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Andreas Herzog "Es wird für Werder reichen"

Ex-Werder-Profi Andreas Herzog hat sich wie viele über den Einbruch der Bremer gegen Kiel gewundert. Er glaubt aber weiter fest an den Wiederaufstieg und setzt dabei voll auf Marvin Ducksch und Niclas Füllkrug.
07.05.2022, 15:26 Uhr
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Von Hans-Günter Klemm

Wie sich die Protagonisten bei Werder Bremen aktuell fühlen, kann er nachvollziehen. In der Endphase der Saison geht es um die Wurst, wie es so schön heißt. Auch für Andreas Herzog, den früheren Werder-Profi, der ebenso wie seine norddeutschen Freunde anstrengende Zittermomente zu Frühlingsbeginn erlebt auf seiner ersten Station als Clubtrainer bei Admira Wacker Mödling. „Es ist richtig eng“, sagt der 55-Jährige und meint den Aufstiegskampf in der 2. Liga und die Abstiegsrunde in seiner Heimat, in der er involviert ist. Den Bremern macht Österreichs Rekordnationalspieler dabei im Gespräch mit der DeichStube kräftig Mut: „Es wird für Werder reichen. Die letzten beiden Spiele werden sie gewinnen. Ich hoffe, dass es mit dem direkten Aufstieg klappt.“

Herzog verfolgt Werder ganz genau

„Andi“, der zwischen 1992 und 2001 mit der einjährigen Unterbrechung wegen eines unbefriedigenden Gastspiels bei Bayern München 234 Erstligaspiele für Werder Bremen bestritten hat, verfolgt die Auftritte seines Ex-Clubs weiterhin sehr genau. Über die dramatische Zuspitzung im Kampf um den Bundesliga-Aufstieg in Deutschland sagt er: „Nach dem Sieg auf Schalke war doch Werder so gut wie durch. Und durch die 2:0-Führung in der Partie gegen Kiel war der Aufstieg fast schon besiegelt. Das unnötige Gegentor noch vor der Pause hat in diesem Match die Wende gebracht. Werder hat alles aus der Hand gegeben. Ich hatte nicht erwartet, dass die Mannschaft noch einmal so einbrechen könnte.“

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Dennoch sieht Herzog die Grün-Weißen gut gerüstet für das in den kommenden Tagen einsetzende Psychospiel. Dabei setzt der Edeltechniker von einst vor allem auf das gemeinhin treffsichere Sturmduo. Die Torjäger Marvin Ducksch und Niclas Füllkrug seien die Erfolgsgaranten, so Herzog. „Die beiden treffen in jedem Spiel. Das erwarte ich auch gegen Aue und Regensburg. Ihre Tore bringen Werder zurück in die 1. Liga.“

Was im Aufstiegsfall in seiner einstigen Wahlheimat los sein werde, weiß Herzog, der mit Werder 1993 Meister sowie 1994 und 1999 Pokalsieger wurde, aus eigener Erfahrung. „Eine grenzenlose Euphorie, nicht nur bei Werder, sondern in der ganzen Stadt.“ Der direkte Wiederaufstieg werde die ohnehin schon enge Bindung zwischen Club und Stadt nochmals vertiefen. Und was passiert nach der Rückkehr ins Fußball-Oberhaus? „Werder hat die Kraft und Klasse, sich im ersten Jahr in der Bundesliga zu halten und auf Sicht gesehen so zu etablieren wie früher. Natürlich muss der Kader verstärkt werden. Doch dann sollte ein Platz im gesicherten Mittelfeld angestrebt werden.“

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Er selbst hat andere Sorgen. Abstiegsrunde in Österreich ist angesagt. Ein komplizierter Modus, in dem das Teilnehmerfeld halbiert wird und in der Vorrunde erzielte Punkte abgezogen werden. Mit seiner Admira steht der gebürtige Wiener gegenwärtig auf dem drittletzten Platz, gemeinsam mit Hartberg, einen Punkt vor Ried. Ein wenig abgeschlagen ist der SCR Altach, der vom ehemaligen Bremer Ludovic Magnin trainiert wird. Da nur ein Team absteigt, ist Herzog zuversichtlich, den Klassenerhalt zu schaffen: „Doch wir müssen noch punkten, um auf Nummer sicher zu gehen.“

Dabei gibt das komplizierte Reglement sogar her, sich noch fürs internationale Geschäft zu qualifizieren: Der Tabellensiebte und der Achtplatzierte tragen ein Entscheidungsspiel aus. Der Sieger trifft auf den Fünften – dem Gewinner dieser Partie winkt ein Platz in der Conference League. Herzog dazu: „Ein komischer Modus, der bis zum Ende viele Möglichkeiten offenlässt.“

Erneut Absage für österreichische Nationalmannschaft

Ein gänzlich anderes, aber wieder mal aktuelles Thema ist für Herzog die österreichische Nationalmannschaft. Die Chance für sich und seine Karriere ist allerdings mal wieder vertan. Herzog war einmal mehr wie auch der frühere Bundesliga-Coach Peter Stöger in der engeren Auswahl, als der Verband einen Coach für das Nationalteam suchte. Es habe Gespräche gegeben, bestätigte Herzog die Verhandlungen mit Peter Schöttel, dem Sportdirektor des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB). Es gab für ihn eine Absage, abermals und inzwischen zum dritten Mal in der jüngeren Vergangenheit.

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„Kein Problem, alles okay“, sagt Herzog. Moderate Töne von ihm, die er so begründet: „Ich habe meine Aufgabe bei Admira. Daher hat mich diesmal die Geschichte emotional nicht so berührt wie früher.“ Der erneut Ausgebootete demonstriert Gelassenheit, anders als andere Ehemalige wie Peter Pacult, die die Trainerwahl heftig kritisiert haben und vor allem tadeln, dass nach Marcel Koller und Franco Foda mit Ralf Rangnick erneut ein Ausländer den Job bekommen habe. Herzog: „Koller und Foda haben einen guten Job gemacht, sich für die Turniere qualifiziert.“ Auch die Berufung Rangnicks sieht Herzog weitgehend positiv: „Ein Experte, der sowohl als Manager als auch als Trainer über alle Zweifel erhaben ist. In Salzburg hat er sich einen guten Ruf erworben. Was er dort aufgebaut hat, ist unschlagbar.“

Ob das Kapitel ÖFB für ihn damit endgültig beendet sei? „Andi“ vermeidet eine öffentliche Antwort. Insgeheim rechnet er wohl nicht mehr damit, so hat er sich im Freundeskreis positioniert. „Daran glaube ich nicht mehr.“ Dafür bleibt ihm ein anderer Traum. Seine Sehnsucht nach einem Engagement bei seiner „alten Liebe“ ist verbürgt. Einmal auf der Bremer Trainerbank zu sitzen, diese Hoffnung hat Andreas Herzog noch nicht zu den Akten gelegt. 

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