Meine letzte Werder-Kolumne in diesem Jahr will ich zum Anlass nehmen für einen auf die bislang recht durchwachsene Saison gerichteten Rückblick und einen Ausblick.. An das Pokal-Aus in der ersten Runde beim Drittligisten Viktoria Köln – weitgehend in Unterzahl – mag ich mich kaum noch erinnern. Genau wie an das erste Ligaspiel zu Hause: Gegen die Bayern aus München hat wohl niemand einen Triumph erwartet, aber eine 0:4-Niederlage zum Saisonstart baut eine Mannschaft nicht gerade auf.

Die langjährige Bremer Sportsenatorin Anja Stahmann (56) schreibt im Wechsel mit Jörg Wontorra, Lou Richter, Christian Stoll und Oliver Reck für unsere Zeitung, was ihr bei Werder aufgefallen ist.
Den ersten Hoffnungsschimmer gab es am dritten Spieltag mit einem erfreulich deutlichen 4:0 gegen Mainz. Es folgte ein Auf und Ab im Mittelfeld der Liga. Zuletzt hat das 2:0 gegen Augsburg nach der ärgerlichen Niederlage gegen Stuttgart zumindest für den Moment die allergrößten Sorgen verjagt. Denn das Ergebnis in Stuttgart kam zwar nicht unerwartet, erschreckend war jedoch, wie wehr- und ideenlos Werder sich seinem Schicksal ergeben hat.
Nun stehen nach 14 Spieltagen 14 Punkte zu Buche. Das reicht für Platz 12 und ist insofern erfreulich, als Werder, gemessen am Wert seines Kaders auf der Tabelle von transfermarkt.de, gerade mal für Platz 15 gut wäre – vor Bochum, Heidenheim und Darmstadt. Allerdings beträgt der Abstand zum Relegationsplatz nur vier und zu einem direkten Abstiegsplatz nur fünf Punkte. Es bleibt also, wie erwartet, eine Saison, in der nicht die internationalen Wettbewerbe das Ziel sind, sondern allein der Klassenerhalt.
Zur Veranschaulichung möchte ich gerne mal die Rechenmaschine anwerfen: Wenn Werder weiter im Schnitt bei einem Punkt pro Spiel bleibt, wären das am Ende 34 Punkte. Das hat in der letzten Saison dem FC Augsburg ausgereicht, sich auf Platz 15 den Klassenerhalt zu sichern.
Am 14. Spieltag der letzten Saison setzte es in München ein 6:1 für die Bayern. Das war leicht zu verschmerzen, denn da hatte Werder sich bereits beachtliche 21 Zähler gesichert und stand auf Platz 7 – mit immerhin 1,5 Punkten pro Spiel. Wäre es so weitergegangen, hätte sich das auf 51 Punkte summiert und für Platz 6 gereicht. Stattdessen wurde die Rückrunde mit 21 Zählern beendet. Bis zum Schluss der Saison kamen nur 15 hinzu – Platz 13.
Nehmen wir an, Werder hält den aktuellen Schnitt von einem Punkt pro Spiel, beendet also die Hinrunde mit 17 Punkten. Bei einer Rückrunde wie in der letzten Saison würde sich das auf 32 Punkte summieren, was gerade für den Relegationsplatz gereicht hätte. Dort stand damals der VfB Stuttgart, heute die Überraschungsmannschaft der Stunde.
Werder muss also zumindest das jetzige Niveau halten, sich besser sogar steigern. Was heißt das? Alle Siege wurden zu Hause und gegen Gegner eingefahren, die – bei allem Respekt – zur Kategorie „schlagbar“ gehören: Mainz, Köln und Augsburg sowie ein zum damaligen Zeitpunkt gänzlich indisponiertes Team von Union Berlin. Den direkten Mitkonkurrenten Heidenheim und Darmstadt hingegen wurden die Punkte überlassen – zwei Spiele mit 2:4.
So schön es auch ist, dass Werder im heimischen Stadion mit Platz 8 der Heimtabelle wieder eine Macht ist, so muss doch dringend an der Auswärtsschwäche gearbeitet werden. Hier schlägt ein kläglicher Zähler aus dem Spiel in Wolfsburg zu Buche. Schlechter fällt die Bilanz nur noch für Aufsteiger Heidenheim aus. Auch die unerschütterlichen Fans, die keine Anreise scheuen, um den SVW zu unterstützen, haben Besseres verdient. Denn natürlich wird die Nummer 12 wieder eine wichtige Rolle spielen – ob an der Weser oder auswärts. Allzu viele Stimmungskiller sollte sich die Mannschaft daher nicht erlauben. Und: Was es noch gar nicht gab, ist ein Spektakel mit gutem Ausgang, wie in der vergangenen Saison beim unvergessenen 3:2 in Dortmund. Ich hätte nichts dagegen, wenn etwas Ähnliches zum Abschluss der Hinrunde noch gelänge – am besten gleich im Freitagssspiel in Mönchengladbach.