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Werder-Kolumne Gelbsperren führten bei Werder zu kuriosen Anekdoten

Das Thema Gelbsperren beschäftigt Werder im Aufstiegsrennen. Ein Blick zurück zeigt, dass es schon früher viel Wirbel um solche Sperren gab. In den Hauptrollen: Ailton, Claudio Pizarro und Oliver Reck...
04.04.2022, 18:01 Uhr
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Gelbsperren führten bei Werder zu kuriosen Anekdoten
Von Jean-Julien Beer

Nun also Anthony Jung: Werders Routinier wird das Spitzenspiel am Sonnabend beim FC St. Pauli (13.30 Uhr) verpassen. Nach vier Gelben Karten sah er gegen Sandhausen die fünfte und handelte sich damit eine Gelbsperre ein. Die gelbe Gefahr könnte im Aufstiegskampf noch wichtig werden: Gleich vier weitere Spieler sind bei Werder mit vier Karten vorbelastet, ihnen droht in den wichtigen Wochen ebenfalls eine Sperre. Nach Jung sind das Marvin Ducksch, Milos Veljkovic, Christian Groß und Ilia Gruev.

Besonders bitter wäre eine Sperre des Toptorjägers Ducksch, der schon 16 Tore und neun Vorlagen auf dem Konto hat. Allerdings droht ihm die Sperre schon lange, seit dem 12. Spieltag. Damals sah er im Hinspiel gegen St. Pauli zum vierten Mal Gelb. Seither kam keine Karte dazu. Übrigens: Die Hälfte seiner Gelben Karten brachte Ducksch aus Hannover mit, er sah im Trikot der 96er an den ersten vier Spieltagen gleich zweimal Gelb, schoss aber nur ein Tor – und das am ersten Spieltag gegen Werder.

Wenn Ducksch doch eine Gelbsperre bekäme, könnte das ein buntes Kapitel für Werders Geschichtsbücher werden. Ein gelbgesperrter Ducksch, der ein Spiel im Fanblock verfolgt – das würde Erinnerungen wecken an zwei sehr unterhaltsame Gelbsperren aus der Ära des Trainers Thomas Schaaf. Mehr als 20 Jahre ist das schon her, aber zeitlos schön: Damals spielten die Südamerikaner Ailton und Claudio Pizarro im Bremer Sturm und standen zwei Wochen vor den Weihnachtsferien ebenfalls bei vier Gelben Karten. Eine Verwarnung im vorletzten Spiel vor den Feiertagen hätte also zu einer Sperre geführt, und das zufälligerweise kurz vor dem Fest, das beide Spieler gerne daheim im warmen Südamerika verbrachten. Also eine Woche früher Weihnachtsurlaub? Auf die Idee kann man kommen. Selbst wenn beide Spieler bis heute beteuern, dass sie nicht an einen früheren Heimflug gedacht hätten, wussten sie genau, dass alle anderen im Verein die Sache im Hinterkopf hatten.

Und dann kam es, das Spiel in Cottbus am 17. Dezember 2000. Ailton stand in der Startelf und sagte noch zu Pizarro, der zunächst auf der Bank Platz nahm: „Claudio, es kann passieren, dass ich eine Gelbe Karte bekomme. Wenn du eingewechselt wirst, bleib‘ ruhig. Wir dürfen nicht beide eine Gelbe Karte bekommen.“ Pizarro habe ihm geantwortet, das sei für ihn okay, er wolle gar kein Gelb.

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Doch es kam, wie man es bei Werder befürchtete: Ailton sah eine Gelbe Karte, und als Pizarro ins Spiel kam, erhielt er ebenfalls seine fünfte Verwarnung. Der Kugelblitz erinnert sich so: „Alle dachten, dass Claudio und ich uns abgesprochen hätten, um früher nach Hause fliegen zu können. Aber das stimmt nicht. Ich habe noch zu ihm gesagt: Wenn du auch noch eine bekommst, kriegen wir Probleme.“

Er sollte damit richtig liegen. Drei Tage später stand für Werder ein Nachholspiel in Unterhaching an. Nach vorzeitigem Weihnachtsurlaub für seine beiden Lausbuben stand Schaaf nicht der Sinn, er nahm sie trotz Gelbsperre mit ins laut Ailton damals „sehr kalte Bayern“. Der Brasilianer und der Peruaner mussten dort das Spiel mitten unter den Werder-Fans anschauen, ein 0:0 bei eisigen Temperaturen. Zu allem Überfluss gab es noch ein Problem mit dem Rückflug nach Bremen, weshalb die Mannschaft elf Stunden mit dem Bus nach Hause fuhr. Erst danach konnten Ailton und Pizarro in ihren Weihnachtsurlaub fliegen…

Noch blöder erwischte die gelbe Gefahr Oliver Reck. Werders langjähriger Torhüter fehlte ausgerechnet im Europapokalfinale 1992 gegen Monaco wegen einer Gelbsperre. Das Problem dabei war nicht die zweite Verwarnung im Halbfinalrückspiel gegen Brügge wegen einer Rangelei mit Daniel Amokachi. Reck: „Die Karte war in Ordnung, da habe ich mich fürs Team geopfert. Aber die erste Gelbe Karte im Viertelfinale in Istanbul war ungerecht.“ Dort hatte es im März wie wild geschneit, und Reck war den von türkischen Fans beim Ballholen hinter seinem Tor mit Schneebällen beworfen worden. Als er den Abstoß ausführen wollte, verwarnte ihn der Schiedsrichter wegen Zeitspiels.

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So stand im Endspiel Jürgen Rollmann im Bremer Tor, was Uli Borowka später so kommentierte: „Wir wollten nicht, dass im Endspiel ein Ball aufs Tor kommt, denn wir hatten kein großes Vertrauen zu Rollmann. Den fanden wir zwar nicht schlecht, aber wir kannten ihn eigentlich nur aus dem Training.“

Werder gewann trotz der Gelbsperre und schrieb Geschichte. Ein Satz, der sich im jetzigen Saisonfinale vielleicht ja noch wiederholt...

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