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Nach Kreuzbrandriss Ex-Werder-Kapitän Niklas Moisander kämpft für sein Comeback

Im September 2022 reißt sich Ex-Werder-Kapitän Niklas Moisander in einem Spiel seines Klubs Malmö FF das vordere Kreuzband im rechten Knie. Nun kämpft der 37-Jährige für sein Comeback.
14.03.2023, 18:51 Uhr
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Von Maik Hanke

Die Szene wirkt so harmlos. Doch für Niklas Moisander nimmt sie ein brutales Ende. Es ist ein Allerweltszweikampf, wie es ihn in einem Fußballspiel unzählige Male gibt. Die Augen auf den heranfliegenden Ball gerichtet, die Hände am Trikot des Gegners, dann: ein falscher Schritt. Nichts weiter, nur ein falscher Schritt. Mehr ist selbst in der TV-Zeitlupe nicht zu erkennen. Moisander stürzt, schreit schon im Fallen auf und winkt am Boden liegend umgehend Hilfe herbei. Klarer Fall von: Da muss was Schlimmeres passiert sein.

Es ist der 11. September 2022, als sich Niklas Moisander im Spiel von Malmö FF gegen IFK Norrköping das vordere Kreuzband im rechten Knie reißt. Nur Sekunden vor dem Halbzeitpfiff, nur 18 Tage vor seinem 37. Geburtstag. So unnötig, so bitter und eigentlich noch ein klarer Fall – einer von Karriereende. Von so einer Verletzung kommt ein Fast-Fußball-Rentner normalerweise nicht mehr zurück. Doch Moisander, der Ex-Kapitän des SV Werder Bremen, der inzwischen für Schwedens Rekordmeister spielt, sieht das anders.

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„Viele haben gedacht, dass das das letzte Mal war, dass ich auf dem Platz stehe“, sagt Moisander. „Für mich war aber schon am Abend nach dem Spiel klar: So will ich meine Karriere nicht abschließen.“ Und so sitzt der Innenverteidiger fast exakt sechs Monate nach dem verhängnisvollen falschen Schritt im Bauch des Eleda-Stadions von Malmö FF und spricht zwischen zwei Trainingseinheiten in einem Telefonat mit unserer Deichstube eben nicht über das Ende seiner Reise durch den Profi-Fußball, sondern über sein baldiges Comeback.

Deutsch sprechen, das ist für Moisander zur Seltenheit geworden. Manchmal tauscht er sich noch mit Jiri Pavlenka aus oder mit Theodor Gebre Selassie, zwei Kollegen aus gemeinsamen Bremer Zeiten. In Kontakt steht er auch noch mit befreundeten Eltern, die er aus dem Kindergarten in Bremen kennt, in den seine Tochter Stella früher ging. Aber ansonsten? „Nicht viel“, sagt Moisander. Seit er sein Haus im Sommer 2021 leergeräumt hat, um mit seiner Familie nach Schweden zu ziehen, hat er Deutschland und Bremen hinter sich gelassen.

„Der Abstieg hat sehr lange wehgetan“, sagt Moisander, „und immer noch ein bisschen.“ Nach fünf Jahren bei Werder Bremen mit dem Gang in die zweite Liga den Verein zu verlassen – „das war die größte Enttäuschung meiner Karriere“. Doch er habe damals gemerkt, dass es Zeit für Veränderungen sei. „Mein Gefühl war, das war das Beste für mich und auch für Werder.“ Der 37-Jährige betont, dass er lieber nach vorne als nach hinten schaue. Und für die Zukunft war der Umzug nach Schweden, ins Heimatland seiner Frau Caroline, sowieso ein Thema.

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„Es geht jetzt auch um meine Familie und nicht nur um Niklas, die Karriere und was ich will“, sagt Moisander. „Dass wir alle glücklich sind, ist sehr wichtig.“ Und das sind die Moisanders, der Mann, die Frau und die zwei Töchter. Die Familie wohnt heute etwas außerhalb von Malmö, ungefähr 20 Autominuten entfernt von der 300.000-Einwohner-Stadt im Süden Schwedens. „Es ist sehr schön hier“, sagt Moisander. „Für meine Frau ist es wie zu Hause.“ Doch für den Fußball-Profi sollte es in der eher zweitklassigen ersten schwedischen Liga auch kein reines Ausklingenlassen der Karriere werden. Der frühere finnische Nationalspieler hatte weiter Ambitionen.

„Ich bin hierher gekommen, um etwas zu gewinnen, und das habe ich gemacht“, sagt er. In seiner ersten Saison gewann Moisander mit Malmö FF die schwedische Meisterschaft und spielte noch mal Champions League. Im Jahr danach holte er den schwedischen Pokal und lief in der Europa League auf. „Ich hätte nicht unbedingt gedacht, dass ich das in meiner Karriere noch mal spielen darf“, sagt Moisander nicht ohne Stolz. Die vergangene Spielzeit in der Liga war allerdings nicht gut. In der Allsvenskan wurde der Klub nur Siebter. Und das wurmt Moisander. „Malmö ist wie Bayern in Deutschland“, erklärt er. „Wir wollen alles gewinnen, und wir müssen fast alles gewinnen. Das ist unser Ziel als Mannschaft.“

Seit sechs Monaten muss er allerdings zuschauen – der Kreuzbandriss. Durch die schwere Verletzung im vergangenen September hätte die Karriere auch ganz aus sein können. Doch Moisander will mit Malmö weitermachen und Malmö mit Moisander. Nur zwei Monate nach der Hiobsbotschaft und trotz aller Unklarheit, ob der alternde Abwehrspieler jemals wieder sein altes Leistungsniveau erreichen kann, verlängerte der Klub Moisanders auslaufenden Vertrag. „Wir hatten eigentlich vor meiner Verletzung schon ein Agreement, dass ich ein Jahr weitermachen soll“, sagt Moisander. „Es ist natürlich schön von Malmö, dass sie das Angebot nicht zurückgezogen haben.“

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Jetzt gilt wieder: lieber nach vorne als nach hinten schauen. In ein bis zwei Wochen soll Moisander nach monatelanger Reha erstmals wieder am Mannschaftstraining teilnehmen. Dann, so glaubt der Innenverteidiger, könnte er in weiteren drei, vier Wochen mit dem Team auch an den Spielbetrieb herangeführt werden. „Die Reha ist fast perfekt verlaufen, ich bin sehr zufrieden“, freut sich der frühere Werder-Kapitän. Mehr noch: „Ich fühle mich im Moment sehr, sehr stark.“ Und dennoch: Auch er weiß, dass das alles keine Garantie ist. Mannschaftstraining, Spiele, Kontaktsport – „das ist noch mal ein anderes Ding“.

Am 1. April beginnt die neue Saison in der Allsvenskan, die über das Kalenderjahr hinweg ausgetragen wird. An den ersten Spieltagen wird Moisander noch kein Thema für den Kader sein, aber vielleicht dann. „Ich will den Fußball genießen und so viele Spiele spielen wie möglich. Wir werden sehen, wie viele es werden“, sagt er. „Ich versuche, Tag für Tag und Woche für Woche zu leben. Es war eine große Verletzung, aber ich fühle mich sehr gut und bin sicher, dass ich meine Spiele bekomme.“ Er wolle noch einmal alles geben – „110 Prozent bis zum Ende“. Und vielleicht muss auch das jetzige Jahr noch nicht sein letztes sein.

Nach der Saison – ob es weiter geht oder nicht – hätte er dann jedenfalls mal wieder Zeit für etwas anderes: einen Besuch in Bremen. „Das würde ich gerne machen. Das ist bisher nicht möglich gewesen, aber sicher in Planung.“ Denn Werder und Bremen werden für Niklas Moisander immer eine Herzensangelegenheit sein. „Die letzten zwei Jahre dort waren schwierige Jahre, aber generell war es positiv, und ich bin stolz, dass ich für Werder gespielt habe“, sagt er. „Das Weserstadion ist ein geiles Stadion. Es war immer ein schönes Gefühl, da zu spielen. Die Fans waren unglaublich gut.“

Natürlich ist Moisander froh, dass Werder den direkten Wiederaufstieg geschafft hat. „Es ist schön zu sehen, dass Werder zurück in der Bundesliga ist, schön für die Stadt und den Verein.“ Trainer Ole Werner habe einen „super, super Job“ gemacht, die Mannschaft sehe „sehr stabil“ aus, freut sich der Abwehrmann und sagt: „Ich bin stolz auf die Jungs.“ Moisander ist sich ganz sicher, dass die Saison für die Grün-Weißen ein gutes Ende nehmen wird. Ist ja im Prinzip eine Geschichte wie bei ihm nach seiner brutalen Verletzung: Hinfallen, Aufstehen, Weitermachen.

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