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Taktik unter der Lupe So gelang Werder Bremen der Auswärtsieg gegen Köln

Werder Bremen gewann mit 1:0 (0:0) beim 1. FC Köln, ein Feuerwerk in der Offensive brannte das Team von Trainer Ole Werner aber nicht ab. Das derzeitige Erfolgsgeheimnis liegt woanders. Unsere Analyse.
17.02.2024, 12:33 Uhr
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So gelang Werder Bremen der Auswärtsieg gegen Köln
Von Mario Nagel

Ein Spektakel war das Spiel des SV Werder Bremen beim 1. FC Köln wahrlich nicht. Beim Bremer 1:0-Sieg gab es auf beiden Seiten nur wenige Chancen. Wahrscheinlich ist genau dieser Umstand das aktuelle Erfolgsgeheimnis der Bremer. Trainer Ole Werner hat in den vergangenen Monaten die Defensive stabilisiert. Auch in Köln lautete die Strategie: Die Defensive geht vor!

Spielstarker Sturm

Ole Werner schickte seine Mannschaft in der bekannten Mischung aus 3-4-3 und 5-3-2 auf das Feld. Personell nahm er im Vergleich zur Niederlage gegen Heidenheim drei Wechsel vor: In der Abwehr kehrte Mitchell Weiser nach seiner Verletzung zurück, dafür musste Olivier Deman auf die Bank. Weil Niklas Stark mit Hüftproblemen ausfiel, begann erstmals Neuzugang Julián Malatini von Beginn an. Im Angriff ersetzte Nick Woltemade Shooting-Star Justin Njinmah. Im Sturm setzte Werner damit auf Spielstärke: Sowohl Woltemade als auch Marvin Ducksch kommen weniger über ihr Tempo, sondern über ihre Fähigkeiten als Kombinationsspieler.

Der 1. FC Köln begann das Spiel in einem 4-2-3-1-System. Trainer Timo Schultz hatte besonders im Sturm mit Ausfällen zu kämpfen. Er versuchte dies zu kompensieren, indem er auf schnelle und wendige Spieler setzte. So übernahm Jan Thielmann gegen Werder die Rolle des Stürmers. Ein Strafraumstürmer fand sich in der Kölner Startaufstellung hingegen nicht.

Mannorientierungen auf dem ganzen Feld

Werder begann die Partie abwartend. Sie wagten kein allzu hohes Pressing, sondern setzten auf eine enge Deckung. Sie verteidigten wesentlich näher am Mann, als sie dies noch in den vergangenen Wochen getan hatten. Nicht nur die Mittelfeldspieler verfolgten ihre Gegenspieler im Zentrum. Auch aus der Abwehr rückten immer wieder Verteidiger heraus, um sich an die Fersen der Kölner Angreifer zu heften.

Köln mühte sich, gegen die mannorientierten Bremer ein kreatives Aufbauspiel aufzuziehen. Doch meistens bekamen nur die Innenverteidiger Zeit am Ball, alle anderen Akteure störte Bremen sofort. Kölns Innenverteidiger gehören jedoch nicht zu den kreativsten Aufbauspielern der Bundesliga.

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Nach und nach versuchten deshalb Kölns Mittelfeldspieler, ihre Kollegen im Spielaufbau zu unterstützen. Denis Huseinbasic ließ sich aus dem Sechserraum auf die Außen fallen, auch Florian Kainz fiel von seiner Zehner-Position aus in die letzte Linie zurück. Doch Bremens Verteidiger klebten an ihnen. In einer Situation verfolgte Malatini seinen Gegenspieler Kainz sogar bis weit in die Kölner Hälfte.

Keine Chancen auf beiden Seiten

Köln fand kein Mittel, die Bremer Mannorientierungen zu umspielen. Sobald der Ball ins Mittelfeld kam, gingen die Bremer energisch in die Zweikämpfe. Werder schaffte es so, den Gegner aus dem Zentrum herauszuhalten. Senne Lynen und Jens Stage taten sich hier erneut als dynamisches Duo hervor: Stage rückte nach vorne und verfolgte die gegnerische Doppelsechs, während Lynen sich zurückhielt und die Tiefe sicherte.

Auf Kölner Seite gelang es nur einem einzigen Akteur, die Bremer Defensive zu sprengen: Linksverteidiger Max Finkgräfe wagte sich immer wieder in Eins-gegen-Eins-Duelle. 7 der 15 erfolgreichen Kölner Dribblings gingen auf seine Kappe. Doch selbst wenn er an den Bremern vorbeikam: Vorne fand er keine Anspielstation. Köln kam in der gesamten Partie zwar auf 20 Flanken. Diese kamen aber mangels Zielspieler so gut wie nie an. Bremens Defensive stand an diesem Abend bombenfest.

Konterfußball ohne Konter

Nach vorne ging jedoch auch bei Bremen herzlich wenig. Man könnte sagen: Werder spielte Konterfußball, nur ohne zu kontern. Vorne fehlte ein schneller Stürmer, der nach Balleroberungen in die Tiefe sprintete. Woltemade und Ducksch bekamen kaum Bälle – und wenn, verloren sie diese prompt wieder.

Köln zog sich in der Defensive eng zusammen. Mal störten sie in einem 4-2-4, mal ließen sie sich in einem 4-4-2 etwas tiefer fallen. Werders Versuch, über die Doppelsechs durch das Zentrum aufzubauen, lief ins Leere: Köln stand hier gut gestaffelt. Sie verhinderten, dass sich Werders Spieler aufdrehen konnten.

Auch Bremens Angriffen fehlte ein gewisser Überraschungsmoment. Wenn Bremer Akteure aus dem starren Korsett ausbrachen, erfolgte dies meist auf der rechten Seite. Weiser zeigte sich beweglich wie eh und je. Auch der halbrechte Verteidiger Malatini wagte sich immer mal wieder nach vorne. So gelang es Werder wenigstens einige Male, die kompakte Defensive des Gegners zu knacken. Zu Großchancen kamen jedoch auch die Gäste nicht.

Mit Njinmah kommt das Glück

Nach etwas mehr als einer Stunde gab Werner das Experiment Woltemade auf. Er brachte mit Njinmah einen schnellen Stürmer. Die Idee sollte nur wenige Minuten später fruchten: Werder spielte einen starken Angriff durch das Zentrum, Lynen verlagerte das Spiel auf die rechte Seite. Weisers Flanke musste Njinmah nur ins Tor befördern (70.). Bedanken durfte er sich bei Kölns Torhüter Marvin Schwäbe, der die Flanke falsch einschätzte.

Werders Tor sollte die einzige Großchance der Partie bleiben. Köln löste zwar die Defensive auf, sie warfen fortan im 4-2-4 alles nach vorne. Die letzte Durchschlagskraft entwickelten die Kölner jedoch nicht. Auch Werder entfachte weiterhin keine Gefahr bei Kontern. Das Umschaltspiel verbesserten weder Njinmah noch der später eingewechselte Rafael Borré.

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Der Bremer Sieg blieb dennoch ungefährdet. Die drei Punkte verdanken sie einer robusten Defensive. Die Partie reiht sich damit ein in die allgemeine Entwicklung der Mannschaft. An den ersten elf Spieltagen fing Werder noch 22 Gegentore, an den folgenden neun Spieltagen haben sie nur zwölf Tore kassiert – und das, obwohl sie unter anderem auf Leipzig, Leverkusen und Stuttgart trafen und auswärts in der Allianz Arena antreten mussten. Werders Spiele mögen weniger spektakulär sein, dafür holen sie Punkte. Da lässt sich als Bremer Fan das fehlende Offensivfeuerwerk leicht verschmerzen.

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