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Niemeyers Ausblick Dreier- statt Viererkette? Werders Defensiv-Rätsel für den Sommer

Werder Bremen musste in den letzten drei Spielzeiten unter Trainer Ole Werner im Schnitt 55 Gegentore pro Saison hinnehmen. Steht jetzt unter Neu-Coach Horst Steffen die Abwehrarbeit besonders im Fokus?
03.07.2025, 18:16 Uhr
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Dreier- statt Viererkette? Werders Defensiv-Rätsel für den Sommer
Von Malte Bürger

Die Saison 2010/2011 stellte für den SV Werder eine Art Zäsur dar. Erstmals nach vielen, vielen Jahren war bei den Gegentoren wieder die 60er-Marke gerissen worden – das hatte es seit der Abstiegsspielzeit 1979/1980 nicht gegeben, als die Bremer sogar satte 93 Treffer schlucken mussten. Von derartigen Werten ist der Bundesligist aktuell zwar weit entfernt, doch es hat sich in den vergangenen Jahren eine gewisse Regelmäßigkeit eingestellt, dass Werder viele Tore kassiert.

Lediglich zweimal gelang es im deutschen Oberhaus noch, im 40er-Bereich zu bleiben, ein weiteres Mal in der zweiten Zweitligasaison der Vereinsgeschichte. Zuletzt unter Trainer Ole Werner lauteten die ernüchternden Zahlen: 64 – 54 – 57. Immerhin: Im Laufe der letzten Rückrunde stabilisierte sich die Mannschaft deutlich, spielte seit März allein sechs Mal zu null. Doch es ist nicht schwierig zu erraten, was tabellarisch möglich gewesen wäre, wenn vergleichbare Resultate zuvor nicht nur ab und zu, sondern in regelmäßiger Häufigkeit erreicht worden wären. Nun ist in Horst Steffen ein neuer Trainer da, ganz automatisch wird Werders Auftreten anders aussehen. Doch steht nach den Erfahrungen der Vergangenheit die Abwehrarbeit ganz besonders im Mittelpunkt?

Peter Niemeyer glaubt das nicht. „Die Mannschaft wird durch den neuen Trainer eine veränderte Ansprache bekommen, auch deshalb hoffen wir, dass sich der Kader ganzheitlich weiterentwickelt“, erklärt Werders Leiter Profifußball im Gespräch mit unserer Deichstube. „Horst wird, wie bei seinen vorherigen Stationen, auch hier einen intensiven Offensivfußball spielen lassen wollen, und deshalb denke ich nicht, dass der Fokus speziell auf der Defensive liegt.“ Die Vergleiche zu Steffens bisherigem Wirken beinhalten eine gewisse Windschiefe. Der 56-Jährige wird zum ersten Mal überhaupt in seinem Leben als Bundesliga-Coach an der Seitenlinie stehen, das Umfeld ist ihm bisher lediglich als aktiver Profi vertraut.

Andererseits brachte er mit der SV Elversberg das Kunststück fertig, in nur drei Jahren gleich zweimal von der Regional- bis hin zur 2. Bundesliga aufzusteigen – beinahe wäre ihm mit den Saarländern kürzlich sogar der dritte Coup gelungen, doch in der Relegation gab es bekanntlich eine knappe Niederlage gegen Heidenheim. Im einzigen Drittligajahr mit der SVE gab es seinerzeit 40 Gegentore, eine Etage höher arbeiteten sich Steffen und sein Team mit ihrer Spielweise über einen Wert von 63 zum Auftakt zuletzt auf beeindruckende 37 Treffer der Konkurrenz.

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Eine gewisse Anlaufzeit könnte also auch jetzt in Bremen vonnöten sein. Doch mit der Zeit ist das im Profigeschäft so eine Sache – es steht schlichtweg zu viel auf dem Spiel. „Es gilt, sich schnellstmöglich an die Art und Weise, wie ab sofort miteinander gearbeitet wird, zu gewöhnen“, betont Peter Niemeyer, „um sich dann fokussiert und bestmöglich auf den knackigen Start in die Saison vorzubereiten.“ Zur Erinnerung: Werder muss zu Beginn im DFB-Pokal nicht nur bei Zweitliga-Rückkehrer und Vorjahresfinalist Arminia Bielefeld bestehen, sondern bekommt es anschließend in der Beletage direkt nacheinander mit Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, dem SC Freiburg und FC Bayern München zu tun. Dass diese Clubs direkt auf ihrem gewohnten Niveau agieren, ist zwar auch nicht garantiert, einfacher macht das die Aufgabe für die Bremer jedoch keineswegs. Gerade im Hinblick auf drohende Gegentore.

Spannend wird der Blick auf das kollektive Defensivverhalten der Grün-Weißen aber noch aus einem anderen Grund. Im Zuge der Inthronisierung von Horst Steffen war plötzlich das Thema Viererkette wieder aktuell, wenngleich der gebürtiger Meerbuscher, der in Elversberg einem Quartett vor dem Torhüter vertraute, schon damals sagte: „Das ist nicht festgelegt.“ Die altbekannte Dreier- beziehungsweise Fünferformation könnte also auch weiterhin Bestand haben. „Im Vordergrund stehen bei mir Spielfreude, Einsatzbereitschaft und Intensität. Wir werden klare Abläufe haben, wie wir die Spiele angehen“, sagte Steffen seinerzeit. „Innerhalb dieser Abläufe darf aber Kreativität kommen. Das ist mir wichtig. Das Selbstvertrauen soll immer spürbar sein.“

In eine ganz ähnliche Richtung argumentiert auch Peter Niemeyer. „Wir werden mehrere Pläne in petto haben“, kündigt der 41-Jährige an. „Mal schauen, welcher es am Ende wird.“ Befürchtungen, dass bei der zügigen Umsetzung einer neuen Abwehrformation eventuell Komplikationen auftauchen könnten, hat der Ex-Profi nicht. „Ich sehe grundsätzlich wenig Schwierigkeiten, weil die Jungs alle optimal ausgebildet sind und deshalb problemlos von einer Dreier- beziehungsweise Fünferkette zur Viererkette switchen könnten.“

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