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Kolumne von Jörg Wontorra Die ersten sechs Spiele sind für Werder besonders wichtig

Endlich wieder Bundesliga-Fußball in Bremen! Ein Jahr lang haben Fans und Verantwortliche darauf gewartet. Doch wie stehen Werders Chancen, die Klasse zu halten? Das schätzt Jörg Wontorra in seiner Kolumne ein.
06.08.2022, 05:00 Uhr
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Von Jörg Wontorra

Na endlich! Endlich wieder Bundesliga nach dieser langen, langen Abstinenz, und das wurde ja auch Zeit. Denn für den Werder-Fan war es halt nicht nur die übliche zehnwöchige Enthaltsamkeit im Sommer, sondern ein ganzes Jahr, in dem die Granden der deutschen Fußballszene das Weserstadion einfach links liegen ließen. Bayern, Dortmund, Leipzig – alle nicht da, nur der HSV. Das tat ganz schön weh, und da half es auch der geschundenen grün-weißen Seele kaum weiter, sich die Stippvisite in der zweiten Liga noch schönreden zu wollen. Zum Beispiel mit dem Argument, dass Werder im Laufe einer Saison mal wieder mehr Spiele gewonnen als verloren hat.

Ein netter Ansatz zwar, um ohne größere psychische Schäden über den Abstieg hinwegzukommen, aber trotzdem: Erste Liga ist einfach besser. Und vielleicht kommt der HSV da ja auch noch mal hin, dann hätte Werder im Regelfall schon mal mindestens vier Punkte sicher.

Werder könnte gut in Bundesliga-Saison starten

Wie aber ist der Klub nun aktuell aufgestellt, und reicht es aus, um sich auf Anhieb wieder in der Beletage zu etablieren? Drei Dinge könnten bei der Analyse geeignet sein als wichtige Indikatoren: der Kader, der Zustand der Mannschaft und auch der Spielplan. Für einen Aufsteiger besonders wichtig: der Einstieg, das erste Sixpack.

Da kommen Werders Gegner im Zweier-Rhythmus daher. Zunächst zwei, die man schlagen könnte, nämlich Wolfsburg und Stuttgart. Dann zwei, die übermächtig erscheinen, die Champions-League-Giganten aus Dortmund und Frankfurt. Und schließlich zwei, die man schlagen muss, denn wen will man sonst noch hinter sich lassen, wenn nicht Bochum und Augsburg. 

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Bei optimistischer Betrachtung kann das unterm Strich bis Mitte September zehn Punkte bringen und wäre der Grundstein für einen geordneten Wiedereinstieg in das Reich der Großen. Dabei wird aber schon der Auftakt in Wolfsburg richtungsweisend sein. Und siehe da, ich prognostiziere, dass Werder eine Chance hat, auch, wenn der VfL als Favorit gilt. Erster Grund: Nur in diesem frühen Stadium der Saison scheint es möglich, den Gegner trotz seiner unstrittig vorhandenen höheren Qualität zu ärgern, denn er ist noch nicht eingespielt. Zweiter Grund, und da sind wir beim Zustand der Mannschaft: Der wird bei Werder durch den Aufstieg nicht wirklich schlechter geworden sein. Im Gegenteil: Das Team dürfte neues Selbstbewusstsein entwickelt haben, und es ist auch mit Typen gesegnet, die wissen, wie man Schwung und Euphorie aus dem jüngsten Erfolgserlebnis in die neue Saison mitnimmt.

Werder-Kader ist gut und breit besetzt – und da könnte das Problem liegen

Schließlich der Kader: Im Gegensatz zum Vorjahr meldeten die Macher schon relativ frühzeitig Vollzug, was die Integration der Neuzugänge sicher erleichtert (Ausnahme Weiser, aber der ist ja auch nicht wirklich ein Neuer). Zudem machen die getätigten Transfers Sinn, denn dadurch ist jede Position doppelt und fast gleich gut besetzt. Und trotz enger finanzieller Spielräume scheint es Frank Baumann und Clemens Fritz gelungen zu sein, dieses Mal ausnahmslos erstligataugliche Arbeitskräfte zu verpflichten. War nicht immer so, denn bei Assalé und Mai schien sogar die Zweitliga-Eignung umstritten.

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Komisch nur, dass zum Pflichtspiel-Auftakt in Cottbus nur zwei von fünf Neuen in der Startelf standen und ansonsten das Aufstiegspersonal ran durfte. Das spricht dann irgendwie doch nicht für einen echten Qualitätsschub durch die Transfers. Insgesamt aber hat dieser Kader das Potenzial, um Werder in der Klasse zu halten. Einziges Manko: Er ist einfach verdammt groß. 29 Profis, das heißt, wenn alle gesund sind, sitzen neun von ihnen nicht mal auf der Bank, sondern auf der Tribüne. Das kann Unruhe im Team stiften, und das bindet ganz schön viel Geld, das man in einen Hochkaräter stecken könnte, wenn man auf vier Mitläufer verzichten würde. Weniger kann also manchmal mehr sein, was aber die Arbeit der sportlichen Leitung bei Werder nicht in Frage stellen soll, denn erst mal haben sie uns die Bundesliga zurückgebracht. Endlich! Ich bin richtig heiß drauf, und darum fahre ich auch nach Wolfsburg.

Zur Person

Jörg Wontorra

ist als Sportmoderator eine Legende. Im wöchentlichen Wechsel mit Oliver Reck, Lou Richter und Christian Stoll schreibt Jörg ­Wontorra in seiner Kolumne für den WESER-KURIER, was ihm im Fußball-­Geschehen aufgefallen ist.

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