Das hat es lange nicht gegeben. Seit der Hinrunde gegen Leverkusen, um genau zu sein. Denn der SV Werder Bremen hat tatsächlich ein Unentschieden geholt. Dank eines späten Treffers von Doppelpacker Marvin Ducksch gab es ein 2:2 bei Borussia Mönchengladbach.
Bei der Aufstellung kam es gleich zu einer doppelten Startelf-Premiere. Weil sich kurzfristig auch noch Stammtorhüter Jiri Pavlenka erkrankt abmeldete, rückte Michael Zetterer erstmals im deutschen Fußball-Oberhaus von Beginn an zwischen die Pfosten. Wesentlich überraschender war, dass Chefcoach Ole Werner als Vertreter des verletzten Milos Veljkovic auf Fabio Chiarodia setzte. Werders 17-jähriges Abwehrjuwel hatte bislang 48 Profiminuten auf vier Pflichtspiele verteilt angesammelt, in Mönchengladbach avancierte er nun zum historisch jüngsten Akteur, der bislang für die Bremer von Beginn an auflief. „Wir haben nicht großartig etwas Besonderes besprochen, Fabio weiß genau, was seine Aufgabe ist, er ist ein sehr klarer Junge“, betonte Werner vor dem Anpfiff am „DAZN“-Mikrofon. „Wir drücken ihm die Daumen, dass er bei seinem Debüt zeigt, was er drauf hat.“
Der Bremer Trainer verzichtete also darauf, den routinierten Anthony Jung von der linken Seite in die Dreierkette zurückzuziehen – was wiederum zur Folge hatte, dass Lee Buchanan auch bei allergrößter Personalnot nur auf der Bank schmorte. Dort gesellte sich der Engländer unter anderem zu Leon Opitz, der im April 18 Jahre alt wird, normalerweise in Werders U 19 unterwegs ist und nun erstmals im Profikader stand.
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Die Gladbacher übernahmen anfangs die Spielkontrolle, ließen den Ball durch die eigenen Reihen laufen, große Torchancen gab es aber nicht. Werder probierte es zunächst mit Kontern, bei einem Versuch drang Mitchell Weiser schön in den Strafraum ein, die folgende Ablage verpasste Jens Stage aber knapp (12.).
Wirklich hochklassig war die Begegnung auch danach nicht, allerdings tauchten nun auch die Gastgeber richtig gefährlich im gegnerischen Strafraum auf.
Nach einer Hereingabe von Jonas Hofmann kam Marcus Thuram aus kürzester Distanz zum Abschluss, doch Zetterer vereitelte den drohenden Rückstand mit einem starken Reflex (22.). Doch auch die Bremer blieben aktiv. Stage eroberte den Ball in der Hälfte der Borussia und leitete ihn sofort zu Niclas Füllkrug in den Strafraum weiter. Der Stürmer, der nicht nur erneut für das DFB-Team nominiert wurde, sondern an diesem Abend erstmals in der Bundesliga als Werder-Kapitän begann, wurde zwar körperlich bedrängt und fiel – Schiedsrichter Tobias Reichl (Stuttgart) verzichtete aber auf einen durchaus möglichen Elfmeterpfiff (32.).
Torlos in die Halbzeitpause
Werder machte unbeirrt weiter. Weiser hatte sich auf die ungewohnte linke Seite geschlichen, dort seinen Gegenspieler schön aussteigen lassen, doch eine Hereingabe auf den freien Stage wurde gerade noch entscheidend abgefälscht (39.). Kurz darauf probierte es Füllkrug mit einem Schuss, doch Gladbachs Keeper Jonas Omlin war zur Stelle (41.). Im Gegenzug ließ dann Thuram die Führung liegen, als er nicht nur über Zetterer, sondern auch über das Tor lupfte (42.). Unmittelbar vor der Pause köpfte Ko Itakura nach einer Ecke knapp drüber – und so ging es torlos in die Kabine.
Unmittelbar nach der Rückkehr ging es gleich wieder munter los. Der gute Niklas Schmidt schickte Marvin Ducksch auf die Reise, dessen Heber aber entschärft wurde. Im Gegenzug luden die Bremer dann wieder zum Toreschießen ein und wurden prompt bestraft. Weiser erlaubte sich einen bösen Rückpass, Hofmann legte per Hacke auf Thuram ab, der äußerst unbedrängt zum Abschluss kam. Zetterer wurde auf dem falschen Fuß erwischt, berührte den Ball noch und hätte ihn an einem richtig guten Tag womöglich sogar pariert (48.). Keine 60 Sekunden später hätte es fast 0:2 gestanden, doch dieses Mal rettete Zetterer gegen den durchgebrochenen Hofmann.
Der Gegentreffer zeigte Wirkung, plötzlich stimmte die Ordnung in Werders Hintermannschaft nicht mehr. Erst rutschte Chiarodia aus, nach der anschließenden Hereingabe durfte Hofmann sogar über den Ball treten, ehe Weiser mit Mühe den zweiten Versuch kurz vor der Linie entschärfte (54.). Wenig später musste sich Zetterer bei einem direkt geschossenen Hofmann-Freistoß strecken, um den nächsten Rückschlag zu verhindern (59.). Dann war wieder Thuram an der Reihe, Zetterer fuhr gerade noch rechtzeitig das Bein aus und klärte zur Ecke (62.).
Gegen Spielende lief Werder die Zeit davon
Ole Werner reagierte, brachte Romano Schmid und Lee Buchanan für Chiarodia und Schmidt. Und das zahlte sich direkt aus. Ilia Gruev eroberte energisch den Ball im Mittelfeld, passte zu Schmid, der wiederum Ducksch in Szene setzte. Der Angreifer behielt die Nerven, umkurvte Omlin und schob sicher zum 1:1 ein (65.).
Werder war wieder drin im Spiel – und nahm sich kurz darauf selbst wieder raus. Gruev trat energisch an, verlor dann aber den Ball in der Gladbacher Hälfte. Die Absicherung funktionierte dann nicht wirklich. Hofmann legte erst auf Stindl ab, der noch an Zetterer scheiterte, doch Innenverteidiger Niklas Stark klärte dann mit dem Kopf genau in die Mitte, wo Florian Neuhaus mit einem Flachschuss von der Strafraumkante traf (73.).
Erneut brauchte es eine Bremer Antwort, doch fast hätten die Borussen das Zwischenergebnis in die Höhe geschraubt. Der eingewechselte Alassane Plea spielte bei einem Steilpass seine ganze Geschwindigkeit aus, dessen scharfe Flanke wurde gerade noch von Buchanan vor Hofmann geklärt (78.).
Werder lief die Zeit davon, doch dann hatte das Duo Füllkrug/Ducksch noch einmal einen großen Auftritt. Ein weiter Ball erreichte Ducksch, der sofort auf seinen Sturmpartner ablegte, doch die Kugel sofort zurückerhielt – und sie anschließend wunderschön ins lange Eck schlenzte (89.). In der Nachspielzeit hätte Ducksch beinahe noch per Kopf nachgelegt, doch nach einer Weiser-Hereingabe hatte Füllkrug knapp irritierend den Ball touchiert. Somit blieb es beim 2:2, mit dem die Bremer mehr als leben konnten. Denn endlich, ja endlich, hatten sich die individuellen Fehler nicht zu sehr gerächt.