Manchmal gibt es das ja. Da ist jemand nicht anwesend, trägt zum Tagesgeschehen also überhaupt nichts bei, und ist trotzdem heißes Gesprächsthema – gerade weil er nicht anwesend ist. Im Falle von Ilia Gruev war das am Samstagnachmittag so. Während des DFB-Pokalspiels des SV Werder Bremen, das letztlich blamabel mit 2:3 beim Drittligisten Viktoria Köln verloren ging, zählte der 23-Jährige nicht zum Aufgebot des Bundesligisten, was nicht etwa an gesundheitlichen Gründen lag.
- Lesen Sie auch: Werder Bremen fliegt trotz zweimaliger Führung aus dem DFB-Pokal
Vielmehr trägt sich Gruev offenbar mit Wechselgedanken herum und dürfte das nach der Verpflichtung von Senne Lynen, der vor wenigen Tagen für zwei Millionen Euro vom belgischen Erstligisten Royal Union Saint Gilloise kam, auch intern so kommuniziert haben. Werder machte um die Personalie Gruev am Rande des Pokalspiels aber fast schon ein Geheimnis und gab keinen offiziellen Grund für das Fehlen des Spielers an. Cheftrainer Ole Werner wich zudem späteren Nachfragen aus.
Darauf angesprochen, ob Gruev nicht dabei gewesen sei, weil er einen Transfer anstrebt, sagte der 35-Jährige: „Ich weiß gar nicht, ob er vor einem Wechsel steht, ehrlich gesagt. Es war einfach so, dass wir Senne mitnehmen wollten, weil er noch neu bei uns ist und wir ihn weiter integrieren müssen. Und wenn ich einen neuen Spieler mitnehme, muss ich eben einen anderen zu Hause lassen. So bitter, wie das ist.“
Es waren Sätze, die sicherlich prima als Erklärung dafür getaugt hätten, warum ein Nachwuchstalent dieses Mal leider keine Chance bekommen hat. Allerdings hat Gruev diesen Status bei Werder längst hinter sich gelassen. Auch Werner hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, dass dem bulgarischen Nationalspieler die Zukunft auf der Bremer Sechserposition gehören soll. Das scheint nun nicht mehr so zu sein. Zumindest muss der Profi die Lynen-Verpflichtung als klares Signal verstanden haben, dass der Verein ihm nicht mehr uneingeschränkt vertraut.
„Ich gehe davon aus, dass er in der nächsten Woche mit uns trainiert. Im nächsten Spiel kann es dann auch durchaus so sein, dass er wieder im Kader steht“, sagte Werner, der vor dem Pokalduell laut eigener Aussage das Gespräch mit Gruev gesucht hatte. Ergebnis: Das Bremer Eigengewächs wurde vom Trainer aus dem Aufgebot gestrichen. Werner bestätigte in Köln, dass dies nicht auf Gruevs Wunsch hin geschehen sei. „Davon gehe ich aus“, sagte er auf die Frage, ob Gruev in Köln gerne gespielt hätte. Gut möglich also, dass Werder in wenigen Tagen doch noch eine offizielle Meldung zum Bulgaren rausgibt: nämlich die seines Abgangs. Gruevs Vertrag in Bremen läuft noch bis 2025. Sein Marktwert wird vom Branchenportal „transfermarkt.de“ auf drei Millionen Euro geschätzt. Interessenten soll es sowohl in der Bundesliga als auch in England, Holland und Italien geben.