Ganz am Ende der vergangenen Zweitligasaison, da feierte natürlich auch Leonardo Bittencourt ausgelassen mit seinen Kollegen die verdiente Bundesliga-Rückkehr. Schließlich hatte der Werder-Profi mit seinem Verein das große Ziel erreicht – was aber nichts daran ändern dürfte, dass er im Rückblick auf die Spielzeit 2021/22 nicht rundum zufrieden ist. Beim Aufstieg hatte Bittencourt aus verschiedenen Gründen nicht die Rolle gespielt, die er sich selbst vorgenommen hatte. Im neuen Jahr soll nun alles besser werden, weshalb Bittencourt während der Vorbereitung verbissen Extraschichten schiebt.
Clemens Fritz, Werders Leiter Profifußball, ist das Engagement des 28-Jährigen nicht entgangen. "Man merkt bei ihm einfach, dass er sehr eifrig ist, dass er den Ansporn hat, es in der neuen Saison besser zu machen. Das sieht man im Training und in den Testspielen", sagte der 41-Jährige. Und Bittencourt scheint es mit seinem Vorhaben wirklich ernst zu sein: Als seine Mitspieler nach dem Trainingslager im Zillertal kürzlich zwei freie Tage genossen, quälte sich der Offensivmann bei einem privaten Fitnesstrainer in Köln.
Im vergangenen Jahr war für den Profi viel schief gelaufen. "Es gibt ja Gründe dafür, warum es für ihn nicht optimal lief", sagte Fritz – und zählte auf: "Leo hatte eine hervorragende Vorbereitung gespielt, hat sich dann aber im Testspiel in Rotterdam verletzt und ist länger ausgefallen. Später hatte er noch eine muskuläre Verletzung, und es kam eine Corona-Infektion dazu." Ergebnis: "Er konnte nie richtig in den Rhythmus finden." Am Ende des Zweitligajahres standen für Bittencourt 22 Ligaeinsätze, zwei Tore und vier Vorlagen zu Buche – zu wenig für einen erfahrenen Spieler, der auf dem Platz eine Führungsrolle für sich reklamiert.
In der Bundesliga will und muss sich Bittencourt anders präsentieren – in Neuzugang Jens Stage, für den Werder vier Millionen Euro an den FC Kopenhagen überwiesen hat, ist schließlich ein neuer Konkurrent in Sachen Startelf-Platz hinzugekommen. Auch Romano Schmid und Niklas Schmidt wollen bei der Besetzung der Achterpositionen ein Wörtchen mitreden. Zudem könnte dort auch Talent Nick Woltemade zum Einsatz kommen. Heißt: Zu wenig Alternativen hat Cheftrainer Ole Werner definitiv nicht im Kader.
Da kann es für Bittencourt nicht schaden, in der Vorbereitung Gas zu geben – zumal gleich das erste Bremer Pflichtspiel der neuen Saison ein ganz besonderes für ihn ist. In der ersten Runde des DFB-Pokals gastiert Werder am Montag, 1. August, beim Regionallisten FC Energie Cottbus, dem Heimatverein Bittencourts.