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Taktik-Analyse Werder lässt gegen Frankfurt dem Chaos freien Lauf

Werder Bremens 1:1 in Frankfurt war vieles, aber eines nicht: langweilig. In einem harten Spiel gab es zahlreiche Ballverluste auf beiden Seiten. Es mag widersprüchlich klingen: Aber das lag auch an der Taktik.
06.04.2024, 12:45 Uhr
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Von Tobias Escher

Nach dem Abpfiff sanken Werder Bremens Verteidiger kollektiv zu Boden. Das Spiel gegen Eintracht Frankfurt hat ihnen alle Kräfte abverlangt. Am Ende rettete Werder das 1:1 ins Ziel. Den Punktgewinn verdanken die Bremer vor allem ihrer Defensive. Bis zum Schluss warfen sich die Verteidiger aufopferungsvoll in jeden Schuss. Dass die Partie zahllose Fouls, viele Ballverluste und zwei Rote Karten bot, lag auch an der ähnlichen Formation beider Teams.

Beide Teams agieren praktisch identisch

Ole Werner muss weiter Personal-Tetris spielen. Die gegen Wolfsburg gesperrten Jens Stage, Senne Lynen und Mitchell Weiser sowie der langzeitverletzte Amos Pieper kehrten gegen Frankfurt zwar zurück. Dafür fehlen weiterhin mehrere Spieler. So muss Werner im Sturm auf Justin Njinmah verzichten. Gegen Frankfurt entschied sich Bremens Trainer, Romano Schmid als zweiten Stürmer neben Marvin Ducksch aufzustellen. Werder begann die Partie im 5-3-2.

Eintracht Frankfurts Trainer Dino Toppmöller wählte eine ganz ähnliche taktische Variante. Er stellte sein Team zwar nominell in einem 3-4-3 auf. Bei Ballbesitz rückte Rechtsverteidiger Dina Ebimbe jedoch derart weit nach vorne, dass er praktisch als Rechtsaußen agierte. So entstand ein 4-4-2 oder gar ein 2-3-5. Diese Variante dürfte Werder-Fans bekannt vorkommen: Auch die Bremer schieben ihren Rechtsverteidiger im Ballbesitz weit vor.

Beide Teams agierten somit aus ähnlichen Formationen. Der größte Unterschied lag im Pressing: Eintracht Frankfurt störte Werders Spielaufbau konsequent. Drei Angreifer schoben vor, um die drei Bremer Innenverteidiger in Manndeckung zu nehmen. Werder hingegen entschied sich für einen etwas passiveren Ansatz: Nach etwas stürmischeren Anfangsminuten zog sich Werder in einem 5-3-2 zurück. Bremens Mittelfeldspieler achteten vorrangig darauf, keine Räume im Zentrum zu öffnen.

Mehr Kampf als spielerische Leichtigkeit

Frankfurt hatte angesichts des etwas passiveren Pressings der Bremer etwas mehr Ballbesitz. Dennoch entstand eine teils hektische Partie. Beide Teams hatten ihre liebe Mühe, das Spiel aus der eigenen Hälfte zu eröffnen. Werder verlor den Ball einige Male gegen das hohe Pressing der Frankfurter. Die Gastgeber wiederum wählten häufig den langen Ball. Diesen konnte Werder aber praktisch immer abfangen. So gab es zahllose Ballverluste auf beiden Seiten.

Mit jeder Minute wurde die Partie ruppiger. Beide Teams schienen gewillt, über den Kampf ins Spiel zu finden. Dass sich die taktischen Formationen der Teams ähnelten, trug zu der Spielweise bei: Überall auf dem Feld entstanden Eins-gegen-Eins-Duelle. Die Spieler warfen sich in die Zweikämpfe.

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Auch die äußeren Umstände trugen dazu bei, dass der Spielfluss ruckelte. Dass der Rasen im Deutsche Bank Park sich in keinem guten Zustand befindet, hat schon die deutsche Nationalmannschaft im Länderspiel gegen die Niederlande erlebt. Auch Werder Bremen und Eintracht Frankfurt rutschten über den Rasen. Schiedsrichter Robert Hartmann musste die Partie zudem oft unterbrechen. Allein in der ersten Halbzeit gab es neun Fouls sowie fünf Abseitssituationen. Ein Spielfluss wollte nicht so recht aufkommen.

Stage konterkariert Werders Defensivbemühungen

Mit zunehmender Spieldauer zogen sich die Bremer weiter zurück. In vielen Spielen wäre dies auf den hohen Druck des Gegners zurückzuführen. In dieser Partie tat Bremen jedoch gut daran, etwas passiver zu verteidigen. Sie kontrollierten mit ihrem 5-3-2 vollends das Zentrum.

Frankfurt hatte auch nach der Pause wenige Ideen, wie sie ihr Ballbesitzspiel nach vorne tragen können. Meist parkten sie vier oder fünf Angreifer in der vordersten Linie. Dadurch verwaiste das Mittelfeld. Das erleichterte die Bremer Arbeit in dieser Zone zusätzlich. Die Mittelfeldspieler konnten somit nach Außen rücken, sobald die Frankfurter den Ball auf die Flügel passten.

Als Werder nach einem Standard in Führung ging (62.), sah die Bremer Welt noch rosig aus. Frankfurts Trainer Toppmöller wechselte offensiv. Nach und nach stellte er auf ein echtes 4-4-2 um. So richtig in Fahrt kam Frankfurts Offensive jedoch erst ab der 73. Minute. Jens Stages Rote Karte ließ die Partie zugunsten der Frankfurter kippen. Ab diesem Zeitpunkt kamen die Frankfurter zu zwölf Torschüssen. Das waren mehr, als ihnen ihn den 72 Minuten zuvor gelungen waren.

Werder rettet Unentschieden ins Ziel

Frankfurts Schlussoffensive lag vor allem an ihren zahllosen Flanken. Gegen Werders Mischung aus 4-4-1 und 5-3-1 entschieden sich die Frankfurter, bewusst über die Flügel anzugreifen. Die Innenverteidiger rückten weit vor, um den freien Raum neben dem Bremer Mittelfeld zu besetzen. Von dort flankten oder chippten sie den Ball in den Strafraum. Insgesamt schlugen die Hessen 34 Hereingaben. Das war ihr höchster Wert in dieser Saison.

Werner nahm indes von der Bank kaum Einfluss auf die Partie. Sämtliche seiner Wechsel waren positionsbezogen; zwei seiner vier Einwechslungen kamen erst nach der 90. Minute. Werner wollte angesichts des hohen Drucks des Gegners auf Zeit spielen.

Werders Abwehr gelang es nicht, jede dieser Hereingaben zu klären. Die Frankfurter kamen nun vermehrt zu Torabschlüssen, einer führte zum Ausgleich (75.). Frankfurts Sturmlauf flachte auch nicht ab, nachdem eine Rote Karte gegen Tuta die Gleichzahl wiederhergestellt hatte. Werder konnte das Unentschieden jedoch über die Zeit retten.

So endet eine hart umkämpfte Partie 1:1. Gerade in der ersten Halbzeit ließen beide Teams dem Chaos freien Lauf. Zahlreiche Ballverluste und Mannorientierungen auf dem ganzen Feld kennzeichneten die Partie. Gerade als Werder nach der Pause defensiv sattelfest wirkte, wirbelte Stages Rote Karte die Partie durcheinander. Am Ende benötigte Werder einen Kraftakt, um überhaupt einen Punkt aus Frankfurt zu entführen.

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