunkt in den Besprechungen der Schiedsrichter ist.

Das gilt auch für Ole Werner. Dass er dem Schiedsrichter die Meinung geigte, ist menschlich verständlich. In Zukunft sollte ihn vielleicht jemand wegziehen, damit der Trainer erst später und unter vier Augen mit dem Schiri reden kann. Wie Werner später darauf reagierte, war richtig: Reue zeigen, nur kein weiteres Öl ins Feuer gießen – auch wenn das schwerfällt.

Übrigens kann Werner froh sein, nicht schon gegen Heidenheim eine Karte gesehen zu haben. Ein Trainer darf seinen eigenen Spieler nicht anschreien und schubsen, wie Werner es mit Oliver Burke machte. Das ist tatsächlich verboten. Und es gibt Schiedsrichter, die so etwas ahnden. Prominentester Fall: Im Revierderby 2003 zwischen Schalke und Dortmund flog Jens Lehmann (wer sonst?) vom Platz, nach einem Wutanfall gegen seinen Mitspieler Marcio Amoroso.

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