Als es in der vergangenen Bundesliga-Saison am dritten Spieltag im Dortmunder Signal-Iduna-Park zu einer faustdicken Überraschung kam, saß Eren Dinkci zu Hause auf dem Sofa. Wegen muskulärer Probleme hatte der Angreifer des SV Werder Bremen die Reise zum Auswärtsspiel beim BVB nicht mit antreten können und verfolgte also am TV, wie seine Mannschaft aus einem scheinbar aussichtslosen 0:2-Rückstand zwischen der 89. und 96. Minute tatsächlich noch einen sensationellen 3:2-Erfolg machte. Ein Spiel für die Geschichtsbücher.
Ein Jahr danach sollte es im Dortmunder Signal-Iduna-Park am dritten Spieltag wieder zu einer faustdicken Überraschung kommen – und dieses Mal war Eren Dinkci mittendrin, war einer der Hauptdarsteller beim 2:2, das sich der Aufsteiger 1. FC Heidenheim nach 0:2-Rückstand gegen den Vizemeister erkämpfte. „Mit einem Punkt in Dortmund können wir absolut zufrieden sein, aber wir hätten am Ende sogar noch gewinnen können“, sagte Dinkci, der den Anschlusstreffer für die Gäste erzielt hatte.
Eren Dinkci: Von Ausleihe könnten alle Parteien profitieren
In allen der bisher vier Pflichtspiele zählte der 21-Jährige zur Heidenheimer Startelf – anders ausgedrückt: Viel besser hätte das Leihgeschäft für den Stürmer, der noch bis Sommer 2025 bei Werder unter Vertrag steht, gar nicht anlaufen können. Das ist natürlich auch den Bremer Verantwortlichen nicht entgangen, für die es am Sonntag ein frühes Wiedersehen mit Dinkci gibt, wenn Werder ab 15.30 Uhr beim 1. FC Heidenheim antritt.
„Eren macht auf mich einen sehr fitten Eindruck und hat seine Qualitäten ja auch schon eingebracht“, sagt Werders Leiter Profifußball Clemens Fritz im Gespräch mit unserer Deichstube – und präzisiert: „Vor allem seine Schnelligkeit und Unbekümmertheit.“ In der Mannschaft von Trainer Frank Schmidt ist Dinkci auf der rechten Außenbahn gesetzt, wo er einerseits die beiden Stoßstürmer Tim Kleindienst und Marvin Pieringer in Szene setzen, andererseits aber auch selbst Torgefahr ausstrahlen soll. Bisher wird der gebürtige Bremer diesen Anforderungen gerecht, was aktuell eine Art Win-win-win-Situation darstellt, weil sowohl Heidenheim, der Spieler als auch Werder davon profitieren.
„Genau das versprechen wir uns von der Ausleihe“, sagt Fritz. „Bei uns ist Eren etwas die Spielpraxis abgegangen. Deshalb wird ihm dieses Jahr jetzt sehr guttun. Heidenheim ist ein gutes Umfeld für Eren. Dort wird über Jahre hinweg tolle und kontinuierliche Arbeit geleistet.“
In Bremen war Dinkci nie dauerhaft über die Rolle des Ergänzungsspielers hinausgekommen. Zwar gelang ihm in der Saison 2020/21 als Joker ein Paukenschlag-Debüt in der Bundesliga mit seinem Siegtreffer im Spiel gegen Mainz. Danach wurde es aber schnell wieder still um Dinkci, der auch nach Werders Abstieg während der Zweitliga-Saison nicht den entscheidenden Schritt nach vorne machte. Was zugegebenermaßen aber auch schwierig war: Schließlich hatte Werder in Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch das beste Sturmduo der Liga unter Vertrag. Insgesamt bringt es Dinkci auf bisher 25 Bundesliga- sowie 21 Zweitliga-Einsätze für Grün-Weiß, die allermeisten davon als Joker. Der Stammspielerstatus in Heidenheim ist also eine ganz neue Erfahrung für Dinkci – eine, so der Plan aller Beteiligten, die ihn reifen lassen und besser machen wird.
Rückkehr von Eren Dinkci zu Werder Bremen fest eingeplant
„Wir hoffen bei ihm auf einen ähnlichen Effekt wie bei Justin Njinmah und Nick Woltemade“, erklärt Fritz. Beide Offensivspieler waren in der vergangenen Saison ebenfalls verliehen – Woltemade an die SV Elversberg, Njinmah an Borussia Dortmund II –, sammelten reichlich Spielpraxis, schossen viele Tore und spielen nun deutlich gewichtigere Rollen im Kader von Werder-Trainer Ole Werner als vor ihrem Abschied auf Zeit. Während des 4:0-Erfolgs gegen Mainz feierte das Duo kürzlich Saisonpremiere. Woltemade kam bereits früh für den verletzten Ducksch ins Spiel, Njinmah spät für den ausgepumpten Dawid Kownacki – und glänzte prompt als Vorbereiter und Torschütze.
Im Sommer 2024 soll dann Eren Dinkci eine neue, alte Option für den Bremer Angriff sein. Denn daran, dass der Stürmer nach dem Jahr in Heidenheim wieder für Werder aufläuft, besteht kein Zweifel. „Er wird im nächsten Sommer zu uns zurückkehren“, betont Fritz.
Im Duell mit Werder dürfte Dinkci am Sonntagnachmittag wenig überraschend besonders motiviert sein, aktuell spricht alles dafür, dass er erneut von Beginn an spielt. Während des Tests gegen den Zweitligisten 1. FC Nürnberg (1:3) wurde der Bremer am vergangenen Donnerstag geschont, eine entsprechende Klausel, dass er in den Spielen gegen Werder nicht zum Einsatz kommen darf, gibt es im Leihvertrag zudem nicht. Die Gefahr besteht also durchaus, dass nach Viktoria Kölns David Philipp und nach Freiburgs Maximilian Philipp der nächste gute alte Bekannte gegen Werder seinen großen Auftritt hat.