Die Niederlage allein war schon nicht schön. So richtig sauer machte die Fans des SV Werder Bremen vor einigen Wochen beim 0:1 gegen den FC Augsburg allerdings das Verhalten von Gäste-Torhüter Rafal Gikiewicz. Der hatte sich Anfang September nämlich mit den Anhängern der Grün-Weißen angelegt und so die ohnehin schon hitzige Stimmung im Weserstadion noch weiter angeheizt. Im Interview mit dem TV-Sender „Sky“ hat er nun betont: „Ich brauche die negative Stimmung, das Gepfeife und die Atmosphäre. Die Stimmung, negativ oder positiv, gibt mir einfach gute Energie und Power.“
In Bremen hätte der Wunsch nach Emotionen seinerzeit beinahe zu einem Platzsturm vereinzelter Fans geführt. Gikiewicz avancierte mit mehreren Paraden zum Mann des Abends aus Augsburger Sicht, in der Nachspielzeit parierte er auch noch einen Strafstoß von Marvin Ducksch – nachdem der Keeper zuvor den Elfmeterpunkt manipuliert hatte. Als er dann den Zeigefinger auf seinen Mund legte und in die Ostkurve blickte, entlud sich der Zorn der Werder-Fans endgültig. „Nach dem Elfmeter in der letzten Sekunde in Bremen wollte ich einfach ein bisschen mehr Pfeifen hören“, schilderte Gikiewicz. „Dann sind sie von der Tribüne gesprungen. Ich finde, das war auch keine schlechte Aktion von den Fans. Trotzdem können Sie natürlich nicht auf den Platz gehen.“
Für sein eigenes Verhalten sah der 34-Jährige keinen Anlass, sich zu entschuldigen. „Das war natürlich ein bisschen Show. Aber ich habe niemanden persönlich beleidigt – ich bin einfach so“, sagte Gikiewicz. „Du liebst mich oder du liebst mich nicht.“
Gikiewicz gibt zu: Elfmeterpunkt-Manipulation war unfair
Zumindest in Bremen dürfte es nicht mehr allzu viele Sympathien für den Torhüter geben. Zumal auch er jetzt einräumte, dass es unfair gewesen sei, den Elfmeterpunkt mit dem Stollenschuh zu bearbeiten. „Ja schon. Aber das ist Fußball. Das ist kein Ballett. Fußball ist Emotion, Aggressivität, Zweikampfquote“, erklärte Gikiewicz. „Und mit dem Elfmeterpunkt hatte ich im Kopf, was Marwin Hitz gegen Modeste gemacht hat. Ich will alles probieren. Ich will nur gewinnen.“
Das tat er schließlich, weil er beim Schuss von Marvin Ducksch in die richtige Ecke abtauchte. „Tut mir leid, Ducksch. Ich wusste, dass er noch kein Tor in dieser Bundesligasaison hat“, erinnerte sich der Schlussmann. „Ich hatte ein bisschen Angst vor Füllkrug, weil er macht es wie Lewandowski – er verzögert ein bisschen. Dann ist es wirklich schwer, einen guten Abdruck zu machen. Dann habe ich gesehen, dass Ducksch oder Weiser schießen wollen und da wusste ich, dass ich eine Chance habe.“