Ein paar harte Trainingseinheiten hat er bereits in den Beinen, nun auch die ersten Testspielminuten. Und die Autogramm- und Fotojäger hatten es natürlich auch bei der Stippvisite des SV Werder Bremen in Westerstede wieder auf den Topstürmer abgesehen. Die drängendste Frage ist und bleibt allerdings, ob der Niclas Füllkrug auch in der kommenden Saison für die Grün-Weißen auflaufen wird. Und als der 30-Jährige am späten Sonntagnachmittag nach dem 3:1 gegen den VfB Oldenburg zu den wartenden Journalisten schlenderte, wird er geahnt haben, dass er genau darauf eine Antwort parat haben sollte. Hatte er dann auch – eine endgültige Entscheidung gibt es trotzdem auch weiterhin nicht.
„Es dreht sich hin und her, das ist Wahnsinn. Es gab Tage, an denen wir uns näher waren und dann wieder welche, an denen wir weiter weg voneinander waren“, gestand Füllkrug. „Das ist alles ein Prozess. Wohin er am Ende führt, das weiß ich selbst jetzt noch nicht. Das kann ich nur so ehrlich kommunizieren, weil ich immer ein Freund davon bin, ehrlich zu sein.“
Dass die bevorzugte Wahrheit aber manchmal auch schmerzhaft sein kann, weiß der Torjäger aus eigener Erfahrung. Schließlich habe auch Werder, so schildert es Füllkrug, immer wieder offen kommuniziert, dass es wichtig sei, Einnahmen zu generieren. „Was für mich nicht immer unbedingt schön zu hören ist“, gab er zu. „Aber das ist das Geschäft, nur das ist es eben auch andersherum. Wir reden da aber ganz ordentlich und fair miteinander und ich glaube, dass das auch das Wichtigste ist.“
Allerdings wird seit Wochen und Monaten eben nicht nur mit, sondern auch viel über Niclas Füllkrug und dessen Zukunft geredet. Das kann einen Profi durchaus beschäftigen. „Natürlich spielt es im Alltag eine Rolle und man macht sich seine Gedanken darüber, weil der Job das ist, was man jeden Tag ausübt, in den man viel Zeit steckt und von dem der Wohnort abhängig ist“, schilderte er. „Das gehört dazu, ich versuche aber, entspannt zu sein und die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen. Am Ende kommt es so, wie es kommen soll.“
Aktuell wird jedenfalls fleißig verhandelt. Werder hat Füllkrug ein erstes Angebot unterbreitet, unter anderem ist eine nicht unerhebliche Gehaltsanpassung vorgesehen. Nach Informationen unserer Deichstube sieht das neue Arbeitspapier zudem vor, dass Füllkrugs festes Einkommen nach einer Saison wieder sinkt, genauso wie in der Spielzeit darauf. Und dieses letzte Vertragsjahr (Saison 2025/26) ist auch nur optional. Der entsprechende Artikel der Deichstube, der kurz vor der Partie in Westerstede erschien, ist auch Füllkrug selbst nicht verborgen geblieben.
Und der Offensivmann war durchaus überrascht. „Man wundert sich dann doch, wie viele Dinge in der Presse landen und dann auch stimmen“, erklärte er lachend, wollte aber kein zusätzliches Futter liefern. „Ich werde hier keine Interna ausquatschen, weil das für mich ganz wichtig ist. Ich habe heute eine Geschichte gelesen, in der sehr viele Details stehen – und es ist schon immer verwunderlich, wo diese Details herkommen“, sagte er. „Ich kenne natürlich alle Details, deshalb ist es am besten, wenn ich da gar nicht so viel Stellung beziehe. Das ist eine Sache zwischen mir und Werder.“
Füllkrug über Verhältnis zu Werder: Wir haben keinen Bruch
Eine Sache machte Füllkrug aber noch unmissverständlich deutlich. Die Melodie der bisherigen Gespräche sei harmonisch und beinhalte keinerlei negative Schwingungen. „Es ist nicht so, dass wir miteinander einen Bruch haben“, betonte der Werder-Profi. „Wir sind ganz normal in Gesprächen.“

Niclas Füllkrug in Aktion beim 3:1-Testspielsieg des SV Werder gegen den VfB Oldenburg.
Und beinahe schon entsetzt reagierte Füllkrug auf die Frage, ob der finanzielle Aspekt der entscheidendste bei der gesamten Lösungssuche sei. „Nein, wie kommen Sie da drauf?!“, entgegnete er dem Fragesteller. „Natürlich ist das Geld ein Punkt, den man immer in Betracht ziehen muss, weil er auch ein Stück weit Wertschätzung ausdrückt. Es ist aber nur ein Punkt und nichts, was mich für etwas überzeugen würde.“ Andere Faktoren seien bedeutender. „Ich denke, dass wir auch hier eine Mannschaft haben, die im nächsten Jahr den nächsten Schritt machen kann. Und wir haben einen Trainer, der sehr klar in seinen Vorstellungen ist – und das finde ich immer sehr, sehr wichtig.“
In Hektik will Niclas Füllkrug jedenfalls nicht verfallen. „Ich habe ja noch einen Vertrag hier, von daher brauche ich keine bestimmte Deadline. Ich bin da total entspannt“, hob er hervor. „Werder ist für mich noch immer ein Verein, der mir sehr, sehr viel bedeutet und eine gute Option für mich ist.“ Auch weil er die oft zitierte Wertschätzung weiterhin „komplett“ spüre. „Die letzte Saison war Wertschätzung von beiden Seiten. Ich habe vor einem Jahr einen neuen Vertrag zu deutlich verringerten Bezügen unterschrieben und auch in dem Jahr war Werder handlungsfähig, um andere Dinge zu tun. Trotzdem habe ich es gemacht, war fair und habe die Situation des Vereins verstanden. Genauso ist es jetzt auch“, erklärte Füllkrug. „Am Ende des Prozesses, der mal Tage, Wochen oder eben auch Monate dauern kann, müssen wir dann genau schauen, ob es das ist, hinter dem beide Seiten zu 100 Prozent stehen oder eben nicht.“