Wenn man sich mit Senne Lynen auseinandersetzt, mit seiner Spielweise, seinen Stärken und Schwächen, ganz grundsätzlich mit seiner Art des Fußballspielens, dann entsteht relativ schnell ein Bild. Es zeigt einen grundsoliden Mittelfeldarbeiter, der das klare Zuspiel dem Risikopass vorzieht, der ohne jeden Schnörkel auskommt, ein Mann für den Maschinenraum ist. Was die Frage aufwirft, ob das Spiel des SV Werder Bremen mit dem belgischen Neuzugang auf der Sechserposition in der kommenden Saison womöglich defensiver ausgerichtet wird. Angesichts von 64 Gegentoren in der Serie 2022/23 - nur drei Vereine kassierten mehr - wäre das ein nachvollziehbarer Ansatz, den Werder mit der Verpflichtung Lynens aber nicht anstrebt, wie Cheftrainer Ole Werner erklärt.
"Ich sehe es nicht so, dass Senne ausschließlich defensiv denkt oder nur im Spiel gegen den Ball aktiv ist", sagt der 35-Jährige - und betont: "Er ist auch jemand, der durchaus Fußballspielen kann." Soll heißen: Von dem auch Offensivaktionen erwartet werden dürfen. In der abgelaufenen Saison der belgischen Jupiler Pro League schoss Lynen in 32 Einsätzen ein Tor für das Überraschungsteam Royale Union Saint Gilloise, mit dem er am Ende Tabellenzweiter wurde. Sechs weitere Treffer bereitete er vor. Zahlen, gegen die auch in Bremen niemand etwas einzuwenden hätte.
"Senne ist jemand, der sehr laufstark ist und eine gute Balance ins Spiel bringen kann", sagt Werner und lobt zudem Lynens "gute Absicherung" und "technisch sauberes Passspiel". Zudem bewege sich der 24-Jährige gut in den Zwischenräumen, was in Sachen Offensivakzente freilich nützlich sein kann.
Bis Senne Lynen seine Stärken im Werder-Dress allerdings vollumfänglich zeigen kann, dürfte es noch etwas dauern. Schließlich ist er erst seit einigen Tagen in Bremen und muss zunächst einmal in der neuen Umgebung ankommen. "Er muss sich natürlich noch ein bisschen zurechtfinden", sagt Werner, "und dabei helfen wir ihm, auf und neben dem Platz". Von den Anforderungen her bestehe eben ein gewisser Unterschied zwischen den ersten Ligen in Belgien und Deutschland.
"Es wird bei Senne sicherlich ein Prozess, der über die nächsten Wochen läuft", kündigt Werner an. Mit den ersten Tagen des neuen Sechser am Osterdeich ist der Chefcoach aber schon mal sehr zufrieden: "Er macht wirklich einen positiven Eindruck."