Der Frust war groß nach dem frühen Pokal-K.o. des SV Werder Bremen. Niclas Füllkrug war sogar richtig genervt. Um klare Worte ist der Topstürmer der Bremer ohnehin nicht verlegen, entsprechend stark musste er sich nach dem 2:3 (1:0) beim Drittligisten Viktoria Köln zügeln. An Deutlichkeit mangelte es seinen Aussagen trotzdem nicht. Vor allem die Werder-Defensive bekam ihr Fett weg, nachdem wieder einmal eklatante Fehler ein besseres Resultat der Mannschaft verhindert hatten. Eine Entwicklung, die sich womöglich auch auf einen Verbleib von Niclas Füllkrug bei Werder auswirken könnte.
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Die Partie im Rheinland hatte schon ziemlich schlecht für die Bremer begonnen. Innenverteidiger Amos Pieper flog bereits in der elften Minute wegen einer Notbremse vom Platz. „Wie clever das jetzt war, sich da eine Rote Karte abzuholen, sei mal dahingestellt“, zürnte Füllkrug. „Aber solche Situationen passieren uns leider häufiger, das ist nicht das erste Mal. Dadurch leidet man dann als gesamte Mannschaft.“ Doch Pieper allein war nicht Gegenstand der Kritik des 30-Jährigen, der trotz der Unterzahl selbst per Strafstoß zum zwischenzeitlichen 2:1 (77.) getroffen hatte. „Wir haben noch viel Gutes gezeigt und gute Möglichkeiten gehabt, vorne viele Nadelstiche gesetzt und zwei Tore geschossen. Das spricht wieder für unsere Offensive und zeigt, dass wir dort kein großes Problem haben“, urteilte Füllkrug.
Dafür in der Defensive. Zum nun schon 13. Mal in Folge hat Werder saisonübergreifend in einer Pflichtpartie nicht zu null gespielt, auch während der Vorbereitung hatte der Gegner stets über mindestens einen Treffer jubeln dürfen. Ein Trend, der dem deutschen Nationalspieler gar nicht schmeckt. „Es liegt natürlich am Trainerteam und an der Vereinsführung, das zu analysieren. Das muss man ja ganz ehrlich sagen“, betonte Füllkrug. Und weiter: „Es ist ja nicht das erste Mal, dass das passiert. Es gibt da nur drei Möglichkeiten: Entweder liegt es an den individuellen Themen, also an einzelnen Spielern. Oder es liegt am mannschaftlichen Verteidigen. Oder aber daran, dass wir als Offensivspieler die Defensive nicht genügend unterstützen.“
Welchen dieser genannten Faktoren er persönlich als Wurzel des Unheils ansieht, wollte er partout nicht verraten. Doch er fragte vielsagend mit Blick auf Chefcoach Ole Werner, der im Nachgang der Pokal-Schlappe erklärt hatte, dass hinten nicht intensiv genug verteidigt worden sei: „Das ist ja eigentlich klar und deutlich, oder?“ An fehlenden Transfers sei die Pleite jedenfalls nur bedingt festzumachen. „Ich weiß jetzt nicht, ob uns da ein neuer Linksverteidiger bei den drei Gegentoren geholfen hätte“, machte Füllkrug unmissverständlich klar.
Wie sieht Füllkrugs Zukunft aus?
Es dürfte jetzt hinter verschlossenen Türen also erstmal ein wenig ungemütlicher werden – zumal am kommenden Freitag ausgerechnet gegen Rekordmeister Bayern München um Top-Neuzugang Harry Kane der Bundesliga-Auftakt ansteht. „Man muss einen Mittelweg finden: Sich ehrlich kritisieren, nicht hinter dem Rücken“, meinte Füllkrug. „Aber man darf sich auch nicht zerstören.“ Und um genau das nicht öffentlich zu tun, war der Stürmer sichtlich darum bemüht, seine eigenen Emotionen wieder herunterzukühlen. Gerade bei ihm wird schließlich ganz genau hingeschaut. Nicht nur, weil er Werders neuer Vize-Kapitän ist, sondern weil es in diesen Wochen ja auch um seine sportliche Zukunft geht. Und da können Erlebnisse wie diese in Köln durchaus hinderlich dabei sein, Füllkrug von einem Verbleib an der Weser zu überzeugen. „Wichtig ist für mich, dass wir eine Mannschaft haben, an die wir alle glauben. Mit der wir eine bessere Saison spielen können als im letzten Jahr und paar Dellen auslassen“, unterstrich der Torjäger. „Dann wären wir nämlich auf einer anderen Platzierung gelandet.“
Ob er geht oder bleibt – Füllkrug weiß es nach eigenem Bekunden noch immer nicht. Einen Schaden für die Mannschaft aufgrund der ungeklärten Personalie erkennt er aber nicht. „Das Team weiß, was Sache ist. Wir spielen immer mit offenen Karten“, unterstrich Füllkrug. „Ich arbeite professionell. Es wäre einfacher gewesen, wäre es schneller gegangen. Aber das kann ich als Einzelperson nicht immer beeinflussen. Es gehören immer mehrere Seiten dazu.“
Und eben auch Werders Entwicklung. Auch in den nächsten Wochen. Denn bei der Frage, welchen Einfluss der jetzige Kurs auf seine Entscheidung haben könnte, überlegte Füllkrug einige Zeit, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sagte nach einem Seufzer: „Das kann ich nicht sagen.“ Er wirkte dabei nicht so, als würde er es tatsächlich nicht können, sondern lieber nicht wollen. Und damit hatte er irgendwie dann doch eine ganze Menge gesagt.